2013/07/29

Special Edition: Vogue Met Gala 2013...


Die Met Gala, jene über-glamouröse Charity-Veranstaltung zu Gunsten des Fashion Institutes, gehört seit ein paar Jahren zu den unumstrittenen Highlights im Veranstaltungskalender der internationalen Modesociety und kann mit einem roten Teppich aufwarten, der mittlerweile den Oscars den Rang abläuft. Den Mode wird stets gefolgt und die hochkarätigen Gäste kommen entweder als Superhelden, in Vintage Poiret oder wie in diesem Jahr im most elegant punk style. Mit im Boot ist immer die amerikanische Vogue, die Gästeliste ist Chefsache von Anna Wintour. (Gwyneth Paltrow wird vielleicht im nächsten Jahr keine Einladung mehr erhalten. Sie hat den Abend im nachhinein als furchtbar langweilig und steif beschrieben, das wird Anna sicherlich gar nicht gefallen haben.)
Kein Wunder also, dass es eben auch eine Sonderausgabe zum Thema gibt. Gestern entdeckte ich diese im bislang besten Zeitschriftenladen der Rhein-Main-Gegend, mehr als Auswahl als im Frankfurter Hauptbahnhof hat man in dieser Gegend nirgendwo, kam aber bislang noch nicht wirklich dazu mich hineinzulesen. Dreimal durchgeblättert habe ich das Heft aber schon und freue mich auf mehr. Lohnenswert ist es auch, weil es die Geschichte dieser Veranstaltung beleuchtet und auch legendäre Ausstellungen Revue passieren lässt. 
Noch bis zum 19. August gibt es das Heft für 14,50 Euro am Kiosk, aber leider nicht in jedem.

Bildquelle: Vogue.com

2013/07/27

Nicht Bereit...


In einer Auflistung von Kleidungsstücken, die zwar die 1990-er Jahre prägten, die dann nach 2000 aber in der Schublade des Verdrängenswerten landeten, darf der Stringtanga eindeutig nicht fehlen. Dieses Stück Stoff findet sich in den Unterwäscheschubladen des modernen Mannes nur, wenn a) einen Fetisch für solcherlei Utensilien hat oder aber b) doch nicht so modern ist und die Schubladen zwar von oben bepackt, aber unten nicht von den Altlasten befreit werden. Vielleicht trifft aber auch ein weiterer Aspekt zu und die Tangabesitzer ist der Mode schon wieder einen Schritt voraus und sieht kommen was andere (und damit meine ich vor allem auch mich selbst) sich noch nicht auszumalen wagen: die Rückkehr des Stringtangas in den Kanon akzeptabler Männerunterwäsche.
Der niederländische Designer Sjaak Hullekes propagiert den 'Adam Thong' bereits auf seiner Website und empfiehlt ihn unter schmalen Anzughosen oder engen Jeans. Unterwascheränder die sich abzeichnen werden im Begleittext zu einem Problem, von dem ich persönlich zumindest noch nicht viel mitbekommen habe. Vielleicht aber reden Männer auch einfach nicht darüber und der Designer hat ein bislang verschwiegen gehütetes Geheimnis aufgetan? Es wird auch auf die Bekleidungsgeschichte verwiesen und darauf, dass der Tanga ja eine lange Tradition hat. Klar, es gab auch Zeiten da waren Schamkapseln schick oder Ritterrüstungen...
Ich für meinen Teil bin noch nicht soweit dem Tanga einen Platz in meiner Unterwäscheschubladen einzuräumen. Und sollte ich jemals Probleme mit sich abzeichnenden Unterhosen haben, dann lasse ich sie halt einfach weg. Das nennt sich männlicher Pragmatismus.

2013/07/25

Ein Paar Fakten Zu Edith Head...


Edith Head war eine der wichtigsten Kostümbildnerinnen Hollywoods und bereits zu Lebzeiten eine Legende. Sie gewann in ihrer Karriere acht Oscars, 1951 sogar zwei, denn da gab es noch Unterscheidungen zwischen Farbe und Schwarzweiß. Doch über diese kleine energische Dame gibt es noch ein paar weitere spannende Fakten zu erfahren...
  • Edith Head studierte romanische Sprachen und unterrichtete in den frühen 1920-er Jahren auch. Dies wurde ihr zu langweilig und durch Zufall stieß sie auf eine Anzeige der Paramount Studios, in der Kostümzeichner gesucht wurden. Eine eigene Mappe konnte sie nicht vorweisen, aber sie hatte einige gute Freunde an der Kunstakademie aus deren Skizzen sie sich einfach die besten aussuchte. Dieser Trick flog zwar auf, dennoch bekam sie einen Job und blieb 43 Jahre lang bei der Paramount. 
  • Edith Head hatte eine riesige Angst vor Zahnärzten. Schon in jungen waren ihr die Vorderzähne schwarz geworden und abgefault. Doch statt sie sich richten zu lassen, bastelte sie sich lieber Brücken aus Wachs und beschloss einfach nicht mehr zu lachen und den Mund stets geschlossen zu halten. Barbara Stanwyck, einer der Leinwandgöttinnen der 1930-er Jahre wollte sich das nicht länger mit ansehen, nahm Edith beiseite und sagte ihr direkt wie grauenvoll dieser Zustand ist. Dann fuhr sie mit ihr zum Zahnarzt, hielt Händchen und übernahm die Kosten der Behandlung. 
  • Edith Head hatte ein wundervolles Haus mit einem prächtigen Garten, in dem sich die großen Diven Hollywoods gerne zurückzogen um dem Trubel zu entfliehen. Zu ihren Freundinnen gehört Elizabeth Taylor, Greta Garbo und Grace Kelly. Letztere kam auch noch regelmässig zu Besuch als die längst Fürstin von Monaco war. Versteckt auf einer kleinen Anhöhe und nur aus der Luft einsehbar lag der Pool, in dem die Damen am liebsten nackt schwammen. 
  • Edith Head kultivierte ihre Unscheinbarkeit und zog es vor in grauen sackartigen Kleidern zu arbeiten. Es war ihre Taktik um den Stars in ihren Kleidern schon bei den Anproben das Gefühl überstrahlender Eleganz und Grazie zu verleihen. 
Bildquelle

2013/07/23

De Fursac Avec Clement...


