2013/12/30

Buchtipp: Der Trafikant Von Robert Seethaler...


Man kann Bücher leicht übersehen, wenn man nicht manchmal mit offenen Augen durch Buchläden streift. Gerade weil Amazon und Co. immer so genau zu wissen glaube, was zu passen scheint, ist es wichtig mit offenen Augen nach all dem zu schauen, was durch das Raster fällt. Ganz so gläsern sind wir halt doch nicht. 
'Der Trafikant', die Geschichte des jungen Franz Huchel aus dem Salzkammergut, der in einem Wiener Zeitungskiosk, einer Trafik, unterkommt und dort miterlebt, wie die Geschichte über ihn hinwegfegt und ihn mitreißt, war mit großer Sicherheit das letzte Buch, dass ich 2013 zu Ende gelesen habe und gehört gleichzeitig zu den Perlen des mit großartiger Literatur gespickten Jahres. Es war der Glücksgriff vor Weihnachten. 
Robert Seethaler packt alles in den Roman, was mich zu fesseln vermag: Geschichte und eine Stadt. Parallelen zu Joseph Roth sind augenscheinlich, auch der hat diese beiden großen Themen in seine Bücher gepackt und daraus großartige Geschichten gezaubert. Wer also Roth mag, der wird dieses Buch auch verschlingen. 

Der Trafikant, Robert Seethaler, erschienen bei Kein&Aber

2013/12/29

Sven Kroner In Der Kunsthalle Darmstadt...


Zugegeben, es war keine Einzelausstellung, in deren Rahmen gerade die Bilder von Sven Kroner in der Kunsthalle Darmstadt gezeigt werden, seine Arbeiten waren aber der Grund dort hinzufahren. Nun sitzen wir wieder Zuhause, schauen Tatort und Michael sucht ganz dringend nach Gründen (und einem Sponsor), weil die Bilder zwar unbezahlbar sind, aber sehr gut in unsere Wohnung bzw. in unsere kleine Sammlung passen würden. 
Einsame Schiffe durchkreuzen leere Flusslandschaften, fahren durch ewiges Eis oder stranden einfach so im Niemandsland. Es ist immer eine große Leere in seinen Bilder, fast romantisch und oft ein bisschen wie beim großen Romantiker Casper David Friedrich. Nur ein Bild zeigte Menschen, die schauten entrückt in die Ferne. 
Dem ersten Anschein nach sind die Bilder sehr verständlich, die meisten zumindest, die Fragen kommen ersten beim zweiten, genaueren Blick darauf auf. Warum sind die Landschaften eigentlich immer überschwemmt, oder gerade wieder am abfließen, quasi während oder nach der Katastrophe? Ist es die Elbe, die Oder oder irgend ein überschwemmter Landstrich in Asien? 
"Haltlose Gründe" ist der Titel der Ausstellung, die noch bis Mitte Februar läuft. Neben Sven Kroner sind noch Bilder von Emmanuel Bornstein und Miriam Vlaming zu sehen. 






2013/12/27

Downton Abbey Christmas Special...


Wie im Fluge vergingen die Weihnachtstage und nun sitze ich schon wieder beim alltäglichen Morgenmüsli und bereite mich auf die Arbeit vor. Der Himmel draußen verspricht einen leuchtenden Tag, selbst der Weihnachtsbaum bekommt von der Sonne einen Schatten hingezaubert. Nach ein paar Tagen Ruhe kam auch wieder das Bedürfnis auf diese Seiten mit etwas Inhalt zu befüllen und es liegt nahe ganz unbedingt das Weihnachtsspecial von Downton Abbey allen ans Herz zu legen. 
Während das ZDF sich mit der zweiten Staffel abmüht, ging bereits im Herbst die vierte zu Ende, aber das wirkliche Serienhighlight folgte am ersten Weihnachtstag. Mit den Crawley's ging es nach London in ihr Stadthaus, wo nicht nur Rose ganz offiziell in die Gesellschaft eingeführt wurde, sondern auch wieder allerhand Verstrickungen doch ein gutes Ende nahmen. 
Vor allem ein Bilderrausch war dieses Finale. Man kann deutlich sehen, dass die eher mässigen Budgets vom Beginn der Serie immer mehr aufgestockt wurden und mittlerweile auch Massenszenen durchaus drin sind. Selbst König George V. und eine immer reich mit Juwelen bestückte Königin Mary wurden in die Szenerie hineinstaffiert und machen die Aufwartung der Debüttantinnen zu einem Höhepunkt des 90minütigen Bilderrauschs. 
Im Herbst wird es eine neue Staffel geben, man kann schon sehr gespannt sein. Auch wenn ein wirklicher Cliffhanger diesmal fehlte, bahnten sich die ersten kleinen Dramen bereits an und versprechen spannende Folgen. 



2013/12/19

Zuhause Bei Nick Wooster...


Grau ist vorherrschend in Nick Woosters Wohnung. Der modische Alleskönner, der nicht zuletzt wegen seiner Style's den Weg über Streetstyleblogs auf den internationalen Radar schaffte, wohnt ziemlich unfarbig. Aber das war irgendwie nicht anders zu erwarten. Die Wohnung ist wie ein Anzug von Thom Brown, zwar gefällig und doch raffiniert mit versteckten Details. Vor allem aber ist sie kleiner als erwartet, das haben Wohnungen mit Menschen gemein...

Highsnobiety zeigt alle Bilder

2013/12/17

Pre-Fall 2014: Michael Kors...


Für seine Pre-Fall Kollektion hat sich Michael Kors genauso bei beim Philo'schen Céline wie beim Slimane'schen Saint Laurent und Simons'schen Dior bedient, alles abgemildert auf den amerikanischen Luxuskaufhauskundinnengeschmack und genau deshalb schon jetzt ein Kassenschlager. Und auch ich kam nicht an der Kollektion vorbei, zeigt sie doch Frauen, die ich genau so am liebsten angezogen sehen wollen würde. 
Es ist ein Preppy Style der ohne die platten Zitate auskommt, sondern ausschließlich auf wunderbare Farbzusammenstellungen, Lagen und Volumen setzt. Einzig die Materialien müssen erstklassig sein, sonst ist das alles für den A...



