2013/08/31

Neu Am Kiosk: Harper's Bazaar...


Belanglos, mehr fällt mir gar nicht ein zu diesem Heft, das ich schon nach dem ersten Mal durchblättern  ins Regal verbannen könnte. Laut Margit J. Mayer soll eine moderne Frau angesprochen werden, die eigentlich die ganzen Modefloskeln satt hat und mehr Relevanz in der Berichterstattung erwartet als es bisherige Magazine bieten. Doch selbst vor Diana Vreeland's legendärer Ratgeberseite 'Why don't you...?' macht die Redaktion nicht halt und banalisiert sie dermassen, dass es der Vreeland wohl die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Aber was haben wir anderes erwartet!?

Bildquelle Harper's Bazaar

2013/08/30

Neue Polaroids...


Ich besitze nun endlich wieder eine Polaroidkamera, das ist dann Anlauf Nummer Drei und hoffentlich hoffentlich steht dieser unter einem besseren Stern als die beiden vorher. Der erste Film ist nun fast leer, und klar ist, dass es auch der letzte in Schwarzweiß war. Polaroid lebt halt doch von der Farbe. 
Die erste Resultate, und alle folgenden, gibt es dann immer hier zu sehen. 

Neu Am Kiosk: GQ Style Herbst-Winter 2013-2014...


Ja, natürlich ist es Pflicht sofort zum Kiosk zu rennen und die neue GQ Style noch am Erscheinungstag zu kaufen. Habe ich gemacht, dann kurz in der Mittagspause durchgeblättert und abends auch noch mal. Richtig Muse hatte ich noch nicht, kommt aber vielleicht am Sonntag nach dem Frühstück. 
Ich aber schon jetzt gespannt wie das Magazin die Kurve kriegen will hin zur Mode, wenn das Cover eigentlich sagt, dass ein Mann nicht mehr braucht als einen grauen Pulli über nem T-Shirt um gut auszusehen!?

Bild via Condé Nast

2013/08/28

Mein Leipzig Lob Ich Mir...


Es ist klein Paris und bildet seine Leute.", hat Goethe geschrieben, im Faust. Er hat in Leipzig studiert, an der zweiältesten Universität Deutschlands und in Auerbachskeller kann man noch immer speisen, allerdings eher mit Touristengruppen als mit Studenten. Am vergangenen Wochenende haben wir Freunde in Leipzig besucht und waren begeistert von der Stadt und ihrer Vielfalt. 
In der Kunst ist Leipzig bekannt durch die Maler, die in fruchtbarer Umgebung herangewachsen sind und in den letzten Jahren den Markt eroberten. Neo Rauch ist da der erste Name der einem in den Sinn kommt, aber da gibt es noch einige mehr. Bereits am Samstag haben wir uns die Galerien in einem ehemaligen Spinnereigelände angeschaut, wo auch Eigen+Art seine Leipziger Dependance hat und von wo aus Gerd Harry Lybke der Leipziger Schule zu Weltruhm verhalf. Schon auf der Art Cologne beeindruckten uns die überdimensionalen Gemälde von David Schnell, nun haben wir auch für seine grafischen Arbeiten Feuer gefangen. Eine weitere Entdeckung sind die Filzstiftzeichnungen von Uwe Kowski. 
Natürlich hat eine Stadt deren Maler ganz große Nummern auf dem Kunstmarkt sind auch ein Museum, sogar ein ganz grandioses. Von aussen sieht der mit Milchglas umhüllte Bau von Hufnagel Pütz Rafaelien Architekten aus wie eine Schuhschachtel, innen dann wechseln sich intime Schauräume mit lichten Galerien ab und schaffen spannende Sichtachsen. 
Viel zu entdecken gibt es da zwischen den Installationen von rosalie im Untergeschoss und den Rauchs unterm Dach. Und das Kuratorenteam scheut sich auch nicht Sachen einfach zu mischen und dadurch flämische Malerei ganz schön modern aussehen zu lassen. Ansonsten kann man noch ausgiebig das Werk Max Klinger's studieren und am Meese im Treppenhaus hängen bleiben. 







2013/08/26

2013/08/23

Blogempfehlung: Edward's Hair...