Das Szenario ist nicht unbedingt innovative, eine Rennbahn und ein schnittiger Sportwagen haben herhalten müssen um die neue Kollektion der französischen Marke De Fursac in Szene zu setzen. In erster Linie geht es aber eh um die Kleidung und die überzeugt durch ihre klassische Eleganz, gute Schnitte und anscheinend auch durch ein gutes Händchen bei der Wahl der Materialien. 




2013/07/21

Philippe, König Der Belgier...


Heute Nachmittag bekommt Belgien einen neuen König, Albert II. dankt ab und sein Sohn Philippe folgt ihm auf den Thron. Nach dem Thronwechsel bei den Niederländern gibt es innerhalb von nur drei Monaten ein weiteres neues Königspaar, und wie ein Frauenklatschblatt in dieser Woche tönte steht Maxima ihrer Kollegin Mathilde nun mit Rat und Tat zur Seite. Das ist doch nett.
Hätte sich Belgien nicht 1830 von den Niederlanden losgesagt, wäre Maxima nun auch Königin von Belgien. Stattdessen suchten sich die Belgier aber nach einer Revolution einen eigenen Regenten und Repräsentanten und fanden ihn im aus dem Hause Sachsen-Coburg stammenden Leopold. Der wiederum wäre fast einmal englischer Prinzgemahl geworden, wäre nicht seine erste Frau Charlotte Auguste, einzige Tochter des Prince of Wales und späteren Königs George IV., im Kindbett gestorben. Immerhin schaffte er es aber noch seine Schwester Viktoria in die englische Königsfamilie einheiraten zu lassen, deren Tochter Victoria ein ganzes Zeitalter prägte. Leopold also ist der Begründer einer Dynastie, die nun mit Philippe einen neuen König der Belgier hervorbringt. 
Charismatisch ist Philippe nun nicht unbedingt, er wirkt immer etwas schüchtern und zurückhaltend. Umso mehr aber wirkt er sympathisch und vor allem bedacht, was einem (zukünftigen) König nicht schlecht steht. Mathilde hat wiederum nicht das Feuer von Maxima, aber die Grazie und Eleganz einer Königin, wie sie Philip Alexius de László nicht besser hätte malen könne. 
Ab 16:20 Uhr überträgt die ARD live aus Brüssel, natürlich sitze ich dann vorm Fernseher.

Nachtrag: Glamourös war das ganze wohl dann leider nicht. Die Belgier haben sich selbst sparen verordnet und der ganze Akt wurde nicht zufällig auf den eh schon anstehenden Nationalfeiertag gelegt, sondern einfach um keine zusätzlichen Kosten zu verursachen. 400.000 Euro kostet der gestrige Tag den belgischen Steuerzahler, die geben sie jedes Jahr am 21. Juli für ein paar aufmarschierende Militärs aus. 


2013/07/20

Rankin Fotografiert Harvey Haydon Für French Connection...


Ein paar Striche über das nackte Model gelegt, dazu noch ein paar geschickt gesetzte Schatten, schon ergibt sich ein Werbemotiv, dass man nicht so schnell überblättert. French Connection hat sich Rankin ins Boot geholt und diesen mal machen lassen, herausgekommen sind Bilder, die Kleidung eher andeuten und das zeigen, was eigentlich damit verborgen werden soll. 


2013/07/18

Prada's Schuhwerk...


Für Menschen, die auf großem Fuss leben ist das von Prada für den kommenden Winter propagierte Schuhwerk nicht geeignet. Die spitz zulaufenden Derby's mit der dicken Sohle erscheinen schon in der noch ziemlich gemässigten Größe 42 riesig, in 45 mag ich mir das gar nicht erst vorstellen. Schade war aber vor allem, dass es in 45 leider kein Modell gab und ein Testlauf somit in ausfallen hat müssen. Ich hätte sie sehr gerne anprobiert, schon allein um zu sehen ob mit solch gewichtigen Teilen überhaupt bequem gehen kann. Andererseits kam ich nicht Versuchung darüber nachzudenken, ob ich 760 € ausgeben würde.
In der Boutique auf der Frankfurter Goethestraße gibt es schon die ersten Teile der Kollektion zu sehen, unter anderem sogar fast vollständig den oben zu sehenden Look. Drinnen dann stellte sich heraus, dass es das dann auch schon gewesen ist und ansonsten nur die altbekannten Basics in schwarz und grau vorzufinden sind. Einzig eben die Schuhe gibt es, und ein paar neue Taschen. 



Bilder via Style.com und Prada

2013/07/17

Über Bücher - Verlegerin Anja Daab Im Interview...


Bücher sind eine Leidenschaft, der man schnell erliegen kann. Und wenn es einen richtig packt macht am besten seinen eigenen Verlag auf. Leichter gesagt als getan, wie so oft im Leben. Anja und Ralf Daab haben sich hinein gewagt in dieses recht raue Fahrwasser. DAAB macht Bücher, denen man die Leidenschaft ansieht. Was Anja Daab antreibt hat sie mir in einem kleinen Interview verraten.

Wie wurdest Verlegerin?
Eigentlich bin ich Co-Verlegerin. Die Idee zur Gründung unseres Verlages in 2003 kam von meinem Mann Ralf.

Und warum auf diesem nicht gerade einfach zu beackernden Feld der Kunstbildbände?
Wir veröffentlichen Bücher in den Bereichen Kunst, Architektur, Mode, Design und versuchen die Themen anders zusammenzustellen, als bisher gewohnt.
Dazu arbeiten wir mit ausgesuchten Partnern und Experten zusammen. Wie zum Beispiel bei RISING. Hier hat eine Jury aus Sammlern, Galeristen und Kunstkennern aus über 800 jungen Künstlern 100 gewählt, die man in Zukunft "im Auge behalten" sollte.

Viele Verleger sind selbst auch Kunstsammler. Gehört das zusammen?
Nicht unbedingt, aber es ergibt sich oft wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Man lernt über die Arbeit ja auch viele Künstler persönlich kennen und schätzen.

Was sammelst du?
Erfahrungen und das jeden Tag.

Benedikt Taschen, Lothar Schirmer und Gerhard Steidl sind die Platzhirsche in der deutschen Verlagslandschaft. War es vor 30 oder 40 Jahren leichter sich als VerlegerIn einen Namen zu machen?
Das war damals bestimmt genauso schwer wie heute. Gut muss man halt sein...