Mehr davon bei Style.com

2013/12/12

Geschenke, Gedruckt Und Gebunden...


Bücher sind praktische Geschenke, allein einpacken lassen sie sich ganz wunderbar. Nachteil ist allerdings, dass man den Geschmack des zu beschenkenden entweder ziemlich gut kennen muss, oder aber das Buch dann ungelesen um Regal landet. Glücklich kann sich schätzen, wer vielseitig interessierte Menschen um sich gescharrt hat und dann mit gutem Lesestoff eh nichts falsch machen kann. 
Sechs Titel die man mir leider nicht mehr schenken muss, weil sie schon zur gänze oder zumindest teilweise gelesen in meiner Bibliothek stehen möchte ich heute als Geschenke wärmstens Herz legen. Für die Familie, ziemlich beste Freunde und weniger gute, Kollegen und Chefs, für jeden dürfte sich ein Titel finden, der den Geschmacksnagel auf den Kopf trifft...

Nicole Zepter, 'Kunst hassen', Tropen, ca. 12 Euro, hier bereits vorgestellt am  24.11.2013

Man kann sich dem Fall Gurlitt und den verloren geglaubten Bildern kaum entzogen haben, auch wenn das mediale Interesse schon wieder etwas am abebben ist. Es wird noch Jahre dauern bis die Herkunft aller Bilder geklärt ist, sofern dies überhaupt möglich ist. Einige der Bilder jedoch schon ihren ehemaligen Besitzern zuzuordnen, unter anderem das Bild 'Sitzende Frau' von Henri Matisse, das aus dem Besitz des Pariser Kunsthändlers Paul Rosenberg stammte.
Rosenbergs Enkelin, die französische Journalistin Anne Sinclair, hat sich auf Spurensuche begeben und die Biografie ihres Großvaters aufgearbeitet. In 'Lieber Picasso, wo bleiben meinen Harlekine?' hat sie die Freundschaft zu Künstlern wie Picasso und Matisse anhand von Briefen rekapituliert, hat seine Arbeit als Händler und Mäzen unter die Lupe genommen und auch die Flucht in die USA 1940 wird geschildert. Spannend zu lesen ist aber vor allem ist, wie sie die Orte seines Lebens aufsucht und beschreibt wie systematisch die Vichy-Regierung die Deutschen beim Kunstraub unterstützte. Das Buch ist nicht nur die Biografie eines Mannes, sondern es beschreibt auch die Mitschuld vieler Franzosen. Selbst François Mitterand bekommt sein Fett weg. Und allein die Einleitung zeigt auf, dass es noch heute rassistische Tendenzen gibt. 

Barbara Vinken, 'Angezogen', Klett-Cotta, ca 20 €, bereits vorgestellt am 13.11.2013 

Aktuell liegt 'Spieler eins' von Douglas Coupland auf meinem Nachtisch und ist schon zur Hälfte gelesen. Wie immer geht es irgendwie um das Ende der Welt, der Kleinen des Einzelnen und der Großen von Allen. Von vier Menschen, die zufällig in einer Hotelbar festsitzen, schaffen es nur vier über das zweite Kapitel hinaus und diese haben auch ziemlich mit ihren Schicksalen zu kämpfen. Wie das ganze ausgeht wird sich zeigen, Spass hat man beim lesen auf jeden Fall. 


Was würde besser zu Weihnachten passen als ein Buch über Geben und Nehmen, schließlich macht man ja zumindest am Heiligabend nichts anderes. Doch Adam Grant hat nicht den trivialen Austausch von Geschenken im Sinn gehabt, sondern möchte aufzeigen, warum selbstloses Handeln zum Erfolg führt und langfristig sogar für alle besser ist. 
Ich habe es bis Seite 241 geschafft, wobei ich mich etwas zwingen musste überhaupt soweit zu lesen. Die noch vor mir liegenden 200 Seiten müssen erstmal warten, so fesselnd ist das Buch leider nicht. Wahrscheinlich bin ich zu romantisch für seitenlange Abhandlungen über Baseballtrainer oder Softwareentwickler, mal das eine mal das andere wird als Beispiel angeführt, die sich alle durch Selbstlosigkeit auszeichneten und trotzdem auf sehr kapitalistische Art und Weise am Ende alle supererfolgreich waren, also ganz viel Geld verdienten. Es ist halt ein sehr amerikanisches Buch, bei dem es darum geht den an antrainierten Einsatz der Ellenbogen herunterzufahren und stattdessen emphatisch auf das Gegenüber einzugehen. 


Was kann man noch über den Fotografen Robert Mapplethorpe schreiben, ist doch eh schon vieles gesagt. Sein Werk ist bekannt, seine Bilder dienen als Inspiration für andere Fotografen und Modestrecken oder aber um die Fantasie anzukurbeln. Und wie jeder gute Fotograf in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat auch Robert Mapplethorpe Polaroids genutzt um die für ihn typischen Blumen und Penisse abzulichten, Portraits zu schießen und und sich selbst darzustellen. 
Der bei Prestel erschienene kleine Bildband widmet sich dem Medium Polaroid und zeigt einen bekannten, aber trotzdem spannenden Mapplethorpe. Als Fotobuchsammler reiht sich der Titel gut ein im Regal und kann auch, verpackt in hübsches Geschenkpapier, ein Lächeln auf das Gesicht des Beschenkten zaubern. 