Edward Honaker zeigt auf seinem Blog nur sich selbst in seinen Tagesoutfits. Das könnte man schon fast als Old School sehen, schließlich gehört es zu den verpönten No Go's in der Bloggergemeinde. Aber egal, es macht Spass sich die Bilder anzusehen. Schon allein wegen Edward's Dackelblick bleibt man einfach hängen...

2013/08/21

Allraum...


Nein, ein Allraum im eigentlichen Sinne ist unsere Esszimmer/Lesezimmer/Arbeitszimmer eigentlich nicht. Zumindest nicht im Sinne skandinavischer Wohnraumkonzepte, bei denen sich um eine Art Hauptraum die einzelnen Zimmer gruppieren und der als zentraler Treffpunkt fungiert. Unseren Flur könnte man spielend in selbiges umwandeln, doch warum im Flur sitzen wenn es doch schönere Zimmer in der Wohnung gibt!?
Seit gestern hat nun das Zimmer, das sich seit unserem Einzug vor gut 9 Monaten immer mehr zu meinem Lieblingsraum entwickelte, und eben irgendwie ein Allraum ist, auch ein Sofa und ist noch ein Stück gemütlicher geworden. Auch wenn es für unsere Verhältnisse und gegen unseren Geschmack ziemlich voll gestopft ist, hat es eine unheimlich gute Aura und lässt einen die Zeit vergessen. 


2013/08/20

Gulagism...


Vitaly Milonov hat sich zum Ziel gesetzt sauber zu machen in Russland. Gäbe es eine 'Unser Land soll schöner werden'-Kampagne, er wäre sicherlich sofort dabei. Angefangen hat er mit den Schwulen und Lesben, die ja so gar nicht in sein Bild vom "normalen" russischen "Standartbürger" (Yelena Isinbayeva) passen und deshalb vorerst unsichtbar gemacht worden sind. (Weitere Schritte liegen sicher schon in den Schubladen fleißiger Regierungsbeamter bereit, aber zumindest vor Sotchi wird es das erst mal gewesen sein.  Nach dem abflauen des internationalen Aufschreis, also nach den olympischen Spielen kann man weiter sehen.) Sein nächstes Herzensprojekt ist schon gefunden, die gut vier Millionen Obdachlosen des Landes
Natürlich wird er gerade missverstanden. Es geht ihm nicht darum Ghettos in den entlegenen, unbesiedelten Weiten Russlands auszubauen und die Menschen dort unterzubringen. Vielmehr möchte er den Obdachlosen eine Zukunft bieten und sie resozialisieren; ihnen in rauen Wintern ein wollig warmes Zuhause zu schaffen und die Möglichkeit zu geben selbst wieder für ihren Unterhalt sorgen zu können. Und natürlich möchte er ein sauberes Russland schaffen, wo niemand auf der Straße leben muss. 
Ich muss wohl kaum sagen, an was die Szenerie erinnert, kann mir die in Viehwagen gepferchten Menschen auf den Weg ins russische Niemandsland schon bildlich vorstellen. Und auch wenn Milonov noch in der Planung ist, halte ich eine baldige Umsetzung des Projektes nicht für ausgeschlossen. Kann die internationale Staatengemeinschaft mit ihren in der Theorie so wunderbar ausgetüftelten Menschenrechtsidealen dann immer noch wegschauen oder höchstens mal mahnend den Zeigefinger hebend wieder zur Tagesordnung zurückkehren? Und wer wird der Nächste sein?

2013/08/15

Kino: Freier Fall...