Was kann man ihrer Meinung nach von den Herren lernen? Und wie hebt man sich ab?
Durchhalten, auch wenn es eng wird und immer seine Nische finden.

Was macht in deinen Augen einen guten Bildband aus?
Es kommt immer auf den Inhalt an. Schöne Bücher machen viele, aber der Inhalt muss relevant, spannend und vor allem original sein.

Natürlich muss das Auge auch was davon haben.

Was ist das besondere an Daab-Büchern?
Sie fühlen sich gut an, sie riechen gut, sie sehen gut aus und sie überzeugen vom Inhalt.

RISING - Young Artists To Keep An Eye on!, DAAB, 2013 
Die Frankfurter Buchmesse in Frankfurt ist in gut drei Monaten. Mit welchen Neuerscheinungen kann man bei Daab rechnen?
Für diesen Herbst sind 4 neue Titel geplant: Crossing China, Think Dutch, Geniale Begegnungen und die Enzyklopädie der Kleidungskultur.

In den letzten Jahren wurden Bildbände immer mehr zu Lifstyleobjekten. Fließt dieser Aspekt ein, wenn es um ein neues Projekt geht?
Auf jeden Fall! Ein hochwertiges Buch passt einfach perfekt zu den Angeboten exklusiver Concept Stores,  Design oder Mode Läden.
Das "Coffee Table Book" zählt zur Einrichtung wie Kerzen und Skulpturen und ist außerdem ein bleibendes Geschenk.

Wieviele Bücher hast du Zuhause?
Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Wir haben schon viele Bücher verschenkt oder verlagert, aber nie eins weggeschmissen.

Stehen diese oder liegen sie gestapelt?
Sie stehen in einer riesigen Bücherwand in unserem Wohnzimmer.

Sind sie nach einem System geordnet? Nach Farben, Thema oder Autor?
Das System erschließt sich uns auch nicht mehr ganz. Wir wissen halt wo sie stehen.... Neuzugänge finden bei einem Glas Wein ihren Platz.

Welchen Eindruck bekommen Menschen, die zum ersten Mal zu dir nach Hause kommen? Was sagt dein Zuhause über dich aus?
Das müsste man unsere Gäste fragen. Das Buchregal fällt natürlich sofort ins Auge. Außerdem gibt es viel Farbe, Licht, und Platz im Wohn-/ Essbereich.
Kein Chaos, auch kein geordnetes. Ich habe es gerne aufgeräumt.

Und worauf achtest du, wenn du zum ersten Mal in eine fremde Wohnung kommst?
Auf die Stimmigkeit. Auch wenn es nicht mein Geschmack sein sollte, so kann es jedoch sehr stimmig sein und somit wieder gefallen.

Vielen Dank für das Interview.

Bilder: Thomas Leege (1), DAAB MEDIA (2)

To Russia...


Die russische Anti-Gay-Politik ist derzeit in aller Munde. Seitdem es per Gesetz verboten ist Homosexualität darzustellen, Händchen halten oder eine offen zur Schau gestellte Regenbogenflagge reichen schon vollkommen aus, hat der Staat die Macht Menschen weg zu speren, weil damit die Jugend des Landes gefährdet werden könnte. Touristen übrigens eingeschlossen, mit 14 Tagen Arrest kann auch ein Reisender rechnen. Russland findet seinen Weg zurück ins Mittelalter, oder besser in die Ära Stalins, und die Welt kann nur Tatenlos zuschauen. 
Während andere Länder Homosexuelle bereits als Zielgruppe mit Kaufkraft erkannt haben, verschließt sich der russische Staat bewußt dagegen. Ganz abgesehen davon, dass viele Länder sogar so weit gehen homosexuelle Lebenspartnerschaften mit der Ehe gleichzusetzen. Zwar wird damit argumentiert, dass man ja generell nicht gegen Homosexuelle sei, diese "Abnormität" aber einfach nicht auf den eigenen Straßen dargestellt haben möchte. 
Doch zumindest auf kommunaler Ebene gibt es bereits Wiederstand, Städte planen schon Partnerschaften auf Grund dieser gesetzlich legitimierten Schwulenfeindlichkeit zu beenden. Vorreiter war Reykjavik, dessen (heterosexueller) Bürgermeister Jón Knarr beim isländischer Aussenministerium um Beendigung der Partnerschaft gebeten hat. Der offen bekennende Anarchist war früher einmal Schauspieler und Comiczeichner und ist nun eben Politiker. Berührungsängste hat er keine, er führt schon mal in Frauenkleidern den Christopher Street Day seiner Heimatstadt an, dafür aber Standpunkte. Und diese führten nun zu dem Antrag gegen Moskau, auf Grund der Gesetze gegen Schwule. Auch Klaus Wowereit denkt wohl über einen solchen Schritt nach. 
Nur die Wirtschaft hat nichts gegen die politischen Verhältnisse in Russland (und anderswo auch nicht), schließlich ist das ein Markt der sich gut abschöpfen lässt und erst nach dem großen Fressen kommt die Moral. So zum Beispiel lies Dior (Bild) erst kürzlich die Puppen aufmarschieren, um die Kreationen des Hauses auf dem roten Platz zu zeigen. Es geht um Milliarden, was interessieren da Menschenrechte!? 

2013/07/15

Fetisch...


Hat man es die enge Parkhauseinfahrt am Frankfurter Goetheplatz hinunter geschafft, Spuren an der Wand zeugen davon, dass dieses Glück nicht jedem beschert ist, wird vor allem Mann noch ein zweites Mal abgelenkt, von der Fogal Werbung. Da räkelt sich eine Dame in Strumpfhosen auf einem Motorboot und schaut ins aufgeschäumte Meer, der Betrachter wird zum Voyeur und schaut ihr direkt in den Schritt. Die Fantasie wird beflügelt, Fetische werden bedient. 
Fogal, schweizerischer Strumpfspezialist seit 1921, hat die Bilder für das Sommerlookbook von Walter Pfeiffer fotografieren lassen, einem Spezialisten für unschuldig wirkende, die Fantasie beflügelnde Erotik. Die hat die Models in die Büsche geschickt und mit grellem Blitz draufgehalten oder aber am Pier von Sorrento entlangtänzeln lassen, auch Gio Ponti's Mosaiken im Parco Dei Principe durften mit aufs Bild. 
Walter Pfeiffer erlebt scheinbar gerade eine Renaissance. Sex gepaart mit Ironie ist eine ziemlich gute Mischung, die auch bei Fogal gut anzukommen scheint. Ed Fox hätte die Fotos nicht besser machen können. 

