2014/05/29

Bücher Im Mai / Urlaubslektüre...

Juni ist Urlaubsmonat, wie schon im letzen Jahr freue ich mich auf drei freie Wochen. Diesmal geht nicht an die See, sondern in die Berge. Südtirol ist das Ziel, abgelegen auf 1.600 Metern Höhe liegt unser Hotel und bietet dort nichts als Landschaft, gutes Essen und viele Ruhe zum entspannen und erholen. Es bleibt also viel Zeit zum lesen, und natürlich ist Platz für Bücher schon im Gepäck einkalkuliert.
Doch von den hier kurz vorgestellten Exemplaren sind bis auf zwei alle schon gelesen. Sie sind somit als eine geprüfte und für gut empfundene Empfehlung zu verstehen. Einzig Stefan Zweig und Miklós Bánffy werden mich begleiten. Beide bieten mit ihren knapp 500 bzw. 800 Seiten genug Stoff für zehn Tage. Und schließlich soll ja auch noch ein wenig Zeit zum wandern und zum Faulenzen am Pool bleiben. Ja, einen solchen gibt es oben auf dem Berg auch...

Vor dem Wiesbadener Literaturhaus gibt es einen Vitrinenschrank mit Bücher zu tauschen und sich gegenseitig ausleihen. Als es darum ging die eigenen Regale zu beräumen nutze ich diese Möglichkeit und konnte mit unseren Büchern hoffentlich jemanden eine Freude bereiten. Gleichzeitig und ganz ungeplant nahm ich wiederum Thomas Mann's 'Königliche Hoheit' mit nach Hause, was mich mehr als überraschte und sich als gut zu lesende Lektüre herausstellte. 
Das Buch ist nun weniger ein herausragendes literarsches Meisterwerk, eher ist ein es bisschen vorhersehbar und gut auf ein Happy End hin kalkuliert. Aber es ist auch eine schöne Geschichte, die nicht nur den Nerv des frühen 20. Jahrhunderts getroffen haben mag, sondern auch tatsächlich Realitäten beschreibt. Dollarprinzessinnen haben schließlich so manches Adelshaus vor dem Ruin gerettet und gleichzeitig das neue Geld aus der Neuen Welt gealdelt.

Karl Lagerfeld hat manchmal einen nicht sehr guten Geschmack, wie sonst kann man Eduard von Keyserling's 'Landpartie' überhaupt wieder aus der Versenkung holen, in diese Geschichte zurecht verschwunden ist? Einzig die hübsche Aufmachung, schließlich ist das Buch bei Steidl erschienen, rechtfertigen den Kauf und den Besitz. 

Gabriel Garciá Márquez ist eine Art südamerikanischer Nationaldichter, dessen Tod vor wenigen Wochen in seinem Geburtsland Kolumbien sogar eine dreitägige Staatstrauer zur Folge hatte. Seine 'Chronik eines angekündigten Todes' fand ich ebenfalls in der Vitrine vor und hat Lust auf weitere Werke des Autoren gemacht. 
(Am kommenden Dienstag wird der Film von 1986 gezeigt, ich habe große Lust ihn zu sehen.)

'Das finstere Tal' von Thomas Willman wurde im vergangenen Jahr verfilmt und mit vielen Preisen überhäuft. Gesehen habe ich den Film noch nicht, aber das Buch gelesen. Willman hat einen Alpenkrimi geschrieben, der durchaus Abgründe offenbahrt, vielleicht aber auch das ein oder andere Vorurteil über das Leben in der Abgeschiedenheit der Bergwelt aus der Mottenkiste holt. 
Ein junger Mann kehrt in das Bergdorf zurück, aus dem seine Mutter vor seiner Geburt hat fliehen müssen und in den sein Vater martialisch ermordet wurde. Schnell begreift der Leser, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt, der noch das ein oder andere Opfer fordern wird. 
Spannend ist das Buch durchaus, allerdings sind gerade die ersten hundert Seiten eine Herausforderung, die man überwinden muss bis die Geschichte wirklich Fahrt aufnimmt. Aber im Urlaub hat man ja Zeit genug und die gerade die Berge Südtirols bieten die perfekte Kulisse für Willmanns Roman.

Österreich wurde keinesfalls von Hitlerdeutschland überrumpelt, sondern viele haben 1938 den Anschluss mehr als beführwortet. Schon den Jahren zuvor wurden Juden suksesive aus öffentlichen Ämtern verträngt oder bei den Vergaben von Ämtern übergangen. Franz Werfel's Romanfigur Leonidas zeigt in seinem Denken und Handeln genau auf, wie der Beamtenapparate vor dem Anschluss funktionierte und durchaus dem deutschen Nachbarn zu gefallen versuchte. 
Ein Brief, den 'Eine blaßblaue Frauenschrift' zierte, bringt dann kurz sein Leben aus den Fugen und schüttelt seine Ordnung durcheinander. Aber nur kurz, dann kann es ohne große Störungen weitergehen...

Gerade einmal zu einem Drittel habe ich Stefan Zweigs Erinnerungen an 'Die Welt von Gestern' gelesen, in denen er Städte, Menschen und Ansichten beschreibt, die zur Zeit des Entstehens des Buches längst der Vergangenheit angehörten.