Großer Luxus von Großstädtern ist es Kinofilme sofort am Erscheinungstag sehen zu können. Großer Luxus für Kleinstädter ist es, wenn Filme die gegen den Massengeschmack laufen überhaupt gezeigt werden. Gestern und heute kann man auch in Wiesbaden 'Freier Fall' sehen, und natürlich waren wir drin. 
Stephan Lacant's Debütfilm könnte genauso gut hier spielen, irgendwo zwischen den Reihenhaussiedlungen in Wiesbaden-Nordenstadt. Aber auch überall, wo das Leben in bekannten Bahnen zu verlaufen hat und Erschütterungen des Idylls eine Todsünde ist. Natürlich ist der von Maren Kroymann ihren Filmsohn Hanno Koffler entgegengeschmetterte Satz "So haben wir dich nicht erzogen." plakativ und klischeehaft. Aber so etwas denken manche enttäuschte Eltern wohl tatsächlich, wenn eben dann doch nicht die Kleinfamilie mit Grillplatz im Garten das Lebensideal des Kindes ist. 
Als Typen von Nebenan sind Hanno Koffler und Max Riemelt gut besetzt worden, man kann sich beide hineinversetzen und Fehler einschleißende Handlungen nachvollziehen. Die Ausflüchte des einen, die aus dem Wunsch resultieren, alles haben zu wollen und keine Entscheidung treffen zu müssen, und der Versuch des anderen den zu gewinnen, den er liebt. Und vor allem ist es die von Katharina Schüttler gespielte Bettina, die zu bemitleiden ist, weil sie als Letzte etwas von der Affäre erfährt.
Schüttler gehört zu den Schauspielerinnen, denen man alles abnimmt und die ihr Ich abzustreifen vermögen und zu einer Rolle werden. Auf die Frage woher man die denn gleich noch kennt, wußte ich direkt nach dem Kino keine Antwort. Meine Vermutung, dass es sich um eine jener Schauspielerinnen handelt, die schon dutzende Filme gemacht haben und schon von Kindheit an drehen war aber richtig. Auch Koffler und Riemelt spielten schon so einiges und sind schon seit Jahren im Filmgeschäft, mit 'Freier Fall' haben sie ihrem Rollenportfolio eine weitere gute Rolle hinzugefügt. 
Man muss diesen Film anschauen, und er läuft auch den Sommer über in vielen Kinos. Hier sind alle aufgelistet. 

2013/08/14

Flagge Zeigen...


Das IOC hat sich für die olympischen Spiele klar positioniert, solange die Homos den Mund halten, passiert nichts. Und wenn sie schon unbedingt ihr schwul oder lesbisch sein thematisieren müssen, dann sind sie ja selber schuld, wenn sie dafür eingesperrt werden und es ist nicht Sache des IOC, sondern ein ganz privates Ding. Das olympische Komitee bezieht sich auf Artikel 50 seines Statuts, in dem es heißt, dass politische und religiöse Demonstrationen während der Spiele verboten sind. Homosexuell zu sein ist also eine politische Einstellung oder gar eine Religion? Na Bravo!
Marken und die Macher dahinter, also die Sponsoren der olympischen Spiele, haben kein Gewissen, es zählen Umsatz und Wachstum. Dabei interessiert es genauso wenig ob Menschen bei der Produktion in Billiglohnländern ausgebeutet werden und sogar ums Leben kommen oder aber ob man in Märkte investiert, in denen Menschenrechte mit Füssen getreten werden. Man ist ja flexibel, schreibt sich da wo es nötig sein muss Toleranz auf die Fahnen und anderswo schaut man weg, wenn Menschen in die zweite Klasse der Gesellschaft abgeschoben und mundtot gemacht werden. Hauptsache die Zahlen stimmen und je nach Land steht das Markenlogo im besten Licht da. 
Es könnte aber auch anders aussehen, zum Beispiel wenn eben Marken mal etwas Rückrat beweisen würden und das wofür in der westlichen Welt eingetreten wird auch anderswo umgesetzt werden würde. Chanel, Louis Vuitton, Dior und alle anderen Luxusmarken beackern das russische Feld und die Nation ist gierig nach deren Produkten. Warum also nicht mal ganz leise und dann immer lauter ein bisschen Solidarität mit denen zeigen, die in anderen Ländern als Zielgruppe hofiert werden? 





2013/08/08

Schwulenpropaganda: Warum Die Russen Schwanensee Verbieten Müssten...