Draußen Im Dunkel - Mode Nach Der Mode Im MAK Frankfurt...


Mode ist im Grunde nichts anderes als eine Vereinbarung weniger darüber einen bestimmten Kleidungsstil als zum aktuell vorherrschenden Zeitgeist passend zu proklamieren. Anfangs stimmen dem nur wenige zu, später immer mehr. Wenn eine Mode dann bei allen angekommen zu sein scheint, ist sie schon längst wieder aus der Mode. Diese Prozesse wiederholen sich immer schneller, mittlerweile so schnell, dass wir in einem Zeitalter vieler Stile aber ohne Moden leben. 
Schon 1993 veröffentlichte Barbara Vinken 'Mode nach der Mode – Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts' und schrieb damit das noch heute gültige Traktat über das Ende dessen, was 100 Jahre lang das System der Mode ausmachte, nämlich ein von einem bestimmten Ort und von bestimmten Personen vorgegebener Trend, dem sich in nur geringfügig geduldeten Abwandlungen zu unterwerfen war. Zwar gab es schon immer eine Avantgarde, die Reformen herbeiführte, aber das System selbst nicht umstoßen wollte. Worth, Poiret, Chanel, Dior und Saint Laurent waren zwar Neuerer, bewegten sich aber in einem altbekannten und Sicherheit bietenden System, dass in den 1980-er Jahren erstmals von den japanischen Designern mit ihrer radikalen Ästhetik erschüttert wurde. 
Der Hiroshima-Chic, jene mit Löchern übersäten und voluminös unförmigen Kleider, die Rei Kawakubos um 1983 zum ersten in Paris zeigte, war das Gegenteil der breitschultrigen Montana-Frau. Kleider wurde nicht geschaffen um Macht zu symbolisieren, Kleider wurden zu Hüllen für die zerbrechliche Seele. 



Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt zeigt noch bis September eine kleine Schau, die neben ein paar Bekannten Avantgarden der Mode nach der Mode vor allem eine neue Generation von Designerinnen und Designern vorstellt und teils sehr gelungen deren Positionen auf den Punkt bringt. Das Handwerk, dass Mode zu Kunst werden lassen kann, steht genauso im Vordergrund, wie philosophische Ansätze, das Auflösen des Geschlechts und eine neue Definition von Ästhetik. 
Der Museumsbesucher trifft auf alte Bekannte (Yohji Yamamoto, Martin Margiela und Alexander McQueen), lernt aber vor allem die zukunftsweisenden Herangehensweisen von Augustin Teboul, Boris Bidjan Saberi, Julia Heuse, Leandro Cano und ein paar weiterer Designer kennen, deren Arbeiten die Grenzen zur Kunst hin verschwimmen lassen. Verbindendes Element ist dabei ein sich durch die Ausstellung ziehendes Schwarz, das Hang zur Melancholie dieser neuen Kleidermode sichtbar werden lässt. 
Die von Mahret Kupka und Matthias Wagner K kuratierte Ausstellung wurde von Zana Bosnjak szenografisch umgesetzt und passt sich gut ein in Richard Meier's Museumsbau, der ohnehin viel Platz für Individuelles bietet und nach der letzten Modernisierung neu erstrahlt. Es Publikumsmagnet ist sie wohl dennoch nicht, einfach weil das Thema zu sperrig ist und Mode nicht in konventionell romantischer Art und Weise hübsch auf Figurinen trapiert ausstellt. Das Thema erfordert eine etwas tiefere Auseinandersetzung mit der Materie, die aber in der Ausstellung selbst ein wenig zu kurz kommt und erst das Begleitheft bietet. Aber das gibt es für einen Euro glücklicherweise an der Kasse. 

2013/07/13

Tom Bianchi Fotografiert Charlie by MZ...


Die Badehosen und Bikinis von Matthew Zink (Vordergrund) sind zwar mit um die 200 Euro keine Schnäppchen, verkaufen sich aber trotzdem wie geschnitten Brot. Anscheinend hat es der 32-jährige geschafft eine der immer rarer werdenden Marktlücken aufzutun und ein Produkt kreiert, dass Gaygemeinde genauso anspricht wie Rihanna und andere Stars. 
Fire Island ist nun der Schauplatz für den aktuellen Lookbookshot mit Tom Bianchi. Dieser hat mit seinem hier bereits vorgestellten Buch eindrucksvoll das Leben auf der dem Festland vorgelagerten Insel geschildert. Die Schwimmsachen von Matthew Zink werden also in lebensnahen Umgebungen gezeigt, an schönen Körpern. Model ist übrigens der mit beeindruckenden Buchmuskeln ausgestattete Ben Smalls, Bianchis Lebensgefährte. 


2013/07/12

Die Nadel Im Heuhaufen...


Die Sonne draußen versucht zwar noch darüber hinwegzutäuschen, aber auch dieser Sommer wird irgendwann ein Ende haben und dann geht es wieder darum seinen Körper in ein wärmendes Stück Stoff zu hüllen um gegen Regen, Schnee und Kälte gefeit zu sein. Ja, man möchte noch gar nicht darüber nachdenken. 
Gestern schon habe ich mich mal in verschiedenen Onlineshops und bei verschiedenen Marken umgeschaut, versuchte Inspiration oder vielleicht sogar schon die richtige Winterjacke zu finden. Erfolgreich war ich nicht, was aber auch daran liegen könnte, dass ich ungern online einkaufen gehe. Ich weiß ziemlich genau wonach ich eigentlich suche, schließlich hatte ich das Teil im letzten Winter schon einmal in der Hand. Acne hatte da einen ganz wunderbaren Parka gemacht, den ich gerne nun in meinem Schrank hängen wissen würde. Daran müssen sich nun alle Jacken messen, kein leichtes Los. 

Bild: Parka von Lanvin, gesehen bei mientus.com

2013/07/11

Hermès X Louis Vuitton...