Es würde mich freuen, wenn diese kleine Auswahl als Inspiration dient und der ein oder andere Titel als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum liegt. Natürlich sollte man die Bücher sich auch selbst kaufen, einfach weil sie allesamt zum besten gehören, was in diesem Jahr erschienen ist. Noch mehr Geschenkideen in Buchform gibt es hier
Und kauft bei euren lokalen Buchhändlern. Selbst wenn die hier vorgestellten Titel vielleicht nicht das richtige sind, haben die immer gute Tipps auf Lager

2013/12/11

Festlich Gedeckt - 50 Jahre Weihnachtstische Von Royal Copenhagen...


13 Tage noch bis Weihnachten und nicht über passende Geschenke für die Lieben muss man sich Gedanken machen, sondern auch was an den drei Feiertagen auf den Tisch kommt. Gans und anderes Geflügel, klar. Aber beim Essen geht es auch darum dies an einer schön gedeckten Tafel zu tun, und vielleicht auch das gute Porzellan aus dem Schrank zu holen. Zu den edelsten und elegantesten Manufakturen, die sich dem weißen Gold verschrieben haben, gehört Royal Copenhagen. Nicht nur das dänische Königshaus weiß zu schätzen, was seit 1775 mit den drei blauen Wellen versehen seines Siegeszug um die Welt antrat.
Es gehörte im 18. Jahrhundert, nach der Erfindung des europäischen Porzellans unter König Friedrich August I. von Sachsen, zum guten Ton eigene Manufakturen zu unterhalten und nach und nach gründeten sich in allen europäischen Königreichen und Fürstentümern eigene Manufakturen, für denen Betrieb Handwerker aus Sachsen und Preußen angeworben wurden. Die wertvollsten Präsente und Friedenssgaben an 'befreundete' Fürsten war nicht etwa aus Edelmetallen angefertigte Objekte, sondern ein Porzellanservice aus eigener Fabrikation. Auch das bekannteste Design von damals noch Königlichen Porzellanmanufaktur war als beschwichtigendes Geschenk an Katharina II. von Russland gedacht, das noch heute hergestellte Flora Danica.


Bereits 1780 wurde das erste Geschäft in den Räumen über der Manufaktur in der Kopenhagener Innenstadt eröffnet und entwickelte sich schnell zum Anziehungspunkt für die elegante dänische Gesellschaft und Reisende, die Kopenhagen besuchten. Es blieb den Dänen auch nichts anderes übrig als das eigene Porzellan zu kaufen, schließlich wurde ein Einfuhrverbot für ausländische Porzellanwaren verhängt um die eigene Produktion zu unterstützen. 
Doch gleichzeitig spiegeln schon die frühen Designs den noch heute bekannten schlichten Stil Dänemarks wieder. Das feine, mit blauen Blumen und Ranken verzierte Musselmalet findet sich in irgendeiner Art und Weise in fast jeden Haushalt Dänemarks. Die reinweißen Porzellane mit den geriffelten Oberflächen stehen auch in meiner Küche, als hier schon vorgestellter Krug und als Kaffeepötte. 


Bei teNeues ist nun ein wunderschöner Bildband erschienen, der nicht nur die Geschichte des Hauses reich bebildert darstellt, sondern sich vor allem der 50-jährigen Tradition der Weihnachtstische widmet, die in den Kopenhagener Räumlichkeiten immer zwischen Mitte November und Ende Dezember ausgestellt werden und zahlreiche Besucher zum staunen bringen. Vielschichtig wie die Adjektive mit denen die Autorin Lone Rahbeck Christensen die beschreibt – winterlich, süß, opulent, rustikal, raffiniert etc. – sind auch die, die in den letzten 50 Jahren die Ehre hatten die Aufgabe des Tischdeckens zu übernehmen. Allem voran Königin Margarete II.
Ob zarte Blüten, klassische Weihnachtsdekorationen  oder Felle und Geweihe, bei Royal Copenhagen finden sich Tischdekorationen für jeden Geschmack und Stil. An jeder dieser Tafeln wäre ich gerne Gast!


2013/12/06

Fragwürdig...


Manche Blogs durchstreife ich nur sporadisch, dadurch entdecke ich zwangsläufig manche Posts etwas zu spät. Bereits im September veröffentliche Garance Doré ein Video, dass Scott Schuman zeigt, wie er mit einem Stierkämpfer trainiert und der Grazie dieses 'Sports' huldigt. Der Stier mit dem er in der Arena steht hat abgesägte Hornspitzen und dient wohl auch allgemein eher als Trainingsgerät, doch im Vorspann kann man auch sehen, wie eines der Tiere schon die Speere im Rücke hat und der Dolch zur Tötung des Tieres schon bereitgehalten wird. Es mag also sein, dass der Stierkampf eines von Spaniens Kulturgütern ist, aber muss ein Modeblogger in einem von AOL gesponsorten Post diesen wirklich auch noch glorifizieren? Ich glaube nein!

2013/12/04

Selfie...


Sonntag war mein Ebaytag. Nicht nur das Projekt Weihnachtsbaum wurde realisiert, sondern ich habe noch dazu einen wahnsinnig schönen Kaschmirmantel von Loro Piana ergattern können. Heute kam das gute Stück schon an und am liebsten hätte ich ihn auf dem Sofa zum fernsehen anbehalten. Stattdessen habe ich mich in guter alter und viel zu selten vollzogener Bloggermanier, ich fühlte mich auch gleich ein bisschen an die Zeiten von I like my Style erinnert, vor die Kamera geworfen und habe mittels Selbstauslöser genug Bilder geschossen um am Ende wenigstens ein brauchbares für den Blog verwenden zu können. 
Zum Kaschmirmantel von Loro Piana trage ich einen grauen Kaschmirpullover mit teils querverlaufenden Rippen von Strenesse, ein kragenloses Baumwollhemd und eine blauweiß gemusterte Pyjamahose von COS. Nicht zu vergessen meine heiß und innig geliebten Red Wings. Zum Stil des Mantels passend habe ich noch einen Spritzer 'Grey Flannel' von Geoffrey Beene nachgelegt.*

*Der letzte Absatz ist inspiriert von 'What is James Wearing'

Geschenke In Weiß...