Russland ist sehr stolz, grundsätzlich schon mal darüber überhaupt zu sein, dann auf das Land, die Geschichte und das Geschaffene, auf seine Sportler und natürlich seine Kultur. Doch manches stünde nun auf der Kippe, denn mit dem neuen Gesetz zum Schutz der Jugend gegen schlechte Einflüsse, die vor allem zu Homosexualität führen können, müsste man zwei Dinge verbieten, auf die man eigentlich bisher ganz stolz war: Eiskunstlaufen und alles von Tschaikowsky. 
Was gibt es schwuleres als russische Eiskunstläufer, die mit Prinz Eisenherz Frisuren zwar echt weit springen könne, aber dabei auch Paillettenfummeln umher wirbeln lassen, dass es einen schlecht werden könnte. Welcher Eltern schicken ihre Söhne denn noch freiwillig in den Unterricht um dort zu lernen, wie man Prinz auf Kufen wird? Im Grunde müsste es mit einer Geldstrafe belegt sein Kinder diesem unzüchtigen Sport auszusetzen. Bärenjagden in russischen Wäldern, Kanufahrten auf russischen Seen und Wanderungen durch russische Gebirge, das sind Männersportaten. Natürlich frei von Zwängen und mit blanker gestählter Brust ganz wie Väterchen Putin. 
Und dann wäre da noch Peter Tschaikowsky. Schwanensee ist ja wohl mehr als schwul, quasi die Essenz aus allem Schwulen. Prinzen und Schwäne und Zauberer, viele Federn und Pailletten. Und diese ganzen Tütü's... Alles verbieten, kann ja nur Schwul machen!
Die russischen Gesetzemacher sollten sich mal mit Susan Sontag's Aufsatz zu Camp auseinandersetzen, er enthält schließlich alle verabscheuungswürdigen Dinge, die Kinder verderben können. Rokoko, Nijinsky und eben auch Schwanensee. Glücklicherweise steht Neuschwanstein nicht in Russland, die würden es sicher glatt wegreißen. 

Oralsex ist übrigens auch verboten, ob das denen bekannt ist, die zur Schwulenjagd das Halali blasen?

Nachtrag 27.08.2013: In Russland wird nun ausgiebig an der Biografie von Tschaikowsky 'umgearbeitet'. Seine Homosexualität, auch das von ihm selbst niedergeschriebene Bekenntnis dazu, wird langsam aber stetig ausradiert. 

Briefe an: Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister Von Berlin...

Ich hatte mal ein Blog, das nannte sich 'Briefe an...'. Diese entstand aus einer Laune heraus und jedes Post war ein Brief an eine in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeit. Da es das Blog noch immer gibt, sind auch die Briefe nicht verschwunden, allerdings wurde es auch schon seit langem nicht mehr gefüttert. 
Ich greife nun die Idee auf und möchte hier einen Brief veröffentlichen, den ich aber im Gegensatz zu denen bei 'Briefe an...' tatsächlich heute morgen per Email an den Regierenden Bürgermeister von Berlin abgeschickt habe:
Sehr geehrter Herr regierender Bürgermeister,  
die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau sind sehr eng, der kulturelle und wirtschaftliche Austausch sehr groß und natürlich auch wichtig für beide Seiten. Bis Ende letzten Jahres habe ich selbst in Berlin gelebt und durchaus viele positive Erfahrungen sammeln und teils sogar gute Bekanntschaften mit der zwischen Berlin und Moskau pendelnden russischen Gemeinde knüpfen können. Gegenseitiger Respekt und Achtung standen und stehen dabei immer im Vordergrund.
Mittlerweile lebe ich in Wiesbaden, historisch eng mit Russland verbunden ist, immerhin Vorbild für russische Weltliteratur. Hier gibt es ebenfalls eine große russische Gemeinde und viele russische Touristen kommen gerne kuren.
Gerade weil ich so viele positive Erfahrungen gesammelt habe, finde ich die Lage der Homosexuellen und Transgender in Russland nach dem in Kraft treten des Gesetzes gegen homosexuelle Propaganda alarmierend. Das Gesetz welches unter dem Deckmantel des Jugendschutzes eingeführt wurde dient dazu Menschen in einer Art und Weise zu diskriminieren, zu unterdrücken und auch zu misshandeln, wie sie doch stark an die Unterdrückung der Juden im Dritten Reich erinnert. Es hat eine Hetzjagd begonnen, die von Polizei und Gerichten ignoriert, gebilligt und teils sogar unterstützt wird. Jugendliche Homosexuelle werden via Internet in Fallen gelockt und dann auf schlimmste Art und Weise gefoltert. Die Selbstmordraten steigen, weil es der letzte Ausweg zu sein scheint. Im Internet zugängliche Filme und Bilder beweisen diese Taten, weil die Täter sie voller Stolz veröffentlichen.  
Es ist mir unbegreiflich, wie eine solche Menschenverachtung von einem Volk legalisiert wird und von Nachbarn und Partnern toleriert oder aber ignoriert wird. Berlin hat in Herrn Wowereit einen Bürgermeister, der mit seinem viel zitierten Ausspruch Anfang der 2000-er Jahre ein Statement abgegeben hat. Es war ein Meilenstein, der tatsächlich eine neue Offenheit im Umgang mit dem Thema Homosexualität zu Tage förderte. Selbst das eigentlich recht spießige Wiesbaden hat nun einen schwulen Bürgermeister.  
Es wäre an der Zeit, dass auch aus dem Berliner Rathaus ein deutliches Bekenntnis gegen die Missstände in Russland käme. Venedig, Reykjavik und andere Städte prüfen bereits die Auflösung dieser Partnerschaften, was aber in meinen Augen nur bedingt richtig ist. Wichtiger wäre es direkt in Moskau Zeichen zu setzen. Den regierenden Bürgermeister von Berlin würde man wohl kaum wagen einzusperren, wenn er sich öffentlich zu einem ihn auch selbst betreffenden Thema äussert.  
Ich würde mich freuen, wenn diese Mail nicht einfach im Papierkorb landet, sondern vielleicht durchaus weitergereicht wird. Und ich hoffe es ist nicht die einzige Mail, die sie zu diesem Thema erhalten... 
Mit besten Grüßen