LVMH wurde vor kurzem zu einer gewaltigen Geldstrafe verurteilt, weil das Gericht die hinterhältigen Übernahmeversuche an Hermès für rechtswidrig und heimtückisch angesehen hat. (mehr im Handelsblatt vom 01.07.2013) Dabei ist doch nachvollziehbar, dass Monsieur Arnault auch von diesem Kuchen ein Stückchen abhaben möchte. 
Die französische Künstlerin Marie Beltrami hat zufällig, vielleicht aber auch in weiser Voraussicht schon einmal die Markenzeichen beider Firmen, das LV-Logo und die Birkin-Bag, zusammengefügt und eine Zukunftsvision geschaffen, die durchaus auch einem Bernard Arnault gefallen könnte. 

Mehr bei The Selby

Jay-Z - Magna Carta Holy Grail


Fan sein liegt mir ziemlich fern, nicht mal Jugendlicher war ich von irgendjemanden wirklich ein Fan. Mein Musiksammlung sieht dementsprechend aus, ein wilder Mix aus vielem und vom meisten höchstens ein Album. Eine unerwartete Ausnahme bildet da Jay-Z, von dem sind es tatsächlich vier oder fünf. Und die sind da nicht, weil ich ihn für den Größten halte. Die haben sich eher eingeschlichen. 
Während ich bei anderen eher dreimal in ein Album reinhören muss und mich dann in zwei von drei Fällen gegen den Kauf entscheide, klicke ich in seinem Fall ungehört auf 'Kaufen'. Enttäuscht wurde ich noch nie, und wenn DJ Shuffle einen Jay-Z Titel untermischt freue ich mich sogar darüber. Gestern dann also kam 'Magna Carta Holy Grail' zur Sammlung hinzu und läuft seit dem. 
Musikkritik ist nicht meins, einordnen in irgendwelche Kategorien fällt mir genauso schwer, wie Parallelen zu anderen Künstlern herauszustellen. Schon deutlich wird aber, dass sich Herr Carter für den Größten hält. Und vielleicht hat er damit ja auch gar nicht ganz unrecht, schließlich bildet er zusammen mit Frau Carter so etwas wie die First Family der amerikanischen Musik. 'Wer nen langen hat, kann nen langen hängen lassen.', habe ich mal aufgeschnappt und es passt hier wie die Faust aufs Auge. Klar springen viele gerne auf den Zug auf, zu Jay-Z sagt man nicht nein. Justin Timberlake darf bei diesem Album mitsingen, genauso wie Frank Ocean und noch ein zwei andere. 
Eine fundierte Kritik gibt es hier zu lesen, ich werde mich nun weiter meinem Frühstück widmen und ein bisschen weiter im Takt wippen...

2013/07/10

Unexpected...


Die Frage nach dem richtigen Shirt für diesen ziemlich sonnigen und auch ziemlichen heißen Tag hat sich in dem Moment erledigt als ich den Briefkasten öffnete. In einem dicken Brief von Marco, einem Teil von vier5 fand ich ein neues Shirt in sonnigem Gelb. Es wurde gleich übergezogen und erleuchtet meinen ziemlich entspannten freien Tag. 
Nach dem ich heute morgen schon meinen ein bisschen im Sportstudio rangenommen habe, geht es nun noch den Kopfhaaren an den Kragen. Man weiß ja, dass man angekommen ist, wenn man einen vertrauensvollen FriseurIn gefunden hat. In meinem Fall heißt sie Carmen. 

2013/07/09

Neues Aus Dem vier5 Fashion Department...


Das Mode auch etwas mit Leidenschaft zutun hat, haben die meisten Marken nicht auf ihrer Agenda. Der über allem stehende kommerzielle Gedanke, Wachstum und das Erschließen neuer Märkte und Zielgruppen schließen Leidenschaft eigentlich sogar aus, weil es eben ein nicht zu kalkulierender Faktor ist. Das Resultat ist ein Einheitsbrei an Klamotte, der in Billigstlohnländern und denkbar schlechtesten Bedingungen hergestellt wird, nur um dann nach zweimal tragen in die Tonne zu fliegen. 
Die während der Pariser Männermodewoche in einer Pariser Galerie gezeigte Kollektion von vier5 bildet da eine erfreuliche Ausnahme. Die Kleidungsstücke entstehen nicht seriell, sind also grundsätzlich nicht für einen Massenmarkt ausgelegt. Ohnehin steht der Verkauf nicht wirklich im Vordergrund, sondern die Lust eine Kollektion zu machen und diese zu zeigen. 

Bild: Etienne Tordoir

2013/07/08

Setz Dich Doch...


Es leider weniger einfach Sessel zu sammeln als Vasen. Letztere sind nicht nur bezahlbarer, man kann sie auch einfach mal in den Schrank stellen, wenn man sich daran satt gesehen hat. Einen Sessel, wie auch alle anderen größeren Möbelstücke kauft man mit mehr bedacht, weil man schließlich mit ihnen leben will. Keine Frage, die Möbel von Jens Risom versprechen nicht nur ewige Liebe, sie halten sie auch. 
1941 wanderte der gebürtige Däne Jens Risom nach Amerika aus und etablierte seine in nur wenigen Jahren, so das seine Firma Jens Risom Inc. zu einem der größten Möbelhersteller der USA anwuchs. Dänisches Design hielt Einzug in amerikanische Eigenheime und passt perfekt zu den Wohnvisionen von Lautner, Koenig, Neutra und Co. 
Heute ist das nicht anders, Chair U430 und seinen armlosen Bruder U430 würde ich gerne ein Zuhause in unserem Wiesbadener Heim geben. Perfekt würde er sich in die 50-er Jahre Architektur einpassen und uns abends freudig mit den Worten begrüßen: "Setz Dich doch."

Montagsmüdigkeiten...