Auch das Siebenbürgen von Miklós Bánffy ist längst untergegangen, doch der Autor, Landedelmann und Diplomat lässt es noch einmal auferstehen und in blumigen Bilder erstrahlen.

Die Bücher im Mai sind geprägt von vergangene Zeiten und spiegeln meine ganz persönliche Vorliebe wieder für Literatur, die im frühen 20. Jahrhundert angesiedelt ist. Noch besser ist sogar, wenn Wien und das untergegangene Kakanien die Bühne für die Dramen bilden.

2014/05/25

Kino: Snowpiercer...

Manche Filme haben das Potenzial Blockbuster sein zu können, doch irgendwie gehen sie dann doch spurlos am Massenpublikum vorbei. Snowpiercer ist ein solcher Film. Gestern Abend lief er im Caligari hier in Wiesbaden, einem Kino das eigentlich zur Sparte der Programmkinos zu rechnen ist und in dem diese Art Film Seltenheitswert hat. 
Die Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Umweltdrama macht es schwer die passende Schublade zu finden, in die sich Snowpiercer einordnen lässt. Ausgeklügelte Kampfszenerien stehen tiefen menschlichen Dramen gegenüber, während der Film insgesamt Trivialität und Großartigkeit geradeso in Balance zu bringen vermag. Der Zuschauer hat es nicht einfach und muss sich schon wirklich einlassen, sofern er eben die Gelegenheit dazu bekommt.
Die Handlung des Films ist grob erklärt: Nach dem Einbringen einer die Welt etwas herunterkühlenden Chemiekalie in die Atmosphäre bricht eine neue Eiszeit an. Einzig ein Zug übersteht die Katastrophe und kreist seitdem um die Welt, 17 Jahre lang. Als Luxuszug konzipiert, mit einer immer laufenden Maschine ausgestattet, birgt er einen fragilen Mikrokosmos bestehend aus drei Klassen. Während die einen am Anfang des Zuges in Luxus leben vegetieren die anderen an Ende des Zuges vor sich hin. Revolten werden strategisch geplant um die Population unter Kontrolle behalten zu können, doch natürlich gibt es den großen Helden, der das System zu ändern versucht. Es beginnt ein langer Kampf, bei dem sich einige Tapfere in Richtung Spitze wagen und so mancher auf dem Weg dorthin sein Leben lassen muss.
Der Zuschauer verfolgt den Film aus der Sicht der mit 'Proteinriegeln' verpflegten dritten Klasse und kämpft sich Zusammen mit Ihnen der Zugspitze entgegen. Unter anderem sehen die Menschen zum ersten Mal auch wieder Licht, ganz zu schweigen von dem Luxus in den vorderen Wagons. Erstaunlich wie wenig die Revolutionäre dann maches zu beeindrucken vermag, obwohl wunderschöne Szenenbilder geschaffen wurden und sie nach Jahren zu ersten Mal was anderes sehen als Schmutz und Elend? Wie an vielen anderen Stellen des Films, wäre mehr drin gewesen, wenn Relevanzen ein wenig anders gewichtet worden wären.
Schon im Vorfeld waren sich Produzent und Regiseur nicht einig, wie man dem Publikum den Stoff vermitteln kann. Während der Regiseur Bong Joon-Ho den Charakteren Raum zu geben versucht, fand Produzent Harvey Weinstein die Art wie die Thematik vermittelt wird zu 'intelligent' für die breite Masse und hätte den Film lieber zum schmissigen Action-Schlager zusammengekürzt. Bei der Berlinale konnte das Publikum die Originalfassung sehen, auch gestern Abend gab es diese zu sehen.
Anschauen muss man sich den Film übrigens auch wegen der grossartigen Tilda Swinton, und weil  Chris Evans ganz augenscheinlich auch mehr kann als den zu glatten Captain America zu verkörpern.

2014/05/16

Chanel's Inseltraum...


Irgendwas müssen die Emiraties in Dubai mit den ganzen künstlich im Meer aufgeschütten Inselchen ja machen, wenn schon nicht so viele darauf wohnhaft werden wollen wie ürsprünglich geplant. Zwischenutzer sind willkommen, solche die Luxus und Esprit im Gepäck haben erst recht. Für eine Nacht verwandeltete sich nun ein solches Eiland in einen verschwenderisch ausgestalteten Pavillon, wo sich die Gäste auf Kissenbergen gebettet die Resortkollektion von Chanel zu Gemüte führen durften. 
Karl Lagerfeld's Zwischenkollektionen sind immer Kurzreisen an die Orte, wo entweder Magie und Mythos vorherrschen (Indien oder Schottland) oder aber Menschen anzutreffen sind, die sich mit solch kleinen Extravaganzen den Tag zu versüßen wissen (Miami, Shanghai, Dallas). Der Berg macht sich auf den Weg zu Propheten um diesen seiner Existenz gewahr werden zu lassen. Und keiner ist besser mit den Regeln dieses Spiels vertraut als das Team von Chanel.