Nikolaus steht quasi vor der Tür, bis Weihnachten sind es nur noch ein paar Tage und dann gibt es doch auch tatsächlich Leute, deren Geburtstag auch noch in diese ohnehin schon stressige Zeit fällt. Klar, beste Gelegenheit sich ein paar Gedanken um Geschenke zu machen. 
Am besten verschenkt man das, was man selbst gerne auspacken wollen würde. Immer sehr beliebt sind Sachen zum anziehen und Gebrauchsgegenstände für den Haushalt. Aber auch über etwas für die Wand kann man sich freuen, das ist dann sogar noch eine Wertanlage. Die Papierarbeiten von Simon Schubert, bei Galerie Thomas Modern für um die 5.000 Eurozu haben, sind keine Schnäppchen, aber mit Sicherheit eine gute Investition. Etwas günstiger und nicht weniger Freude bringend sind die nachfolgenden Kleinigkeiten...

Raumfahrer in Glas graviert von Theresienthal, 115 €, gesehen bei Artedona

Hemd mit rundem Kragen von Spencer Hart, 180 €, gesehen bei Mr. Porter

Handtücher von Ottomania, ab 29 €

Klassische Boxershorts von Christian Berg, 13 €, von Peek&Cloppenburg

Porzellankrug von Royal Copenhagen, 69 €

Love To Love...


Graue Tage, nicht mal ein bisschen Raureif auf dem Dach, das wenigstens ein bisschen Weiß in die Welt zaubert, lassen Gedanken an Landflucht aufkommen. Die ewige Sonne LA's wäre eine Alternative zum mitteldeutschen Unlicht. Jonathan Wilson's Video zu 'Love to Love' zeigt genau das auf was gerade fehlt und noch nicht einmal durch Weihnachtszauber zu ersetzen ist. 

Via Nowness

2013/12/03

Oliver Demont / Walter Pfeiffer: Männer kaufen...


Mein Bücherregal ist ziemlich gut gefüllt und trotzdem sticht ein Titel wohl mehr raus als andere. Seit ein paar Wochen steht 'Männer kaufen', ein mit Fotografien von Walter Pfeiffer bebildertes Buch über Stricher, Escorts und deren Kunden in Zürich nun in meinem Regal und erregt das Interesse von Gästen und Besuchern. Es wird dann rausgenommen und muss unweigerlich auch erklärt werden, weil der Titel wohl einen anstössigen Beiklang zu haben scheint. Warum eigentlich?
Zugegeben, ein bisschen provokant ist der Titel ja schon. Wieviele Bücher gibt es schon auf dem Markt, die sich mit männlicher Prostitution auseinandersetzen? Und weiterhin überrascht das Buch, weil es eben weniger von drogensüchtigen Bahnhofsstrichern handelt, sondern eben eher von Escorts, deren Kunden Banker sind oder aber die Art Basel besuchen. Die Jungs verdienen um die 200 SF die Stunde und finden ihre Kundschaft hauptsächlich via Gayromeo. Die meisten kamen durch Zufall drauf, dass sie mit ihren Körpern Geld verdienen können und sich am Zürichsee wohl auch ein entsprechender Kundenstamm aufbauen lässt. 


Viele Geschichten reihen sich aneinander, die Bilder dienen nur zur Untermalung, stellen aber nicht die dar, um die es inhaltlich geht. Für mich waren auch die Bilder wichtiger, da Bücher mit den Arbeiten Pfeiffers recht schwer zu finden und schnell vergriffen sind. (Leider sind es auch meine beiden Pfeiffer-Fotografien, die es immer ein bisschen versteckt werden, weil Michael sie so überhaupt nicht leiden kann.)
Auf der Frankfurter Buchmesse gibt es immer eine Ecke, in der man sich die schönsten Bücher anschauen kann. Im letzten Jahr lag da zum Beispiel Steidl's 'Little Black Jacket' rum, doch diesmal gab es weniger spannende Titel. Und dann gibt es noch eine etwas weiter hinten liegende Ecken, in der all die Bücher zu finden sind, die knapp an einem solchen Prädikat vorbei geschwappt sind. Unter anderem gehört auch 'Männer kaufen' dazu und als alter Walter Pfeiffer Fan war der Textinhalt weniger wichtig als die Bilder. Ich habe es dann bestellt, ein bisschen reingelesen und es dann zwischen den anderen Fotobücher platziert, von wo es nun seine Anziehungskraft ausübt.

'Männer kaufen' von Oliver Demont, erschienen bei Salis

Nachtrag vom 22.01.2014: Die Bilder im Buch stellen tatsächlich die dar, um die es auch inhaltlich geht. Vielen Dank an Oliver Demont für die nette Email.

2013/11/28

Hasidic Style...


16 Minuten reichen eigentlich lange nicht aus um sich mit einer Weltreligion auseinanderzusetzen. Aber sie können einen Einblick in gelebte Traditionen geben und einem eine fremde Welt ein bisschen näher bringen. StyleLikeU widmet den chassidischen Judentum einen kurzen Film, der deren Weltsicht verdeutlicht und vor allem aufzeigt, wie sehr diese Einfluss auf die Kleidung hat. 
Ich habe mich letzten Jahr einmal recht konkret in das Thema hineinlesen müssen, als es darum ging für einen Film chassidische Juden auszustatten. Es war ein unheimlich vielschichtiges Thema, unzählige Details gilt es zu beachten. Das fängt bei den koscheren Materialien an und hört lange nicht damit auf, das der einem Gehrock nicht unähnliche Mantel nach links geknöpft wird und nicht wie eigentlich üblich nach rechts. Vom Mysterium des Shtreimels, der im oben zu sehenden Bild dargestellten Kopfbedeckung aus Pelz, mal ganz abgesehen. Und hätte mich gefreut, wenn ich den Film damals schon zur Recherche hätte verwenden können. 