2013/08/05

Ernst Dryden - Ein Umtriebiger Künstler Zwischen Berlin Und Hollywood...


1920 ging Ernst Deutsch unter dem Namen Ernst Dryden nach Wien zurück, knapp zehn Jahre nachdem er der Donaumonarchie den Rücken gekehrt hatte. Von einem Kaiser regiert und vom Malerfürsten Gustav Klimt an der Kunstgewerbeschule unterrichtet suchte er sein Glück in Berlin, wo es zwar auch einen Kaiser gab, was aber moderner, toleranter und dem Neuen gegenüber aufgeschlossener war. Während man in Wien einen salonfähig gewordenen Antisemitismus kultivierte, scherte die Religion in Berlin kaum jemanden und es blühte eine Kultur auf, die den Nährboten für Deutsch's Kreativität bildete. Er fertige Werbeplakate an und fand eine Anstellung bei der 'Eleganten Welt', einer der führenden Modeblätter des deutschen Kaiserreichs. Wäre nicht der erste Weltkrieg und ein kleiner Skandal dazwischen gekommen, Deutsch wäre wohl kaum nach Wien zurückgekehrt und hätte auch seinen Namen nie in jenes nach weiter Welt klingende Dryden geändert.
Während Deutsch an der Front war wurde von Hans Reimann in Berlin ein Buch veröffentlich, dass Deutsch Arbeiten mit denen anderer Grafiker verglich und dabei nicht wenige Parallelen offenlegte. Der Plagiatsvorwurf stand im Raum und war wohl auch nicht ganz unberechtigt. Der Ruf von Ernst Deutsch war angeschlagen und er entschied sich dem Nachkriegs-Berlin den Rücken zu kehren und in seine Heimat zurückzukehren. Dort gab es inzwischen keinen Kaiser mehr und dem Ringstraßencharme stand die schnörkellose Architektur eines Adolf Loos gegenüber. Kaiser Franz Josef soll angeblich nie wieder von der Hofburg aus auf den Michaelerplatz geschaut haben, weil er das von Loos für Leopold Goldmann entworfene Geschäftshaus mit der Hausnummer 3 mit seinen eigenen ästhetischen Vorstellungen so gar nicht in Einklang zu bringen vermochte. Dryden hingegen konnte dies sehr gut, seine Ansichten von schnörkelloser Eleganz deckten sich mit denen des Architekten.
Eine glückliche Fügung brachte Ernst Dryden mit Gisela Wolff zusammen, der Witwe des Knize Eigentümers Albert Wolff. Ihr fiel die elegante Erscheinung des Grafikers auf und sie fragte, wo er seine Anzüge schneidern lies, als dieser erwiderte, dass er sie selbst entwarf engagierte sie ihn als Designer und Art Director, lange bevor es diesen Beruf überhaupt gab. Sein größter Erfolg war wohl die Einführung des Markenlogos nach englischen Vorbild und die Serie exklusiver Toilettenartikel, die unter dem Namen Knize Ten teils noch heute in unveränderter Form erhältlich sind. Der schwarze Schriftzug auf cremefarbenen Grund ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass Dryden mit offenen Augen durch die Welt ging und die früheren Plagiatsvorwürfe nicht von ungefähr kamen. 
Da Ernst Dryden frei für Knize arbeitete hatte er Zeit sich auch um andere Projekte zu kümmern, er arbeitete weiterhin als Grafiker und unterrichtete in seinem Atelier Schüler. Modeillustrator und Werbegrafiker waren Traumberufe zu jener Zeit und Schüler gab es zuhauf. Unter anderem gehörte auch der später durch seinem Film 'Metropolis' berühmt gewordene Fritz Lang zu diesen. Zusammen mit der frisch von Fritz Wolff geschiedenen Helene Wolff, genannt Hello, eröffnete er ein eigenes Modehaus, dessen Name internationalen Flair versprühte und das bald zum Synonym für sportlich funktionale Tages- und Sportmode wurde. Bis zu seinem Tod 1938 war er Helene freundschaftlich und geschäftlich verbunden, zahlreiche Briefe zeugen davon. Und schließlich ist es auch der 1938 nach Großbritannien emigrierten Helene zu verdanken, dass sein Nachlass erhalten geblieben ist. 


