2010/11/29

Soma, Ein Spektakel...


Schade, dass es kein Geruchsbloggen gibt, denn der Geruch nach Sägespännen und Rentiermist stieg einen schon in die Nase bevor man überhaupt in die Ausstellungshalle kam.
Seit gut einem Monat ist nun 'Soma' ausgestellt. 'Soma' ist der Trank der Götter, es soll stärken und durch seine halluzinogene Wirkung 'unbesiegbar' machen. Rentiere, Kanarienvögel und Mäuse machen einen lebendigen Eindruck, nur die Fliegen waren etwas lethargisch. Es war kein Unterschied zu sehen zwischen den Tieren die mit Fliegenpilzen bzw. mit von Fliegenpilzgift kontaminierten Urin gefüttert werden und denen die 'normales' Futter zu fressen bekommen. Das Experiment, die Zweiteilung des Raumes macht zwar eine Trennung durch Gitter sichtbar, aber die Tiere verhalten sich auf beiden Seiten recht gleich. Rechts wie links ließen sich die Tiere kaum vom Publikum stören.
Fliegenpilze gehören übrigens zu den natürlichen Nahrungsmitteln von Rentieren, zumindest die mussten nichts Ungewöhnliches zu sich nehmen. Zu bezweifeln ist ob Kanarienvögel abseits der Installation Rentier-Urin zu sich nehmen würden!? Und vielleicht sogar ob dieser überhaupt an die Tiere verfüttert wird.
In wie weit die Frage nach dem Vorhandensein und der Wirkung von 'Soma' nicht sowieso eher philosophischer Natur ist, konnte ich für mich selbst nicht klären. Die Installation wirkt schon allein ihrer Größe wegen imposant. Sehenswert!





Eine weitere ungeklärte Frage ist übrigens auch, wie der Urin aufgefangen wird. Die Rentiere pullerten doch mehr oder weniger recht unkoordiniert und es gab auch keine Museumsmitarbeiter die schnell mit Flaschen angesprungen kamen und sie drunter hielten.





2010/11/28

Adventssonntag...


Adventsgottesdienst im Berliner Dom – Die perfekte Einstimmung auf die kommende besinnliche Zeit. Danach gab's ein zweites Frühstück im Hamburger Bahnhof. Und natürlich Soma, aber dazu mehr morgen.

Kunst-Werke Berlin Zeigt Absalon...


Die versuchsweise Anordnung geometrischer Formen im Raum, das Ausloten des Möglichen, ist zentrales Thema in der Arbeit des Künstlers Absalon gewesen. Zylinder, Kegel und alle Arten von Kuben und Quadern bilden die scheinbar zu begreifende Basis seiner Werke. Deren Abstraktion und das Zusammenwirken entziehen sich aber gleichzeitig jeder Deutung. Die Kunst Absalon's ist architektonisch ohne wirklich Architektur abzubilden.
Zwischen dem Entstehen erster Werke 1987 und Absalon's Tod sechs Jahre später entstand ein komplexes aber nicht fragmenthaftes Werk; in sich geschlossen zwar, aber noch lange nicht an die Grenzen der Möglichkeiten gestoßen. Absalon's Arbeiten sind Studien die sich mit der menschlichen Existenz beschäftigen. Seine Häusermodelle, Zellen gleich, bilden neue Ideen zum 'Wohnen' genauso ab, wie sie den Menschen in die Kunst einbeziehen. Der Künstler schuf diese Zellen als Wohnraum für sich selbst, als Behausung zum Leben in Städten.
Für die Berliner Ausstellung gelang es nicht nur sechs der Häuser zusammenzutragen, eines davon befindet sich eigentlich im Museum für Gegenwartskunst (Hamburger Bahnhof) und ein anderes in London, sondern auch anhand kleiner Arbeiten wie Video's Skizzen und Studien das entstehen der Arbeiten zu dokumentieren.
Es ist die erste Retrospektive des Künstlers und eine Bereicherung für die Berliner Kunstlandschaft. Die Kunst-Werke und ihre Räumlichkeiten bieten einen gelungen Rahmen um dem Publikum das Werk dieses aussergewöhnlichen Künstlers nahe zu bringen. Einzeln aufgestellt, so wie man sein Werk Cellule No. 3 (Prototype Zürich) normalerweise im Hamburger Bahnhof sehen kann, wirken sie objekthaft ohne aber wirklich das Konzept bzw. die Idee dahinter nahe zu bringen. Erst durch die Geschlossenheit dieser gut kuratierten Ausstellung wir sein Werk als ganze sichtbar.