Mode ist dabei zweitranging, vor allem wenn wie bei Chanel die immer gleichen Codes mit leichten Variationen präsentiert werden. Natürlich wurden die Looks so konzipiert, dass sie dem Sittlichkeitsempfinden des arabischen Marktes entsprechen. Und es ist fast verwunderlich, dass nicht ein paar Abaya's noch mit unter die Kollektion gemischt wurden. Doch gleichzeitig gelingt es die Kollektion so zu gestalten, dass sich Europäerinnen und Amerikanerinnen in den Kleidern wiederfinden und damit ganz dem Zweck der Kollektion entsprechend auch in einem Luxusresort in der Karibik oder bei einer Nilkreuzfahrt perfekt angezogen sind. 


Welche Kundin allerdings die Handtasche in Form eines 5-Liter-Kanisters als It-Bag auserkoren wird, dass wüsste ich nur allzu gern. Wahrscheinlich trifft dies dann am ehesten den Nerv der asiatischen Kundschaft, die ja zuweilen einen spielerischeren Umgang mit Mode hat. Lagerfeld wird wieder allen gerecht, na bravo.

Bilder via Style.com

2014/05/12

Fernsehhighlights - Eine Kleine Rückschau...


Ach man, schnell waren 1 1/2 Wochen Urlaub rum und morgen ist schon wieder Alltag. Doch schön wars, erst in Dresden und dann in Berlin. Ich hatte mal ausgiebig Zeit, war nicht genötigt an einem zu kurzen Wochenende viel unterbringen zu müssen um am Ende keine Zeit gehabt zu haben. In der vergangenen Woche konnte ich ausgiebig Freunde treffen, in den Lieblingslokalen essen, neue Spots entdecken, Ausstellungen und Galerien besuchen und sogar fernsehen. Und es gab wirklich einige Highlights im TV, die es nicht verpassen galt und die im Kreis der Freunde gleich doppelt so spassig sind.
Natürlich war der Eurovision Song Contest Pflichtprogramm am Samstag, auch wenn es eher darum ging mit Freunden zusammen zu sitzen und Gin Tonic zu trinken. Aber mit einem Auge und einem Ohr war ich doch immer dabei, habe die Highlights schnell ausmachen können und am Ende ein bisschen die Geschmacksentgleisungen vermisst. Irgendwie ist alles mittlerweile Pop und kompatibel für die Vielen. 
Hätte Conchita Wurst keinen Bart zum Abendkleid getragen, wäre diese Kunstfigur wohl auch eher untergegangen. Doch glücklicherweise konnte Europa so zeigen, dass Toleranz zu den Grundfesten der Gesellschaft gehört. Natürlich gab es im Vorfeld Anfeindungen. Maches Land im Osten, dass zwar geografisch zumindest teilweise in Europa liegt, mit seinem Denken aber eher noch finster umnachtet ist, sparte nicht mit verbalen Entgleisungen. Duma-Abgeordnete und Staatpräsidenten sehen schon den Untergang Europas voraus, doch eigentlich schwimmen ihnen die Felle weg. 
Bis auf die Gewinnerin des Abends gab es wenig sichtbare politische Demontration. Das Publikum buhte zwar die russischen Zwillingslerchen aus, aber das verhallte eher ungehört und am Ende kamen die beiden auf Platz 7. Allerdings überholt von der Ukraine, Ungarn, Armenien, Schweden und den Niederländern. The Common Linnets waren meine ganz persönlichen Favoriten und ihr Song trifft durchaus den Zeitgeschmack.


Mädchen ohne Bart gab es am Donnerstag beim Finale von Germanys Next Topmodel zu bewundern. Der Zuschauer ist zwar berechtigt, wenn es darum geht einen Song zu finden, der Europa nun wiederspiegeln soll, darf aber nicht entscheiden wer Deutschlands Mädchen mit dem größten Modelpotenzial ist. Heidi ist da ganz diktatorisch, einzig ihre beiden 'Jungs' haben ein klein wenig mitzureden. Am Ende hat Stefanie gewonnen, wohl auch, weil sie eine herzerwärmende Weltschmerzrede zu besten gegeben hat, bei der sich einem fast der Magen vor lauter Solidarität hätte umdrehen wollen. 
Der wirkliche Gewinner der Sendung ist Wolfgang Joop. Abgesehen von seiner kleiner Manie immer auf dem Monitor Gesicht und Haare zu verunordnen zu müssen, war er sympathisch seit der ersten Folge. Und das er ein großartiger Modemacher ist, konnte er an den Kleidern der Finalistinnen zeigen. Seine bestickten Cocktailkleider waren eines der Highlight dieser eher spannungfreien Finalshow. Im nächsten Jahr wird er wieder dabei sein, sofern Heidi bereit ist die Bühne zu teilen.


Am Freitagabend wurde dann in Berlin auch noch der Deutsche Filmpreis verliehen, was eben auch am Freitag spätabends im Fernsehen übertragen wurde. Wir blieben drauf hängen, war gut zum einschlafen. Einziges Fazit ist, dass man unbedingt 'Das finstere Tal' sehen muss!

Bilder von hier, hier und hier