Die eigentliche Schwäche des Montags ist, dass er schlimmstenfalls auf mittelmässige Sonntage folgt, die in der Rückschau trotzdem noch begehrenswerter erscheinen als das Kommende. Wenn der Sonntag dann nahezu perfekt war, hat der Tag von vornherein verloren. 
Die Sonne schien heute nicht anders als gestern ins Schlafzimmer doch die Umgebungsgeräusche wollten mich den bevorstehenden Alltag partout nicht verdrängen lassen; die von draußen genauso wenig wie die von drinnen. Die Alltagsrituale lassen die seiende Wirklichkeit nicht verleugnen, auch wenn ich mir die Decke noch so krampfhaft um den Körper wickle. Resignation ist dann gleich Aufstehen.
Ich werfe mich körperlich hinein in den Tag. Der Geist hingegen hängt sentimentalen Wolkenschlössern nach, setzt den Sonntag fort. Gedanklich bin ich woanders, montags besonders. 

2013/07/07

Flohmarktfunde: Keramik Der Wirtschaftswunderjahre...


Recht früh haben wir uns heute morgen zur zwischen Wiesbaden und Mainz gelegenen Äppelallee aufgemacht um den einmal im Monat dort stattfindenden Flohmarkt einen Besuch abzustatten. Nicht ohne Ziel zugegebenermassen. Nach einem Artikel in der aktuellen A&W über Fat Lava Keramik (industrielle Keramik der Nachkriegszeit mit dem Label W-Germany und einer typischen, teils aufgebrochenen Lasur) habe ich beschlossen, dass ich mir solche Stücke auch bei uns Zuhause vorstellen kann. 
Tatsächlich sind wir fündig geworden, haben aus einem recht großen Angebot sieben Stücke für unsere Wohnung zusammengesucht. Typisch ist vor allem die schwarzweiße Vase von Scheurich, die anderen Stücke haben teilweise zwar auch Marken sind aber nicht wirklich Herstellern zuzuordnen. Das teuerste Stück haben wir für 12 Euro bekommen, alle anderen Stücke lagen unter zehn. In wie weit es die Stücke wert sind sei aussen vor gelassen, der dekorative Aspekt stand an erster Stelle und entschied über den Kauf.

Tom Bianchi - Fire Island Pines...


Während Tom Bianchi unter der Woche als Anwalt in einer New Yorker Kanzlei arbeitete verbrachte er wie viele andere die Wochenenden auf Long Island, besser gesagt auf der vorgelagerten Insel Fire Island. Ständiger Begleiter war bei diesen Ausflügen seine Polaroid SX-70, mit der er Anfangs noch Muscheln fotografierte, sich aber schnell reizvolleren Sujets zuwandte und seinen Freundeskreis ablichtete. 
Mitte der 1970-er steckte die Gay Liberation Bewegung noch in den Kinderschuhen. Gerade einmal ein paar Jahre war der Stonewall-Aufstand her, bei dem sich Schwule gegen Willkür durch die Polizei widersetzten, doch offen schwul zu leben und gleichzeitig in einem konservativen Umfeld anerkannt zu werden war noch nicht denkbar. Fire Island hingegen funktionierte nach seinen eigenen Regeln. 
Seit dem späten 19. Jahrhundert haben sich kleine und teils sehr elitäre Ferienorte auf Fire Island herausgebildet, die alle einen eigenen Charakter haben und einen eigenen Mikrokosmos bilden. Da gibt es Orte für die WSAP's (White Anglo-Saxon Protestant) und welche, die besondern von jüdischen Familien bevorzugt werden; die hippen Schwulen (Henryk M. Broder, Spiegel Online, 2003) zieht es eher nach Chery Crove und die eher konservativen, reichen nach Pines. Die Insel wurde zum Ferienparadies, in dem man seine Sexualität nicht hat verleugnen müssen. 
Bevor Aids die Menschen in die raue Wirklichkeit zurückholte war ein Pines ein Arkadien. Schöne Menschen tummelten sich an den Pools und genossen ein leichtes Leben fern des Alltags. Für den Hobbyfotografen Bianchi war es ein idealer Nährboden sich auszuprobieren und ein Werk zu schaffen, das in leuchtenden Farben von der Leichtigkeit des Seins erzählt. Die Polaroid war dafür ein ideales Spielzeug, weil sie es erlaubte schnell agieren zu können und zu dem die Resultate gleich aufzeigte. So entstanden unzählige Bilder und Bianchi wurde nach IBM zum zweitgrößten Kunden von Polaroidfilmen.
Schnell interessierte sich Poalroid für den Mann, der so einen enormen Verbrauch hatte und man war beeindruckt von seinem Bildern. Buchprojekte wurden konzipiert und scheiterten letztendlich an der Verbohrtheit der Marketingabteilungen, die für ein solches 'Spartensujet' keinen Markt sahen und vielleicht auch Angst hatten im konservativen Amerika ein schwules Thema zu veröffentlichen. 2013 sieht es hingegen ganz anders aus, mittlerweile ist die Homoehe allgegenwärtiges Thema und das einst innovative Polaroidsystem ein Relikt aus einer analogen Zeit. Tom Bianchi's Bilder zeigen also in zweierlei Hinsicht ein Stück Geschichte, die einer Technik genauso wie die einer Gesellschaft. 




Bei Damiani erschien nun ein Band mit den Fotografien von Tom Bianchi. 'Fire Island Pines' zeigt zwischen 1975 und 1983 entstandenen Bilder in grandiose guter Qualität. Die einzelnen Fotografieren stehen direkt hochglänzend auf dem matten Untergrund. Zu dem ist jedes Buch von Bianchi handsigniert und allein deshalb ein kleines, sehr feines Kunstwerk. Zu dem gibt es eine Edition im Schuber mit einem signierten Print.

Nachtrag: Fire Island Pines hat auch heute nichts von seiner Allure und Anziehungskraft verloren, gleichzeitig haben aber auch findige Geschäftsleute dies erkannt und so kann es einem schon passieren, dass man plötzlich den vielleicht teuersten Snickers der westlichen Hemisphäre über den Ladentisch wandern sieht. Out-Autor Andrew Belonsky hat einen sehr lesenswerten Artikel darüber geschrieben

2013/07/06

Paris Haute Couture HW-2013...