2010/11/27

Ingrid Loschek Über Modejournalismus...


"Im weitesten Sinn ist Modejournalismus Modetheorie. Jedoch ist vieles am bereits bestehenden wissenschaftlichen Diskurs über Mode (noch) nicht im Modejournalismus angekommen, zum Teil aus der ... Angst, Leser zu überfordern beziehungsweise aus Angst, Werbekunden in den Journalen zu verlieren. Nicht zuletzt verhindern diese Tatsachen eine, besonders im deutschen Sprachraum, bislang nicht stattfindende Modekritik ... ." S.13

"Wenn es der Modejournalismus schafft, das Signifikat der Mode, ihre Ideoliogie und Rhetorik über Form- und Materialbeschreibung hinaus zu beschreiben, würde die Modepresse über ihren Werbecharakter hinaus Kritikfähigkeit erlangen." S.22

Ingrid Loschek in 'Wann ist Mode?'.

Loschek bezieht sich hauptsächlich auf Printmedien, ihre Ansätze jedoch sind ohne weiteres auf Onlinemedien, und somit auch auf Blogs anwendbar.

...


Was die Besteigung des Berges betrifft,
so geschieht sie vom Tale aus.
Adalbert Stifter


2010/11/26

Top Influencers...


'The 50 most influential creative forces working in fashion' – Die Liste von BoF (Business of Fashion) stappelt nicht gerade tief. Aber wieso ist Phoebe Philo an Platz 2? Und warum taucht Miuccia Prada und Karl Lagerfeld darin auf, wo es doch vor allem um die 'Neuen' gehen soll? Man weiß es nicht genau, und richtig schlau wird man aus dem Artikel auch nicht.
Und macht es überhaupt Sinn Kreative in diese Liste aufzunehmen bzw. sie in ein solches Ranking zu pressen? Es ist in meinem Augen zweckfrei Kreativität auf diese Art und Weise zu bewerten. Noch dazu weil viele Industrien zueinander in teils komplexen und vielfach auch offensichtlichen Beziehungen stehen. Die Fotografen sind abhängig von Magazinen, gleichzeitig aber auch von den sie beauftragenden Firmen. Modelabels sind abhängig von den Redakteuren, und die Einkäufer brauchen wiederum beide und können gleichzeitig Kundenmeinungen beeinflussen. Der Eine kann nicht ohne den Anderen. Erstaunlich auch, dass keines der bekannten Bloggergesichter auftaucht. Anscheinend sind die dann doch weniger wichtig als sie es selbst gerne wahrhaben wollen.

Die Liste und alle Positionen dazu bei BoF

Über Die Berge...


Ich habe mir seit Wochen nichts mehr neues zum Anziehen gekauft. Ehrlich, das ist mein Ernst. Das letzte Teil war eine braune Steppweste für 19,99 €. Und auch die wurde eher aus praktischen Gründen gekauft, einfach weil das Jacket an dem Tag zu kalt war.
Ich war noch nie im Store bei Ben Sherman, das Lookbook allerdings ist schon recht vielversprechend. Die raue Landschaft, die Lobsterkäfige und das knisternde Kaminholz machen Lust auf diese Klamotten. Nach dem die Firma hier in Berlin Hemden verschenkte und Freund/Nachbar/Kollege Thomas 1+ davon abgestaubt hat, konnte ich auch mal der Qualität auf den Zahn fühlen. Sie fühlen sich schon nicht schlecht. Vielleicht wird mein nächster Kauf ja in der Tat was von Ben Sherman!?





2010/11/25

Blogger Beschenken Kinder...


'Blogger Heart Children' wurde von Stefan Uschler und Julia Gaedcke in Leben gerufen und soll ein Lachen in Kindergesichter zaubern. Wie das geht ist schnell erklärt: Blogger packen ein Geschenk zusammen, ungefähr in der Größe einer Schuhschachtel. Die gesammelten Pakete gehen dann an eine gemeinnützige Organisation und werden an Kinder verteilt.
Da das wirklich eine gute Sache ist, mache ich natürlich mit. Wer mehr Informationen haben möchte, findet sie hier.

Ich Hatte Eine Farm In Afrika...