Nicht lange hielt es den Künstler an der Donau. 1926 zog es ihn nach Paris und indirekt auch zurück nach Berlin. Er übernahm die künstlerische Leitung der bei Ullstein seit 1913 erscheinenden Zeitschrift 'Die Dame', unterrichtete die moderinteressierte deutsche Hausfrau aus dem Herzen der Couture über die neuesten Moden. Die Schnittbögen zum Zuhause nachnähen gab es gleich mit dazu. 'Die Dame' traf den Zeitgeist und war intellektueller und mutiger als ihr französisches Pendant 'Vogue'. Man scheute sich nicht davor Texte zu veröffentlichen, die sich mit Kunst, Philosophie und Politik auseinandersetzten, genauso gab es auf Fotografien gebannte blanke Brüste zu sehen. Diesen waren  Kunst, doch gleichzeitig auch klare Verkaufsargumente. Das Magazin war weder an die Bubikopf tragenden Kindfrau noch an die Femme Fatale gerichtet, sondern an die moderne, eigenständige Frauen, die ihr Geld selbst verdienten und ein dynamisches Leben führten.
Dem geschulten Auge Dryden's war es möglich ein Kleid zu verstehen, auch wenn er es nur kurz bei einem Defilee vorüberhuschen sah. Bei den großen Couturehäusern war er für seine Eleganz und weltmännische Erscheinung berühmt, aber auch gefürchtet, weil er eben das Gesehene für sich zu nutzen wusste und nicht nur für seine Arbeit bei 'Die Dame'. Seine Gespür und sein Wissen waren entscheidend für den Erfolg von Hello, dem stetig wachsenden und damit auch einträglichen Wiener Modehaus seiner Freundin. Mit sicherem Gespür gab er den Frauen Kleider zum Leben, für den Alltag. Das Kostüm war eines seiner Favoriten, wohl auch weil es dem Herrenanzug doch sehr nahe steht und Dryden's Perfektionismus hier besonders zu tragen kommen konnte. Jede Tasche, jede Naht, jeder Knopf waren wohl überlegt. Eleganz bestand in seinen Augen darin in jeder Situation richtig angezogen zu sein. Auch seine Mitarbeit beim Pariser Modehaus Jane Regny profitierte von dieser Weltsicht.
Doch Mode allein war dem umtriebigen Weltbürger mit fast dandyesken Manierismen zu wenig. Er sorgte nicht nur dafür, dass die Mode im von ihm betreuten Heft nicht zu kurz kommt, sondern auch dass die Werbung den gleichen ästhetischen Anspruch gerecht wird. Für Zigaretten der Marken Manoli und Waldorf Astoria, Cinzano und natürlich Bugatti schuf er einzigartige Zeugnisse früher Werbeästhetik, die den Spirit der Zeit einzufangen verstehen. Dynamik, Technikbegeisterung und Fortschritt waren Leitbilder des Art Deco, hinzu kommt die Klarheit der Lehren des Bauhaus. Dryden gelang es immer die Essenz einer Marke zu destillieren und klar in seine Bilder zu bannen. Er war kein weltfremder Schöngeist, sondern ein klarer Analytiker, der es verstand immer einen Schritt voraus zu denken und in den Menschen Wünsche zu wecken. 