Was hat doch die Welt lange auf die Wiederbelebung des Hauses Schiaparelli warten müssen. Diego Della Valle hat lange ein Mysterium daraus gemacht wann die erste Kollektion zu sehen wird, und natürlich war die noch wichtigere Frage wer sie denn designt. Im Frühling wurde dann verlautbart, dass es kein geringerer als Christian Lacroix wird, was nicht unbedingt nur Euphorie hervorrief. Die nun gezeigte Kollektion gibt jenen Kritikern von damals recht, Schiaparelli wurde aus den Resten des untergegangenen Lacroix-Imperiums errichtet und sieht nun aus, wie ein Tribut, den sich der Meister selbst zollte. Wo aber steht in diesem Haufen verziertem Plunder die DNA von Schiaparelli?
E ist nicht einfach in große Fussstapfen zu treten, diese Lektion haben so ziemlich alle Nachfolger von Designikonen lernen müssen. Immer ist das Erbe mächtig, die Erwartungen der hinter den Labels stehenden Finanzgesellschaften groß und schließlich schaut dann auch noch die Modewelt mit kritischem Blick zu. Lacroix kennt doch eigentlich das Spiel und natürlich ist es ihm hoch anzurechnen, dass er es noch einmal hat versuchen wollen. Er wäre aber lieber bei seinen Bühnenkostümen geblieben, statt nun dieses bis vor kurzem noch wunderbar weiße Blatt Papier, dass Schiaparelli nach gut 50 Jahren Dornröschenschlaf ja war, mit seiner Signatur zu versehen. 
Schiaparelli hätte etwas frischeres gebraucht, einen Designer mit viel Respekt vor der Geschichte des Hauses und mit wenigen Hemmungen diese einfach auch mal beiseite zu legen und der Marke neue Facetten mitzugeben. Wir leben nun einmal nicht mehr in den 1930-er Jahren und die heutige Kundin lebt ein anderes Leben als die von damals. Das Haus braucht jemanden der eine neue Kundenschicht anzieht, was gerade zu sehen war erfreut höchstens eine Hand voll ehemaliger Lacroix-Fans.

Valentino
Wie schwierig es ist in große Fusstapfen zu treten haben auch Maria Grazia Chiuri und Pierpaolo Piccioli lernen müssen, auch sie hatten anfangs bei Valentino ein schweres Erbe zu verwalten und es gelang ihnen nicht von Anfang an ihre eigenen Ideen beim Publikum anzubringen. Mittlerweile ist das aber längst vergessen und die beiden Designer haben es geschafft Valentino als eines der Highlights jeder Modewoche zu etablieren. 
Gerade die Couture des Hauses ist jede Saison aufs neue ein Ereignis. Die Reise in die Wunderkammer eines Renaissancefürsten auf die sie uns nun mitnehmen bildet da keine Ausnahme. Der Brokatmantel mit dem gespiegelten Korallenmotiv ist eines der Highlights der Kollektion, aber selbst die einfachen Tageskleider sind bei Valentino ein Ereignis. Gemessen an der Größe der Kollektion kann man davon ausgehen, dass es eine enorme Nachfrage nach den Modellen gibt.
Auch Ulyana Sergeenko hat ihre Zielgruppe fest im Auge, ihre aus russischer Seele und zaristischem Pomp gewebten Kleider finden immer mehr Anhängerinnen. Haute Couture ist für sie mittlerweile nicht mehr nur ein Mittel zur Selbstdarstellung, sie nimmt dieses Metier ernst und das sieht man auch an den Kleidern. Einzig die Menge der Modelle überfordert sie, was dazu führt, dass alles ein bisschen durcheinander und zusammenhanglos wirkt. Aber bei dem von Ulyana Sergeenko vorgelegtem Tempo dürfte sie auch das bald im Griff haben und dann dürfen sich ein paar andere Häuser warm anziehen. 

Ulyana Sergeenko
Zum ersten Mal nach 13 Jahren zeigten auch Viktor & Rolf wieder eine Couture Kollektion, die sich einzig dem Schwarz annimmt und daraus eine asketische Zen-Garten-Allure vorspielt. Den beiden Designern ist es schon oft gelungen das Publikum mit Kollektionen zu beeindrucken, die nicht offiziell als Couture deklariert wurde, aber diese in kaum etwas nachstand. Der Symphonie in Schwarz hingegen fehlt es hingegen etwas an Kraft, sie überzeugt mich nicht.
Bouchra Jarrar hingegen macht genau das was sie immer macht, und noch dazu ganz großartig. Ihre moderne Interpretation des alten Metiers zeigt auf, dass sich auch die Couture weiterentwickeln kann ohne das Vorangegangene über den Haufen zu werfen. Allein die Tatsache, dass sie sich eben mehr auf die Tagesgarderobe konzentriert als all ihre anderen Kollegen zusammen, zeigt, dass sie es versteht die Lebenswirklichkeit einer Frau im Jahr 2013 in die Couture zu übertragen. Kein anderes Label zeigt so viele Hosen, die zu dem noch perfekt gearbeitet sind. 

Viktor&Rolf
Bouchra Jarrar
Haute Couture ist relevant, das zeigen in jeder Saison Designer wie der von mir favorisierte Giambattista Valli oder eben die großartige Bouchra Jarrar. Sie überholen Marken wie Chanel oder Armanis Privé Kollektion vielleicht nicht unbedingt in Bezug auf die Umsatzzahlen, aber auf jeden Fall erkennen sie den Zeitgeist und bedienen einen neue Kundin, die den antiquierten Couture-Stil ihrer Mütter übernehmen will, sondern nach zum Lebensgefühl passenden Marken gesucht und gefunden haben. 
Wie schön wäre es all die schönen Kleider im Fernsehen inszeniert zu erleben, ganz in der Manier von Margret Dünser und ihre Sendung 'Paris Aktuell'...

Alles bei anzuschauen bei Style.com

2013/07/03

Viva Valli...


Giambattista Valli sammelt Porzellan. Sèvres, Wedgewood und natürlich die Mutter des europäischen Porzellans Meissen finden sich genauso in seiner Sammlung, wie das zart verzierte neapolitanische Capodimonte. Für seine Haute Couture Kollektion lies er sich nun genau davon inspirieren.
Gruppen wurden unverkennbar einer dieser traditionsreichen Manufakturen gewidmet, auf zartes Blütenapplikationen in weiß (Capodimonte) folgte das für Wedgewood typische blau und das Rot von Sèvres. Und schließlich gab es noch wunderschöne Streublümchen von Meissen. 

Die ganze Kollektion bei Style.com

2013/07/02

Mit Solange In den Tag...


