Gleich vorweg: Alles was uns Modemagazine als Dandy verkaufen wollen, also jene Anzüge, die sich von normalen Bürooutfits nur durch einen besser sitzenden Schnitt, eine Blume am Revers und das Einstecktuch in Brusttasche unterscheiden, hat mit dem was einen Dandy ausmacht, rein gar nichts zu tun. Aber dazu später mehr. Zuerst soll es natürlich grundsätzlich um die heutige Tagung zum Thema 'Das Leben als Kunstwerk – Der Dandy...' gehen.
Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Stefan George, Theodor Herzl und Francesco von Mendelsohn waren nur vier Dandy-Figuren um die es heute bei den Vorträgen ging. An ihren Biografien wurde jeweils ein Dandytypus definiert, der unterschiedlicher nicht hätte sein können. Da haben wir einerseits die Exzentriker Pückler-Muskau und von Mendelsohn; ersterer fuhr mit einem von vier Hirschen gezogenen Gespann durch Berlin und der andere, einer geschichtsträchtigen und intellektuell bedeutenden Berliner Bankiersfamilie entstammend, erregte nicht weniger Aufsehen mit einem weißen Sportwagen. Per Definition sind beide wohl keine wirklichen Dandy's. Sicherlich haben sie einen erlesenen Geschmack, doch sind sie wenig zurückhaltend und erregten Aufsehen. Herzl und George entsprachen einem anderen Typus. Beide verfeinerten ihren Look und ihren Habitus um die Menschen mitzureißen und zu verführen. Doch waren Herzl und George wirklich Dandy's?
Was macht also den Dandy aus? Ein wahrer Dandy zeichnet sich vor allem durch eine raffinierte und zurückhaltende Eleganz aus. Sein Stil ist so verfeinert, so reduziert, dass er sich der Schnelllebigkeit der Mode entzieht. Das höchste Ideal eines Dandy's ist die Vollkommenheit und gleichzeitig die Unauffälligkeit, was verglichen mit dem heutigen Bild des Dandy's paradox klingen mag. Und auch eigentlich im Gegensatz dazu steht, dass der Dandy danach strebt gesehen zu werden. Es geht ihm darum bewundert zu werden, als Mittelpunkt der Gesellschaft anerkannt zu werden, ohne dieser wirklich anzugehören.
Überhaupt geht es dem Dandy darum in Opposition zur Gesellschaft zu treten, sei es in seinen Taten oder Worten oder seinem Verhalten. Die frühen Dandy's zeichneten sich nicht wie man annehmen könnte durch Exzentrik aus, sondern durch einen besonderen Konservativismus und vollkommene Selbstbeherrschung. In einer Zeit der Dekadenz und der romantischen Gefühlsbetontheit kultivierte besonders George Brummell einen Stil, der als oberflächlich und blasiert bezeichnet werden kann. Das eigene Begehren galt es hinter einer Maske der Gleichgültigkeit zu verstecken, was gleichzeitig das Begehren anderer anstachelte.
Charles Baudelaire schrieb in einem Essay über den Dandy: "Er muss leben und schlafen vor einem Spiegel." Was nichts anderes bedeutet als das ein Dandy in jeder Lebenslage die Kontrolle über sich, sein Handeln und seine Worte haben muss. Auch Baudelaire war ein Dandy, und gleichzeitig ein genauer Betrachter seiner Umgebung und des Dandysmus. Für ihn ist der Dandymus nicht weniger als das letzte Aufleuchten des Heroismus im Zeitalter der Dekadenz.