2013/11/26

Peeling, Aber Bitte Ohne Plastik...


Ich war eigentlich ziemlich froh mal ein Peeling gefunden zu haben, dass mir wirklich gefiel und bei dem sich ein gutes Hautgefühl einstellte. Es war aus der Apotheke, ohne irgendwelche Zusatzstoffe und schien, ausser des etwas zu hohen Preises, keine Mankos zu haben. Eines hatte ich wohl leider übersehen, oder einfach nicht beachtet, die Schleifkörnchen aus Polyethylen. 
Viele Peelings enthalten diese wunderbar runden Körnchen, weil sie die Haut schonend reinigen und abgestorbene Schüppchen ablösen. Aber sie lassen sich eben auch nicht in den Kläranlagen auffangen, schlüpfen ihrer Winzigkeit wegen durch die Filter und Siebe und landen somit zu Hauf in den Flüssen und Meeren. Forscher haben nachgewiesen, dass die Flora und Fauna massiv stören und es am Ende sogar zurück in den Trinkwasserkreislauf schaffen. Keine schöne Vorstellung, ganz und gar nicht. 
Ziemlich schnell kam ein schlechtes Gewissen hoch, und ein zwiegespalten sein. Zum einen ist die Flasche noch ziemlich voll, ich will sie also schon aufgrund des Preises nicht einfach in den Sondermüll werfen, zum anderen verschmutze ich wissentlich mit jeder Gesichtsreinigung die Umwelt. Klar ist die Entscheidung klar: Weg mit dem Zeug. 
Gestern war ich dann in einen Laden der nur Naturkosmetik anbietet, tatsächlich gibt es einen solchen Laden auch in Wiesbaden, und habe mir ein Peeling gekauft, das ohne den Kram auskommt. Mal sehen, wie es so ist. 

2013/11/24

Buchtipp: Kunst Hassen Von Nicole Zepter...


Nicole Zepter hat ein Büchlein geschrieben, dass vielen Leuten, die mit Kunst ihr Geld verdienen ohne sie selbst zu produzieren, also Galeristen und Museumsfachangestellten, wohl einen leichten Schauer über den Rücken gejagt haben dürfte. Die Autorin, die unter anderem The Germans macht und noch für andere Magazine schreibt, tritt mit aller Wucht und ziemlich viel Spass denen gegens Schienbein, die eine Kunstwelt konstruiert haben, die sich gar niemand mehr zu hinterfragen traut, weil man sich eben auch keine Blöße geben will. Jeder tut verständig und keiner traut sich auch mal lachend mit dem Finger auf in den Himmel gehobenen Schrott zu zeigen. 'Kunst hassen' ist eine Aufforderung eben genau das zu tun. 
Aber das ganze Hinterfragen dient eigentlich nur dazu, sich selbst mit der Kunst auseinanderzusetzen und selbst zu entscheiden, wann und warum man einen Künstler und seine Arbeiten mag. Sich nicht mehr von PR-Texten vorschreiben zu lassen, dass man Koons, Hirst, Richter und Co. zu mögen hat, weil sie und noch tausende andere Künstler mehr eben die 'wichtigsten', 'bahnbrechenden', 'einflussreichsten' oder mit sonstigen Superlativen versehenen sind, ist das Leitmotiv des Buches und gleichzeitig fordert es auf Fragen zu stellen und dadurch selbst eine Meinung zu bilden. Blöd eigentlich, dass es ein Buch braucht um darauf zu kommen...


2013/11/22

Kino: Blue Jasmine...


Während des Trips nach Hamburg war auch ein bisschen Zeit um ins Kino zu gehen. Und tatsächlich war allein der wunderschöne Kinosaal des auf der Mönckebergstraße liegenden Passage Kinos sehenswert. 
'Blue Jasmine' ist Woody Allens neuester Film und wie in allen seinen Film kann man etwas neurotisches nicht von der Hand weisen. Klar, es geht wieder um Abgründe, um das Unglücklichsein und um verpasste Möglichkeiten. Doch wären da nicht eine grandiose Cate Blanchett und eine nicht weniger gute Sally Hawkins, sie spielen zwei ungleiche Halbschwestern, zwischen deren Vorstellungen vom Leben Ozeane liegen, wäre es ein ziemlich lauer Film, bei dem man ohne etwas zu verpassen mehrmals pullern oder neues Popcorn holen gehen könnte. Aber gerade die beiden Schauspielerinnen nehmen einen gefangen und halten einen auf dem Kinositz bis der Film dann ganz unerwartet zu Ende ist und man sich doch ein vielleicht etwas positiveres Ende wünscht. 
Cate Blanchett hat definitiv zu wenige Auszeichnungen im Schrank, gerade ein Oscar als beste Hauptdarstellerin fehlt und bedingt noch in ihrer Vitrine. Für die Rolle der Jasmine, Tabletten- und Alkoholsucht versteckt hinter Chanel, Missoni und Hermès, sollte sie zumindest eine Nominierung erhalten. 


2013/11/21

Affordable Art Fair - Bezahlbare Kunst In Hamburg...


