2014/08/28

Bücher Im Juli Und August...

Zugegeben, vier Bücher in zwei Monaten ist ein bisschen mager. Doch langsam werden die Tage wieder kürzer und das Fernsehprogramm ist anhaltend schlecht, somit gibt es wieder Zeit und Muse um sich dem gedruckten hinzugeben. 
Harry Graf Kessler und Boni de Castellane sind Figuren, die das Geistesleben ihrer Zeit mitbestimmt haben. Es sind zwei faszinierende Männer, die nach aussen als Dandy erscheinen, aber um einiges vielschichtiger sind, als es dem gemeinen Dandy zugeschrieben wird. Während de Castellane Paris zu seiner Bühne gemacht, war Graf Kessler ein Weltbürger mit Lebensmittelpunkten in Berlin und Weimar. Von hier aus bestimmte er das Geistesleben im Kaiserreich mit, bildete Netzwerke und unterstützte jene, die für den neuen Geist des neuen Jahrhunderts standen. Gleichzeitig hatte er immer wieder gegen Kleingeistigkeit und Vorbehalte anzukämpfen, nicht zuletzt in Form des deutschen Kaiser. De Castellanes Kampf galt vor allem den sich immer wieder einstellenden finanziellen Nöten, die durch einen nicht gerade bescheidenen Lebenstil bedingt wurde. 'Wie ich Amerika entdeckte' handelt auch davon, wie De Castellane den Glanz alten französischen Adels in die neureiche Ostküstensociety Amerikas brachte und gleichzeitig seinen eigenen Geldnöten durch eine geschickte Heirat zumindest zeitweise eine Ende machte.
Hätten die beiden Herren ein wenig später gelebt, Margret Dünser hätte ihren sicher auch ein Kapitel in ihrem Buch Jet Set gewidmet. Stattdessen sind es SchauspielerInnen, Politiker und die Superreichen, denen sie einen Besuch abstattete. Amüsant sind die Anekdoten zu lesen, besser als jedes Klatschmagazin. 
Der einzige Roman in diesem Monat war Grenzgang von Stephan Thome. Im letzten Jahr gab es auch die Verfilmung in der ARD zu sehen, mit Lars Eidinger und Claudia Michelsen. Der Film war toll, das Buch leider nicht durchgängig. Irgendwie hätte Thome ein wenig früher aufhören können...
Für den September ist der erste Titel bestellt und ein anderer lacht mich vom vorgestern erst neu geordeten Bücherregal an.

2014/08/20

Mein Abend Mit Petra Von Kant...

Herunterzuladen gab es Fassbinder's 'Die bitteren Tränen der Petra von Kant' nirgendwo, wieder legal noch illegal. Ich habe mir nun also zum ersten Mal nach Jahren wieder eine echte DVD bestellt und sieben Tage warten müssen, bis diese heute endlich in meinen Briefkasten auf mich wartete. Warum ich den Film unbedingt schnellstmöglich habe sehen wollen? Weil uns eine Fassbinder-Renaissance bevorstehen dürfte, die durch die Wiederentdeckung und die subtile Verflechtung in der Mode bedingt wird. 
Klar war Prada die Marke, die es auch ausgesprochen hat und die Damen in Petra von Kant zu Ikonen erhöhte. Selbst Eva Mattes gelber Pullover wurde interpretiert und auf den Laufsteg geschickt, ganz zu schweigen von all den anderen Reminiszenzen (Glockenröcke, silberne Sandalen, Spinnenbeinwimpern und vor allem viel Fell).
Natürlich finden die Looks dann ihren Weg zuerst in die Magazine und in abgemilderter Form auch in die Regale von H&M und Co. Ob man sie dann aber überhaupt wiedererkennen wird sei dahingestellt. Am besten kauft man den Look eh direkt bei Prada, zum Beispiel in Form der göttlichen lila Lederjacke mit den Lammfellpaspelierungen an den Nähten und den Taschen. So wie Fassbinder auf moderne Art unmodern ist, sind auch die Prada-Looks anachronistisch.
Kai Margrander hat dies erkannt und in der deutschen Harper's Bazaar eine Strecke mit der Petra von Kant zum verwechseln ähnlichen Hanne Gaby Odiele fotografiert. Die Bauten im Berliner Hansaviertel bildeten den Rahmen für diese Ode an die von Fassbinder so gerne aufgezeigte Spießigkeit seiner Mitbürger. Und auch das Jetzt wird damit auf den Punkt gebracht, quasi Fassbinder'sche Nachwirkungen...