So beginnt 'Jenseits von Africa', das Buch und auch der Film. 17 Jahre lang lebte die Dänin Karen Christence von Blixen-Finecke (alias Tania Blixen) in Afrika und bewirtschaftete eine Kaffeefarm.
1998 entwarf Karl Lagerfeld für Chanel Kleider und Kostüme die wie geschaffen zu sein schienen für Tania Blixen und die Eleganz der Kolonialzeit in sich bargen. Schmale, knöchellange Röcke wurden zu kurzen Jacken oder langen Cardigans kombiniert. Der Gipfel der Eleganz waren aber weite, weiße Seidenblusen. Dazu gab es topfartige Hüte, teilweise mit Magnolien geschmückt. Die Schau von damals im nachfolgenden Video.


In diesem Jahr lancierte Lagerfeld auch seine 2005 Bag. Sie ist nicht wirklich ein Klassiker geworden, schade eigentlich. Vielleicht war das Design zu technisch, und vielleicht auch etwas zu minimalistisch.


Bild von hier
Video (c) by CNN 1998

2010/11/24

Neues Von Der Lasterplanenfront...


Weihnachten ist bald, in genau einem Monat. Weihnachten ist die perfekte Zeit sich eine der Taschen aus der Reference Linie von Freitag zu wünschen.
Gestern kam die Mail mit der Pressemitteilung. Und obwohl ich kaum anfällig für derartige Informationen bin, bin ich schon seit dem Sommer Fan dieser Taschen. Sie haben eben nicht den für Freitag üblichen LKW-Planen-Look, sondern wirken sophisticated und edel.
Der kleine Weekender im folgenden Bild ist mein Favorit.


Es gibt übrigens nicht nur ein paar neue Modelle für FS-2011, auch eine neue Farbe ist im Programm. Nichtsdestotrotz würde ich mich am ehesten für eine helle Variante entscheiden. Lieber Weihnachtsmann...


2010/11/23

Back From Hell: H&M Diesmal Beschaulich...


Weiß der Teufel warum ich mich um sechs aus dem Bett gequält habe, gelohnt hat es sich jedenfalls nicht. Im Gegensatz zum Vorjahr gab es weder schubsende Menschenmengen noch keifende Weiber. Alles war sehr geordnet und schlichtweg langweilig anzuschauen. Nun kann es daran liegen, dass die Filiale auf der Friedrichstraße einfach doch der falsche Ort war? Gings am Ku'damm vielleicht mehr zur Sache? Nun ist es zu spät das herauszufinden und ich kann nur kurz die örtlichen Begebenheiten schildern.
Gegen 07:50 Uhr sah es vor H&M recht beschaulich aus, alle waren mit Bändchen versorgt und hatten brav die superschicken Stoffbeutel mit der lasch hängenden Pseudo-Lanvin-Stoffblume am Arm. Es waren die ersten zu ergatternden Trophäen. Und sicherlich werden auch die Bändchen brav aufgehoben, finden vielleicht sogar den Weg zu Ebay? Man weiß es nicht.



Ich entschied mich aber doch schnell noch die hundert Meter weiter zu gehen und zu schauen, was vor der Männerfiliale so geht. Fünf Minuten vor dem Showdown konnte man nur ein paar recht unscheinbare Jungs und einen 'Undercoverkunden' mit großer Sonnenbrille und Basecap sehen. Obwohl eben jene K-Celebrity sonst gerne sein Gesicht vor die Kamera hält, schien dies doch ein eher peinlicher Moment zu sein. (Nichtsdestotrotz fand auch er später ein schönes Leopardenshirt in blass lila und kann sich nun glücklich aufs Wochenende freuen.)
Als die Türen dann aufgingen, schienen die zahlreichen Verkäufer doch recht enttäuscht über den geringen Ansturm zu sein. Jeder Kunden hatte entspannt die Möglichkeit sein 'Traumteil' in der passenden Größe zu finden. Einiges blieb sogar gänzlich unbeachtet, unter anderem der Trenchcoat, der im Vorfeld das Must-Have zu sein schien. Sonnenbrillen und schrecklich glänzende Schuhe waren das woran das meiste Interesse bestand.


Ich war dann der erste der das Geschäft wieder verlies, ohne Tüte. Dafür warf mir der nette Security-Mann einen fragenden Blick entgegen. Nein, ich hatte nicht das Bedürfnis etwas zu kaufen.
Zwangsläufig kam ich auch nochmals bei den Damen vorbei, auch da hat sich die Schlange nicht wesentlich verändert. Ich reihte mich kurz ein, wollte mir selbst ein Bild von den Sachen machen. Dann reichte mir aber ein Blick ins Schaufenster und ich kam zu dem Schluß: offene Schnittkanten funktionieren nur bei guter Stoffqualität und im Schrägschnitt.