Nach Hamburg ging es am vergangenen Wochenende. Seit mir ein Freund im Sommer von der dort stattfindenden Kunstmesse Affordable Art Fair erzählte, war klar, dass dies eine wunderbare Gelegenheit wäre nach Hamburg zu fahren. Freunde aus Leipzig waren ebenfalls mit von der Partie. 
Seit knapp 15 Jahren gibt es nun die Messe, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat bezahlbare Kunst zu zeigen und Galerien die Möglichkeit zu geben besonders junge Künstler zu zeigen, die auf den großen Messen meist zu kurz kommen, weil man allein des Prestiges wegen auf die sich gut und teuer verkaufenden Zugpferde setzt. Der Rahmen ist gut abgesteckt, keine Arbeit kostet mehr als 5.000 Euro. Es ist nicht verwunderlich, dass die Marke 'Affordable Art Fair' mittlerweile in 15 Metropolen vertreten ist und in seit ihrer Gründung gut 200 Millionen umgesetzt hat. In Hamburg fand die Messe 2012 zum ersten Mal statt. Bewußt entschied man sich gegen Rhein und Spree und setzt stattdessen auf die solide und liquide Käuferschicht von Alster und Elbe. 
Von Kunstsupermarkt und Hausfrauenkunst ist die Messe weit entfernt, stattdessen lassen sich spannende Sichtweisen entdecken und bestenfalls mit nach Hause nehmen. Auch wenn die Preise bei 100 Euro losgehen, finden sich in den unteren Preisategorien meist Druckgrafiken in hohen Auflagen. Interessant wird es so ab 1.500 Euro, dafür bekommt man schon kleine Leinwände und noch kleinere Installationen und Skulpturen, die eingepackt in rosa Knackfolie so mancher Besucher mit nach Hause genommen hat. 
Mein Fazit zur Messe ist insgesamt sehr positiv. Natürlich gab es weniger Offenbarungen als zum Beispiel bei der Art Cologne, wo man an jeder Ecke mit Superlativen bei den Formaten und Preisen konfrontiert wird. Aber man kann viele Stücke entdecken, die man sich eben auch als beginnender Sammler im eigenen Wohnzimmer vorstellen kann. 



2013/11/20

Lieblingsstück...


Montag hatte ich mal wieder Gelegenheit ein bisschen in Berlin umherzustreifen, mehr dazu später. Unter anderem war ich auch am Ku'damm / Tauentzien und habe da das Hemd von Carhartt entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick. 
Der Tartan-Check erinnert an die Plastikeinkaufstaschen, in denen sich so ziemlich der gesamte Hausrat verstauen lässt. Ähnliche Muster finden sich auch bei Céline und Stella McCartney, aber in keiner mir bekannten Winterkollektion für Männer. Es war auch deshalb ein Fundstück, das augenblicklich zum Lieblingsstück wurde. 

2013/11/13

Prada X Wes Anderson...


Wes Anderson bringt bald einen neuen Film raus, 'Grand Budapest Hotel. Ein bisschen Promotion schadet nie, selbst wenn man es eigentlich gar nicht nötig hat. Vielleicht deshalb kam es wohl zu der Zusammenarbeit mit Prada, bei der auch gleich Milena Canonero, immerhin dreifache Oscar-Preisträgerin und Teil von Anderson's Stammcrew, und Jason Schwartzman mit Boot sind. 
Verstehen tut man das ganze nicht wirklich, vielleicht findet sich in dem knapp acht Minuten langen Filmchen auch gar kein Sinn. Die Bilder sind ganz nett, weshalb dann auch viele schauen werden...

Screenshot via Prada

Buchtipp: Angezogen Von Barbara Vinken...


Barbara Vinken mag Mode, sie würde sonst wohl kaum Bücher darüber schreiben. Und sie trägt auch selbst gerne die Designer, denen dann ganze Kapitel in ihren Büchern gewidmet werden. Zuletzt konnte man das einem zur Buchmesse erschienenen Sonderheftchen der Zeit sehen, neben einem Interview über ihr neues Buch 'Angezogen – Das Geheimnis der Mode' lies sie sich in ihren Schätzen ablichten und machte eine ziemlich gute Figur. Ja, in der Mode geht es immer auch um den Schein und augenscheinlich vermarktet sich ein Buch über Prada und Co. am besten in Prada und Co. 
Schon nach den ersten Seiten des Buches wurde mir klar, dass ich nicht nur unbedingt ganz schnell weiterlesen möchte, sondern auch, dass ein Bleistift unabdingbar bei der Lektüre sein wird. Der Bogen, den die Autorin spannt, reicht von der Antike bis zur Gegenwart es gelingt ihr aufzuzeigen, worin der Reiz am Spiel mit der Mode liegt. Ver- und Enthüllung treten über die Epochen hinweg in ein permanentes Wechselspiel, welches nichts anderes ist als ein Spiel um Macht, um Freiheit und Unterdrückung. Dabei sind nicht immer nur die Frauen die Unterlegenen, wie man etwas zu sehr pauschalisierend meinen könnte. 
Man kann die Mode nur rückblickend betrachten, weil sie sich nur so in einem Kontext setzen lässt und Zeitenwenden nur nachträglich allumfassend zu bewerten sind. Selbst wenn Barbara Vinken die Mode unserer Zeit betrachtet, sie wird als eine neue, bisher nicht gekannte Sichtbarmachung und gleichzeitige  Entsexualisierung des Beines der Frau definiert, kann dies nur ansatzweise geschehen, weil ein umfassender Eindruck erst möglich ist, wenn eine neue Mode diese abgelöst hat. 
Man erkennt schnell, dass Barbara Vinken Literaturwissenschaftlerin ist und sie auch genau dort Quellen und Belege für ihre Thesen sucht und findet. Ovid, Rousseau, Baudelaire, Zola und viele andere mehr haben über Mode und Moden geschrieben, sie in den Himmel gehoben oder verdammt. Aber keiner hat ihr die Macht abgesprochen oder sie lapidar auf Kleidung reduziert. Vielschichtig werden Beispiele dafür angeführt, die dann dazu führen können, sich aus dem Quellenverzeichnis eine Liste für weiterführende Literatur zusammenzustellen, zumindest aber Lust machen Zola's 'Paradies der Damen' (mal wieder) zur Hand zu nehmen. 


2013/11/11

Das Ende Einer Ära - Düsseldorf Vorerst Ohne Eickhoff...