Manche Lieder muss man mehrmals hören, damit man sie erkennt und sie sich schließlich als Ohrwurm in den Gehörgang einschleichen können. Bei 'Losing You' von Solange ging es mir genauso. Die ersten paar Male als ich es im Radio hörte dachte ich es sei was Altes von Madonna, wurde dann aber eines besseren belehrt. 
Heute morgen habe ich den Song bei Youtube gesucht und mich in das Video verliebt.


Paris Men FS-2014: Eine (Unbefriedigende) Rückschau...


In Paris hatten die nicht einmal einen Flitzer, der nackt den ein oder anderen trögen Laufsteg aufmischte. Die Männermodenschauen waren also bis auf wenige Ausnahmen eine tröge Angelegenheit, die man auch getrost unter den Tisch fallen lassen könnte. Und da bislang auch die wenigsten Labels einen Livestream haben, ging diese Erkenntnis auch nicht mit Zeitverschwendung einher.
Was nun nachhallen wird von vier Tagen Paris sind ein paar herausstechende, aber leider nicht herausragende Schauen und ebenso viele Marken, die zwar eine schöne Klamotte zu bieten hatten, aber eben das Rad nun auch nicht neu erfunden haben. Vielleicht sind auch einfach die Erwartungen zu hoch, an Paris mit der dort hineingeschriebenen Kreativität im allgemeinen und nach einer guten Mailänder Modewoche im besonderen. Natürlich werden aber auch ein paar Kollektionen in Erinnerungen bleiben. Allein deren Styling bietet Magazinen genug Stoff für ausgeprägte Modestrecken, egal ob es sich die gespiegelten Alloverprints von Givenchy oder die 80-er Jahre Version der Teddy-Boys von Saint Laurent handelt.
Gerade Hedi Slimane schafft es die Zuschauer (und späterem Konsumenten) Begriffe wie Schönheit und Ästhetik neu überdenken zu lassen, wenn er seinen anorektischen Laufstegfiguren die Hosen ganz weit hoch in den Schritt zieht. Allerdings kommt man auch schnell zu dem Schluss, dass mit der eigenen Vorstellungen und Definition dieser Worte so ziemlich nichts falsch ist. Nach seiner verspäteten Grungeinterpretation, der Zug ist längst weitergefahren gewesen als Slimane das Thema anging, macht er sich nun daran die 80-er Jahre Interpretationen der Rock'n'Roll-Ära neu zu verwursten und hat auch da irgendwie übersehen, dass es ein Thema von vorgestern ist. Nach dem Lady Gaga uns mit 'You and I' versuchte die Tage zu untermalen und dabei eigentlich nicht anders aussah, wagten sich Dolce & Gabbana noch mal an das Thema und dann wars auch schon durch. Hedi Slimane sollte nochmals überdenken ob die Fotografenkarriere nicht doch die bessere Wahl war, seine Rückkehr in die Mode hat bislang kaum überzeugen können.

Givenchy
Wie schon kurz erwähnt bietet auch Riccardo Tisci's neue Kollektion Stoff für kreative Umsetzungen im Printbereich, und sicherlich findet auch Kanye West was für seinen Kleiderschrank. Nach mehrerer Kollektionen mit vielen auf Shirts gedruckten Tieren geht er seinen Sommerkollektion grafischer an und spiegelt ganze Schaltkästen radikal auf Anzügen, Parkas und unzähligen Leggings. Darunter mischen sich dann immer wieder Querstreifen und da ein oder andere Portrait, das Leni Riefenstahls Nuba-Portfolio entlehnt sein könnte. 
In der Gesamtheit wirken die Looks, gerade diese völlige Überladung bringt Spannung. Schaut man aber genauer hin entpuppen sich viele Teile als ziemlich konventionell. Vor allem die gestreiften Polos verlieren ohne den Rest ihre modische Berechtigung und werden zu simplen Kleidungsstücken, die man so auch gerade im Sale bei Esprit oder P&C finden kann. Dies zeugt andererseits aber auch von einem durchaus gesteigertem kommerziellen Interesse bei den Strippenziehern der Marke, was man ja auch wieder verstehen kann. Mode ist eben auch nur Bekleidung, selbst die von Givenchy. 

Dries van Noten
Junya Watanabe
Eigentlich immer zu meinen Favoriten gehören Dries van Noten und Junya Watanabe. Doch auch bei den beiden herrschte etwas Stillstand in diesem Jahr. Watanabes Pfadfindergruppe ist dabei ebenso bekannt wie van Noten's Mustermix mit Goldstickerei, beides gabs zumindest in ähnlicher Form schon einmal. Und auch Raf Simons mit seinen kurzen Strampelanzügen und Lanvin mit nicht längeren Höschen wecken keine Begeisterung.
Vielleicht ist die allgemein vorherrschende Übersättigung schuld daran, dass es immer schwerer wird zu begeistern. Zweimal im Jahr, glücklicherweise ist es bei den Männern sogar noch so überschaubar, zeigen rund um den Globus dutzende Marken ihre 'Visionen'. 99% davon folgen dabei den vermeintlichen Trends, mit denen ein kleiner Haufen Vorwärtsdenker in der Saison zuvor begeistern konnte. Doch ein solcher Leader muss sich ebenfalls immer wieder aufs neue beweisen und diesen Jahr fehlten es so ziemlich allen Pariser Marken ein bisschen an Luft. 

Lanvin
Raf Simons 
Saint Laurent
In Paris laufen sich nun schon wieder die Damen bei den Couture-Schauen die Hacken wund. Ein Großereignis folgt dem Nächsten und viele Kollektionen sind vergessen noch bevor die Kleider in den Handel kommen. Vielleicht ist das aber auch gut, schließlich bekommen die Sachen dann eine zweite Chance und mache Kollektion beweist ihr Potenzial auch erst auf den zweiten Blick. 
Wenn wir uns im nächsten Jahr die Jeans alle hoch in den Schritt ziehen und wie verhuschte Stricher aus der Wäsche gucken, weiß ich dass ich mit meiner Einschätzung der Saint Laurent Show falsch lag. Ich für meinen Teil finde mich selbst am ehesten bei Miharayasuhiro (Headerbild) wieder, das ist meine Lieblingskollektion der vergangenen Tage.

Alle Bilder via Style.com