Gleich ist es neun, theoretisch wäre ich jetzt dran...

Kleiner Nachtrag: Mittlerweile ist es 17:00 Uhr und ich habe meine Kaffeepause damit verbracht, bei den schwedischen Freuden nach dem Rechten zu schauen. Wieder war ich erst bei den Damen und dann bei den Herren, nur Fotos habe ich keine mehr gemacht.
Wer jetzt noch schnell losrennt, findet bei den Damen noch einige Sachen (je zwei Tüllmonster in rot und grau, ein lila Seidenkleid mit Volants an den den Schultern, ein asymetrisches Kleid in dunkel, ein schwarze Kleid mit spacigen Ärmeln, drei Mäntel diverser Machart und ein paar Schuhe). Bei den Männern hingegen noch alles in allen Größen. Der Zauber ist übrigens dahin, den gabs wenn überhaupt nur heute morgen; wenn überhaupt. Die haben schon gewußt warum sie schon um acht aufmachen, die haben auf verschlafenen Fashion-Victims gebaut und teilweise auch richtig gelegen.

2010/11/22

Buchempfehlungen Für Modehungrige...


Ein bisschen Modevokabular kann niemanden schaden. Und besonders bei Modebloggern und Freizeitjournalisten sollten einige Begriffe trotz fehlendem Studium in Modedesign oder Journalismus zum Grundwortschatz gehören.
Ich möchte mich nicht damit abfinden, dass bei so manchen BloggerInnen scheinbar Hopfen und Malz verloren zu sein scheint. Hier nun ein paar ausgewählte Buchvorschläge für all diejenigen, die eben nicht nur leicht an der Oberfläche rumbloggen wollen und Stickereien nicht als 'Bestickungen' bezeichnen, sondern Besticktes auch von Gewebtem unterscheiden können:

H.Ebeling, H.Hermeling, M.Hornberger 'Fachwissen Bekleidung'
(Europa-Lehrmittel)

'Textil- und Modelexikon', 2. Bände
(Deutscher Fachverlag)

Ingrid Loschek 'Wann ist Mode?: Strukturen, Stategien und Innovationen'
(Stiebner Verlag)

Roland Barthes 'Die Sprache der Mode'
(Suhrkamp Verlag)

Elena Esposito 'Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden: Paradoxien der Mode'
(Suhrkamp Verlag)

Und für Westentasche, für lange Flugreisen mit wenig Handgepäck oder einfach als alltäglichen Begleiter hat Chris noch diesen Tipp:

'Kleines Wörterbuch des Kostüms und der Mode'
(Reclam)

Screenshot von Les Mads

Düsseldorfer Photoschule...


Die Düsseldorfer Photoschule, also weniger der Raum an sich als jene Künstler die aus der Fotografieklasse von Bernd Becher hervorgegangen sind, ist an internationalem Renommee mit dem Bauhaus vergleichbar. Selten bringt ein Lehrer bzw. eine Fakultät so viele Künstler von Weltrang hervor. Thomas Struth, Andreas Gursky und Candida Höfer sind sicherlich mit die bekanntesten, aber auch andere Fotografen sind nicht weniger spannend in ihrer Arbeit Sichtweise.
Das bei Schirmer/Mosel schon im vergangenen erschienene Werk portraitiert zehn der wichtigsten Absolventen der Becher Klasse. Das Buch stellt die Fotografen vor und beschreibt deren Werk. Es setzt sie aber auch ins Verhältnis zu ihrem berühmten Lehrer und dessen Frau Hilla Becher, schließlich ist deren Werk gemeinschaftlich entstanden. Der Autor Steffen Gronert beschreibt wie sich die einzelnen Persönlichkeiten entwickelten und in wie weit sie sich als eigenständige Künstler etablierten.

Erschienen bei Schirmer-Mosel, 68 €

Lanvin Vor H&M, Und Danach...


"(Jeanne) Lanvin besaß eine instinktive Gabe, die Modebedürfnisse der modernen Frau zu erkennen und sie für jede Gelegenheit richtig anzuziehen.", so beschreibt Caroline Rennolds Milbank in ihrem Buch 'Couture' (DuMont) die Kunst der Designerin ganz treffend.
Immer wieder wird bekräftigt, dass Lanvin das älteste noch bestehende Couture-Haus der Welt sei. Und fraglos kann das mittlerweile zur Harmonie S.A. gehörende Modeunternehmen auf eine glanzvolle Geschichte zurückblicken.