Der Textileinzelhandel hat keinen leichten Stand in Deutschland. Mode scheint ein rotes Tuch zu sein und jedem, der seine Selbstständigkeit plant, ist davon abzuraten sich in Mode zu versuchen. Nein, das ist keine Schwarzmalerei, sondern eine Einschätzung der Lage, die ich aus der Erfahrung heraus nur unterstreichen kann. Und wenn jetzt auch noch einer der wenigen Großmeister der Branche, Albert Eickhoff, das Handtuch wirft, scheint der Abwärtstrend auch erstmal anzuhalten. 
Seit Mitte der 1960-er Jahre haben Albert und Brigitte Eickhoff im beschaulichen Lippstadt ein kleines Imperium aufgebaut. Es begann mit deutschen Designern, wie Uli Richter oder Rolf Horn, beides Lieblinge der Wirtschaftswunderjahre, dann folgten die Italiener und Franzosen und Eickhoff wurde dafür bekannt unbekannte Designer auf den deutschen Markt zu etablieren. Seit 1981 besteht das Geschäft in Düsseldorf, welches nun seine Pforten schließt. 
Vor wenigen Jahren zog sich der Geschäftsmann offiziell aus der Geschäftsleitung zurück und übergab das Geschäft an seine Tochter Susanne und ihren Ehemann. Doch anscheinend ist es den beiden nicht gelungen das Erbe so fortzuführen, dass es auch die nächsten 50 bestehen kann. Der Onlineshop kann mit der Konkurrenz nicht mithalten und Hausdurchsuchungen von Steuerfahndern sind ebenfalls nicht die beste PR. Zu dem hört man immer wieder auch von der Arroganz und Penetranz der Angestellten, die den Kunden auf den Hacken hängen. Nachdem nun Breuninger seinen Luxustempel in der unmittelbaren Nachbarschaft eröffnet hat, Marken und Mitarbeiter dorthin wechselten, entschloss sich Firmengründer die Notbremse zu ziehen. 
Was Eickhoff war wird nun Dior. Für zehn Jahre sind die Geschäftsräume an LVMH vermietet und werden zu einem Flagship Store ausgebaut. Danach soll entschieden werden, ob vielleicht die dritte Generation in der Lage das Erbe von Albert und Brigitte Eickhoff fortzuführen. Man kann ihnen nur viel Glück wünschen.

Bildquelle

2013/11/08

Buchtipp: Giambattista Valli...


Bereits im September habe ich dieses Buch vorbestellt und die Tage gezählt bis es endlich eintrifft. Gestern nun klingelte der Postmann und brachte 'Giambattista Valli' zu mir nach Hause. Mein freier Tag wurde perfekt ergänzt. 
Keine Frage, ich musste dieses Buch haben. Valli ist seit Jahren mein fast unangefochtener Favorit und ich kann mich man an seinen Kreationen nur selten sattsehen. Reich an aussergewöhnlichen Details und in einer Art und Weise verarbeitet, die ihres Gleichen sucht, gehört Giambattista Valli mit seinen Kreationen einerseits zu den ganz großen Designern des Moments und hat es gleichzeitig gar nicht nötig sein Talent oder gar seine Ego groß aufzublasen. Eleganz zeigt sich eben auch in der Haltung. Seine treue Kundschaft, die sich aus altem und neuen Adel sowie Hollywoodsociety zusammensetzt, weiß dies zu schätzen. Im Buch kann man vielen davon begegnen, weil sie es sich nicht nehmen liessen, kurze Texte beizusteuern und damit ihre Freundschaft, und den Respekt gegenüber dem Designer, zum Ausdruck bringen.
Wer eine klassische Designermonografie mit hochglänzenden Bildern und einer chronologischen Aufbereitung erwartet, wird möglicherweise ein wenig enttäuscht sein, denn das ist das Buch nicht wirklich. Vielmehr ist es gelungen den Betrachter beim durchblättern auf eine Reise hinein in die Ideenwelt des Designers zu nehmen. Die Entstehung seiner Kollektionen wird aufgezeigt und man kommt ganz nah heran an die Träumen aus fragilen Blüten, zarten Federn und matt schimmernden Perlen. 
Erstaunlicherweise stellte sich heraus, dass dieser Wälzer ein Federgewicht ist. Trotz seiner knapp 400 Seiten hat es die Leichtigkeit eines Chiffonkleides und transportiert schon allein dadurch die Fragilität dessen, was die Kleider des Designers so einzigartig macht. Das Papier fasst man gerne an, was nicht unbedingt selbstverständlich ist bei Fotobänden, aber ein solches Buch eben am Ende, wenn Haptik und Optik in Einklang sind, zu einem Kunstwerk macht.

'Giambattista Valli' ist bei Rizzoli erschienen und kostet knapp 60 Euro

2013/11/07

Buch: 'Wer Wir Sind Und Was Wir Wollen' Von Philipp Riederle...


Muss man ein Buch ganz gelesen haben, oder mindestens mehr als die Hälfte, um eine Kritik darüber schreiben zu dürfen? Was, wenn man gar nicht und erst über die ersten 20 Seiten hinauskam, weil es nicht mehr brauchte um festzustellen, dass das Buch einfach nicht für einen ist?
Entdeckt habe ich 'Wer wir sind und was wir wollen – Ein Digital Native erklärt seine Generation' von Philipp Riederle auf der Frankfurter Buchmesse und sowohl Titel als auch Covergestaltung erweckten mein Interesse. Das Thema, die Netzwelt und wie sie unser Leben und unsere Sichtweisen, klang spannend. Ein Rezensionsexemplar wurde mir schnell zugeschickt und begann reinzulesen. Zuerst stolperte ich über den Fakt, dass der Autor im Moment des Schreibens noch keine 20 Jahre alt war, aber eine Schlaumeierei an den Tag legt, die ich ihm nicht zuzugestehen bereit war. Vielleicht meine eigene Engstirnigkeit, aber so ist das nun einmal. Schlimmer aber noch fand ich die Tatsachen, dass dieses Buch zu legitimieren versucht, warum die heutige Kindheit von Maschinen geprägt ist und eben nicht mehr durch Kastanienmännchen und aufgeschürfte Knien. 
Ich gebe zu, dass ich keine Ahnung davon habe wie man ein Handy knackt, Riederle war mit 13 dazu in der Lage und gab sein Wissen postwendend als Videoblogger weiter. Er beschreibt seine Generation, also die nach 1990 geborenen, als Erste, die durch Computer und vor allem durch das Internet geprägt wurde. Gleichzeitig wurde Wohlstandverwahrlosung en vogue. Mit Computer, Tablets und internetfähigen Mobiltelefonen lassen sich schon ganz kleine Kinder wunderbar ruhig stellen während Mutti Schuhe probiert. Die Auseinandersetzung miteinander lässt sich stilllegen, und die eigenen Plagen gleich mit. 
Das ist ziemlich arm, wirklich, und das Buch erweckt den Anschein, eine Rechtfertigung für dieses Verhalten zu sein. Ich persönlich finde es blöd und bin ziemlich froh, dass dieser Kram erst recht spät in mein Leben kam. Ich finde, dass Kindern und Jugendlichen in vielen Fällen unwiederbringliches geraubt wird, nämlich die Unbedarftheit und die Möglichkeit sich die Welt im kleinen zur erobern.  Stattdessen wird Freundschaft mit Facebook gleichgesetzt und Liebe mit der bei Youporn zur Schau gestellten Triebbefriedigung. Muss das sein?