1933 kam es erneut zu einem Bruch in Ernst Dryden's Leben. Schon für erkannte der Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie aus Szeged die Zeichen der Zeit und das sich mit der Machtergreifung Hitlers anbahnenden Unheil in Europa. Er backte seine Koffer und verlies Paris in Richtung New York, nicht wissend was ihn erwarten würde und trotzdem offen für alles Neue. Vielleicht half ihm bei diesem Schritt, dass seine Teilhaberschaft an Hello auch weiterhin ein Einkommen sicherte, von dem sich auch leben liese, wenn sich der Erfolg nur langsam einstellen würde. Doch es kam anders als gedacht, schnell konnte er in den Konsumwelten Amerikas Fuss fassen und zählte bald große New Yorker Modehäuser zu seinen Kunden. Hier war die Konfektion das Nonplusultra. In Massen gefertigte Kleidung von der Stange gab es zwar auch in Europa, doch keine Frau von Welt hätte diese gekauft. Ganz anders in Amerika. Einen Chamäleon gleich passte Dryden sich der Situation an und stellte sich auf die spezifischen Wünsche der Kundinnen ein. Er entwarf an Togen erinnerte Hauskleider, seine geliebten Kostüme und Kamelhaarmäntel, dazu noch alle Arten von Abendstolen und sonstigem unnötig Nötigem. 
Nicht einmal ein Jahr dauerte es bis Hollywood anrief und Dryden von der Ostküste an die Westküste übersiedelte. Was genau zu diesem Umstand führte ist nicht ganz geklärt. Vielleicht eilte ihm sein Ruf voraus, vielleicht kannte im von Emigranten nur so wimmelte Filmmekka aber auch jemand Dryden aus Europa und wußte sein Talent für sich zu nutzen. Immerhin verband Dryden eine enge Freundschaft mit dem ebenfalls aus Berlin stammenden und anfangs als Drehbuchautor arbeitenden Billy Wilder. Der erste Film für den er die Kostüme entwarf war 'Remenber Last Night?', dem folgten noch neun weitere und wäre Dryden nicht schon im mit Anfang 50 an einem Herzinfarkt verstorben, wären es wohl auch noch einige mehr geworden.
Viel gelobt ist seine Arbeit für 'Lost Horizon', wo er eine Illusion des sagenumwobenen Shangri-La in Kleidung übersetzte. Sein wichtigster Film war allerdings der Kassenflop 'The Garden of Allah' mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle. Es wurde das gerade erst neu erfundene Technicolor eingesetzt, eine Technik die einen neuen Umgang mit Farben und Stoffen erforderte. Natürlich waren auch bei Schwarzweißfilmen die Kleider bunt, doch waren es ganz andere Herausforderungen die es zu bewältigen galt. Hauptaugenmerk lag in erster Linie auf den Kostümen für die Dietrich. Insgesamt 30 verschiedene, vom Reitanzug bis zum Brautkleid, mussten entworfen und angefertigt werden, alle gehalten in den Farben der Wüste und des Himmels. Im Wüstenwind wehenden Seidenchiffone und Abendmäntel die an arabische Umhänge erinnerten machen den Film zu einem Bilderrausch, die Handlung schien schon während der Dreharbeiten nebensächlich zu sein. "Sad, serene and somewhat silly, The Garden of Allah belongs to that dignified class of pictures which reviewers customarily praise for the music and photography.", schrieb das Time Magazine und brachte es wohl treffend auf den Punkt. Bei Youtube kann man in den Film reinschauen und ist schnell gelangweilt, einzig die Allure der Dietrich fesselt minutenweise.
Dryden war besessen von stimmigen Kostümen und entwarf bei späteren Werken auch die Frisuren und manchmal auch das Set. Doch die Arbeit an den Filmen reichte nicht aus, in Wien gab es noch immer Knize und Hello, in Paris Jane Regny und die Kaufhausketten an der Ostküste hat er auch nicht aufgegeben. Im Gegenteil, er wusste alles zu verbinden. Er brachte die von ihm entworfenen Kostüme in hundertfacher Ausführung als Konfektion in die Kaufhäuser und bediente die filmhungrige Kundin mit den Dingen, die sie an der Dietrich oder an Jane Wyatt gerade noch in Kino hat bewundern können. In Wien bei Hello kaufte gleichzeitig die frischgebackene Herzogin von Windsor Skimode ein, alles lief also prächtig. Die Sorge um seine Freundin Helene in Europa trieb ihres Erfolges immer wieder dazu ihr anzuraten Wien zu verlassen. Erst Ende 1938 folgte sie seinem Rat, da war Wien schon annektiert und Dryden tot. Vermutlich galt ihr auch der letzte Anruf, den Ernst Dryden kurz vor seinem Tod tätigen wollte. Man fand ihn im Lehnstuhl mit den Telefonhörer in der Hand.
Der Nachlass, alle Blätter, Entwürfe und Grafiken wurden in Kisten gepackt und in Helenes neue Heimat nach England gebracht. Bis in die 1970-er Jahre lagen sie auf ihrem Dachboden, erst ihre Erben fanden den Schatz und erkannten den Wert des Werkes. Trotzdem gehört Ernst Deutsch, der sich später Ernst Dryden nannte zu den großen Unbekannten, deren Werk wohl leider nur einer kleinen Gruppe interessierter bekannt sein dürfte.