Begründet wurde das Unternehmen von Jeanne Lanvin im Jahre 1909, doch ihre Geschichte begann bereits 20 Jahre früher. 1889 eröffnete Lanvin einen kleinen Hutsalon in der Rue Faubourg St-Honoré. Gut zehn Jahre später fertigte die alleinerziehende Mutter dann Kinderkleider für ihre Tochter Marie-Blanche. Um 1900 war es üblich Kinder wie kleine Erwachsene anzuziehen, meist wenig kindgerecht. Lanvin hingegen nähte Kleider die keine Kopien von Damenkleidern waren. Vor allem Kleider ohne einschränkende Mieder und hohe Kragen, dafür farbenfroh und mit Smog-Stickereien.
Lanvin's Talent bestand nicht nur in der Kreation dieser Kleider, sondern auch in der Vermarktung. Marie-Blanche war das ideale Modell und die mondänen Rennbahnen rund um Paris der ideale Ort diese auszuführen. Sie platzierte sich regelmässig vor der Haupttribüne wo die Damen der Gesellschaft schnell den Reiz dieser neuen Kindermode erlagen und ausgestattet mit Visitenkarten später ihren Weg in das mittlerweile vergrößerte Geschäft fanden.
1909 begann Jeanne Lanvin eine Damenkollektion zu entwerfen. Über den Weg der Kinder konnte sie auch die Mütter als Kundinnen gewinnen. Ihr weiblicher Stil gefiel und die Presse taufte ihre Modelle 'Stilkleider'. Klassische Mode, edel und raffiniert, aber nicht hoch modisch oder gar avantgardistisch. Sie war ein Gegenentwurf zu Coco Chanel; sowohl was die Designs angeht, aber auch in ihrer Lebensweise. Lanvin war emanzipiert, vielfach moderner in ihrer Denkweise als Chanel. Ihr Mode war jedoch für eine Frau gemacht, die nicht die körperlichen Vorraussetzungen für Entwürfe von Coco Chanel hatte, deren Körperlichkeit mehr Belle Epoque war als Garçon. Verständlich dass diese beiden Frauen keine Freundinnen waren. Als Lanvin dann 1927 ihren zweiten Duft 'Arpège' lancierte und dessen Erfolg schon 1928 Chanel Nr.5 auf dem Weltmarkt überrundete, wurde die Rivalität besiegelt. Lanvin wurde 1938 in die Ehrenlegion aufgenommen, was Coco Chanel so kommentierte: "Ich wußte nicht, dass Frauen auch mit Orden ausgezeichnet werden können."
Lanvin's allumfassendes Designkonzept zeigte sich auch dadurch, dass 1926 eine Männerlinie lanciert wurde und das Modehaus als erstes Couturelabel Kleidung für die ganze Familie anbot. Was mit Krawatten und Schals begann, gipfelte in den von Lanvin produzierten Uniformen der Académie Française. Für die reich bestickten Uniformen bot sich das Couture-Haus mit eigener Stickereiabteilung geradezu an.
Während des Krieges fertigte das Haus Lanvin Gurte für Gasmasken, wahlweise aus Filz oder Tweed. Letztendlich aber litt das Unternehmen wie alle Modehäuser unter den vorherrschenden Bedingungen, da Lanvin's Talente nicht gerade den Erfordernissen in Kriegszeiten entsprachen. 1946 verstarb sie im Alter von 79 Jahren.


Nach ihren Tode führte die Familie das Unternehmen weiter und schaffte es, sich den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Relevanz erlangte die Marke aber erst wieder durch die Berufung von Alber Elbaz zum Kreativdirector im Jahre 2001. Ein Jahresumsatz von 140 Mio. Euro 2008 spricht für sich. Eine Couturelinie gibt es allerdings bislang nicht.
Stattdessen nun die Kooperation mit H&M. Billige Kleider die aussehen wie Lanvin, sich aber kaum so anfühlen werden. Eine Daseinsberechtigung dafür gibt es trotzdem, schließlich haben so Kunden die Möglichkeit Lanvin zu 'spüren', für die Lanvin unerreichbar wäre. Und die Bekanntheit der Marke wird gestärkt. Morgen um acht(!) Uhr öffnen sich die Pforten zum 'Fashionhimmel', das Gedrängel wird kaum weniger sein als in den vergangenen Jahren und eher dem Fegefeuer entsprechen. Ich werde mal sehen, vielleicht stürze ich mich hinein und dokumentiere es.
Zum Schluß ein Zitat der Unternehmensgründerin:

"Modeschöpfer müssen darauf achten,
nicht zu prosaisch und praktisch zu werden."