Philip Riederle 'Wer wir sein wollen', erschienen bei Droemer-Knaur, 12,99 €

2013/11/04

Noch Mehr News: Nicolas Ghesquère Geht Zu Louis Vuitton...


Das Gerücht demnach Nicolas Ghesquière würde zu Louis Vuitton wechseln, also von Kering zu LVMH, gibt es seit Anfang Oktober. Heute wurde es bestätigt und Herr Ghesquière hat knapp fünf Monate Zeit Louis Vuitton einmal um die eigene Achse und von rechts auf links zu drehen. Bei einer Marke, die bis auf ein paar Gepäckstücke und eine handvoll Muster kaum DNA vorzuweisen hat, wird es ein leichtes für ihn sein die eigene Handschrift aufzudrücken und Marc Jacobs vergessen zu machen. Schwieriger hingegen dürfte es sein dem Profitstreben von Herrn Arnault gerecht zu werden, schließlich ist Louis Vuitton eine verlässliche Geldquelle. Es wird also spannend werden, auch in den Buchhaltungsabteilungen hinter der Marke.


Jil Sander Ist Wieder Weg...


News sind das keine mehr, schließlich wissen wir ja schon seit gut zwei Wochen, dass Jil Sander nun zum dritten Mal die Segel streicht und der gleichnamigen Marke den Rücken kehrt. Mehr Heckmeck, Unentschlossenheit und dem entgegen gestellt weniger Beständigkeit gab es selten, auch wenn wir von der Industrie Mode ja einiges gewöhnt sind. 
Bei Jil Sander war es aber doch tatsächlich absehbar, oder nicht!? Zwar wurden ihre drei Kollektionen hochgelobt, aber der ganzen ihnen vorangegangene Rummel hinterliess auch einen faden Beigeschmack. Nun hoffe ich wirklich sehr, dass wir für alle Zeit von Frau Sanders unstetem Geist, was auch immer die Gründe für ihre Unbeständigkeit sein mögen, verschont werden mögen!

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Besseres Programm...


Fernsehen ist nachts einfach besser. Diese Einsicht kam mir am Wochenende als ich mal wieder an Sendungen hängenblieb, die ich im nachhinein nicht verpasst haben will, obwohl ich eigentlich längst mit dem Sandmann einen harten Kampf ausfocht. Am Samstag strahlte ARTE (nochmals) eine  Folge 'Durch die Nacht mit...', bei der die Zuschauer Rufus Wainwright und Francesco Vezzoli bei einem Streifzug durch Rom haben begleiten dürfen und gestern Abend ging es in der ARD um Wolfgang Joop bei 'Deutschland deine Künstler'
Sehenswert war beides und wer eine oder beide Sendungen verpasst oder noch nicht gesehen hat, der findet diese noch in den jeweiligen Mediatheken. 

Bildquelle: ARTE

2013/11/03

Das Drunter...


Socken sind wirklich eine ziemlich spezielle Angelegenheit. Schon beim Kauf weiß man eigentlich, dass sich in absehbarer Zeit wieder von ihnen trennen muss. Sie haben halt einfach eine begrenzte Lebensdauer. Tragisch ist das bei liebgewonnenen Stücken mit denen sich Erinnerungen verknüpfen, die eine besondere Farbe haben oder sich durch besonderen Tragekomfort auszeichnen. 
Seit geraumer Zeit habe ich eine besondere Vorliebe für das Modell Tiago von Falke. Es kommt mir eigentlich kaum noch was anderes an die Füsse und ich bin gerne bereit 12 Euro für ein Paar auszugeben, weil es sich einfach bezahlt macht. Schon allein die Tatsache, dass es sie nicht in immensen Größensprüngen gibt sondern man sie ziemlich passend kauft zeugt von der Qualität des Produkts. Sie überstehen dutzende Waschgänge und auch regelmässige Runden im Wäschetrockner machen ihnen kaum zu schaffen. Natürlich hinterlässt jeder Tag zwischen Fuss und Schuh Spuren und diese beenden irgendwann ihr Leben. 
Ich möchte nicht mehr zu den Massenprodukten in X-er Pack für 7 Euro zurückkehren, die wer weiß wo unter welchen Bedingungen auch immer hergestellt werden. Es wird von Nachhaltigkeit gesprochen und über Produktionsbedingungen, aber dieses Nachdenken hört bei Unterwäsche auf, weil lieber Geld in sichtbares Gutmenschentum investiert wird. Dabei sollte man schon um seiner selbst Willen genau hinschauen wie das was einem am nächsten kommt produziert und auf welche Art verarbeitet, veredelt und gefärbt wird. Und was kommt einem näher als Socken und Unterwäsche?