Anthony Lippmann: 'Der Dandy als Designer: Ernst Dryden - Plakatkünstler und Modeschöpfer', C.J.Bucher GmbH, München, 1989

2013/08/02

No Country For Gay Man...


War es nicht reichlich naiv zu glauben, dass in Russland mal schnell für ein paar Wochen (zwei um genau zu sein) Gesetze ausser Kraft gesetzt werden, die dann, wenn es soweit ist, gerade einmal vor einem halben Jahr verabschiedet wurden und von einer enormen Masse befürwortet werden, nur weil die Welt auf das Land schaut und man sich für zwei Wochen in einer bestimmten Region etwas weltoffener zu geben? Das olympische Komitee muss nun mit der Tatasche leben, dass SportlerInnen, Funktionäre, Begleitpersonen und Olympiatouristen durchaus mal schnell für ein paar Tage ins Gefängnis wandern und dann mit dem nächsten Flieger der Heimweg antreten, wenn sie sich öffentlich in positiver Art und Weise zum Thema Homosexualität äussern. Der olympische Gedanke hat wieder ein Stück seiner freiheitlich liberalen und sicherlich auch nach Toleranz stebenden Grundidee verloren. Die Firma Olympia muss laufen, ist schließlich ein Wirtschaftsfaktor, da kann eben nicht auf jede vermeintliche Minderheit Rücksicht genommen werden. 
Russland ist keine Reise wert, weder zu den Winterspielen in Sochi noch sonst wann, so lange man nicht selbst sein kann und seine eigenen Lebenseinstellung zu verbergen hat. Und dass heißt nicht, dass ich grundsätzlich die Regenbogenfahne schwingend Ländern und Städte erkunden oder sonstwie mein schwul sein kundtun muss. Es geht um ein inneres Wohlfühlen, dass auch in unserer Gesellschaft für Homosexuelle schwer zu erkämpfen ist und das zumindest ich nicht bereit bin aufzugeben oder zu verleugnen. Für eine Minute nicht, für Tage und Wochen schon gar nicht. 
Die Frage die bleibt ist, wie kann man denen helfen, die durch das jüngst verabschiedete Gesetz betroffen sind, den jeder Schutz ihrer Menschenwürde genommen wurde und schutzlos physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt setzt, was dazu führt, dass Selbstmordraten steigen, weil der Tod der einzige Ausweg zu sein scheint? Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung...

Bild: Zar Nikolaus II. beim baden

2013/08/01

German Fashion Design (1946-2012)


Versteckt in den Nebenstraßen finden sich oft die besseren Geschäfte, in Wiesbaden ist das nicht anders. In kleiner Buchladen, ziemlich unübersichtlich sortiert und recht gut besucht, hatte nun Nadine Barth's bei Distanz erschienenes Werk 'German Fashion Design (1946-2012) auf dem Wühltisch vorm Laden liegen, zum erstaunlich guten Preis von 9,99 Euro. Ich konnte nicht anders, es musste einfach mit.

Mama...


Es muss wohl Schicksal gewesen sein, dass ich ausgerechnet dann eine Coke mit 'Mama' sehe, nachdem ich meine Mama nach einem viertägigen Besuch zu Bahnhof gebracht habe. Manchmal spielt das Leben so...