2011/11/24

Robert De Montesquiou...


Feinde zu haben, entspreche seinem Naturell, erklärte James McNeill Whistler freimütig und beeindruckte damit Robert de Montesquiou nachhaltig. Ein Dandy dient dem nächsten als Vorbild, de Montesquiou ahmte Whistler nach und später imitierte Marcel Proust die Manierismen Robert de Montequiou's. Schauen wir uns also diesen jungen Mann, der ein Nachfahre des berühmten Musketiers D'Artagnan war und dessen Spielplatz das Paris des Fin de Siecle war, mal näher an.
Allgemein war de Montesquiou ein beliebtes Sujet für Maler und Dichter, natürlich mahlte ihn auch Whistler. Groß und schlank steht er da; er fixiert den Betrachter und scheint doch auf Distanz zu gehen. Er trägt einen formidablen schwarzen Anzug, dazu ein gestärktes Hemd mit hohem Kragen und  einen Stock, der in seiner Fragilität wohl kaum zum aufstützen dienen wird. Aber Stöcke waren ja eh nur Accessoires. Lässig über dem Arm geschlungen hat er seinen Mantel aus Chinchilla, zumindest wird dieses pastellene Etwas als solcher gedeutet. Es fällt nicht schwer den von ihm ausgehenden Zauber nachzuvollziehen, auch wenn wir ihn vielleicht nicht mehr unbedingt erliegen würden. Oder doch?
Wieder ist es das Wort Dandy, dass sich hier sofort reinschummelt. Nicht zuletzt kommt es aber überhaupt erst durch die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema zu der Begegnung mit Robert de Montesquiou. Gesehen hat man den jungen Mann hier schon einmal, denn auch Giovanni Boldini hat ihn gemalt, ebenfalls in einer ganz speziellen und distanzierten Haltung, doch eingegangen bin ich nicht auf ihn. 
Ein Sträußchen Parmaveilchen trug de Montesquiou nicht im Halsausschnitt, auch wenn er das Vorbild für Jean Des Esseintes ist, der Hauptfigur in Joris-Karl Huysmans Roman 'Gegen den Strich'. Doch auch wenn er sich eher an die Brummell'schen Grundsätze der Eleganz hält, ist er nicht weniger exzentrisch als die Figur im Roman. Seine Krawatten und auch die Socken stellte er in Vitrinen zur Schau, und auf dem Boden zog eine Schildkröte mit vergoldetem Panzer ihre Kreise. Seine Kleider waren ausgewählt und er passte sie der jeweiligen Stimmung an. Er zeigte sich im pfirsichfarbenen Gehrock oder wählte Mauve, weil es zur Musik von Carl Maria von Weber passte. "Ich möchte, dass sich die Bewunderung für mich bis zum physischen Verlangen steigert.", sagte er über sich selbst. Und die Herzogin Clermont-Tonnere erinnerte sich: "Seine bewundernswert behandschuhten Hände vollführten die schönsten Bewegungen...". Sie schreibt dann auch noch über seine "kleinen schwarzen Zähne", aber das lassen wir mal unkommentiert.
Doch eigentlich wollte Robert de Montesquiou auf einem ganz anderen Feld Anerkennung bekommen. Er war Schriftsteller und veröffentlichte Gedichtbände, doch wirklicher Erfolg wollte sich nicht einstellen. Mehr Anerkennung bekam er für Essaybände über die Kunst seiner Zeit, de Montesquiou war ein scharfsinniger Beobachter und analysierte die Werke seiner Zeitgenossen treffend. Sein Problem war vielleicht die Herkunft, er war zu wenig Boheme und zu viel aristokratischer Dandy.