Bilder von hier, hier und hier

2010/11/21

Bilder Die Geschichten Erzählen...


'Ein Amerikaner in Paris', das trifft wohl am besten auf den aus Chicago stammenden Main Rousseau Bocher. Zuerst Paris-Korrespondent der amerikanischen Vogue, eröffnete er 1930 sein eigenes Modehaus und wurde über Nacht berühmt als Couturier mit den teuersten Kleider der damaligen Zeit. Und gleichzeitig versetzte er auch seine Kollegen in Staunen, selbst Madeleine Vionnet war begeistert von seiner Schnitttechnik.
Sein eleganter, zurückhaltender Stil überzeugte sowohl die schicke Pariserin als auch die Damen jenseits des Atlantik. Zu seinen besten Kundinnen zählte Wally Simpson, die spätere Duchess of Windsor. Auch das berühmte Hochzeitskleid stammte von Mainbocher.
Horst P. Horst fotografierte die berühmte Rückenansicht im Jahre 1939.


DIY...


Es könnte ein ganz schreckliches Weihnachtsfest werden dieses Jahr. Unter so manchen Weihnachtsbaum könnten schrecklich 'schöne' Geschenke liegen, solche die mit viel Liebe selbstgebastelt worden sind und einem gleich wieder vor Augen führen, warum man selbst so manches Hobby spätestens mit dem Einsetzen der Pupertät aufgeben hat.
DIY (do it yourself) ist der Trend 2010. Und tatsächlich sind die Verfechter dieser Bewegung der Ansicht, dass man Geschenktes automatisch besser findet nur weil es selbst gemacht ist. Und ja, teilweise ist das auch so. Den von Oma gestrickten Schal liebt man mehr als das Teil vom schwedischen Textildiscounter. Aber es spielt da einfach eine Sentimentalität mit rein, die Liebe der Oma wird mit eingestrickt. Ähnlich verhält es sich mit den Basteleien von Kindern und selbstgebackenem Kuchen.
2010 aber hat sich eine DIY-Kultur entwickelt, die besonders von jungen Frauen um die 20 ausgeübt wird. Während ihre Altersgenossinnen vor 50 Jahren schon Haus und Herd zu versorgen hatten, vor 40 Jahren BH's verbrannten und in den 1990-ern an der Karriere bastelten, verbringt Selbige in diesem Jahr ihre Zeit mit dem Basteln von Aschenbechern aus Coladosen oder dem Anmalen von Kleidungsstücken.
Basteln ist das Modebloggen 2.0. Ganze Blogs widmen sich der Realisierung neuer Ideen, die mediale Welt und verbindet sich mit der realen. Was ich bislang noch nicht entdeckt habe ist Livebasteln, und dabei würde ich besonders die Herstellung des schon erwähnten Aschenbechers gerne einmal miterleben. Nervenkitzel inklusive.
Nachfolgend ein kleines Video; eine Bastelanleitung die einigen als Inspiration dienen kann, anderen aber vor Augen führt, warum man es auch einfach lassen kann.


Video (C) M-TV 2000

2010/11/20

Dries Van Noten: 2000 und 2010...


Beim Sichten der Videos habe ich eines von der Dries van Noten Schau HW-2000 gefunden. Seine damaligen Inspirationen zog er aus der Bloomsbury Group, jener Künstlerverbindung um Virginia Woolf und ihrer Schwester Vanessa Bell. Der in London ansässige intellektuelle Zirkel aus Dichtern, Malern und Wissenschaftlern lies Kleidung entstehen, die jenseits von Trends und Moden zu existieren scheint. Auch noch zehn Jahre nach dieser Schau ist van Notens Mode nicht weniger relevant oder untragbar. Die der Mode nachgesagte Lebensdauer von sechs Monaten setzt der Designer spielend ausser Kraft.
Die Röcke gingen meist bis knapp unters Knie und waren entweder glockig schwingend oder schmal. Dazu wurden gestrickte Pullover genauso kombiniert wie passende Blazer. Van Notens Kollektionen basieren immer auf einer Art Baukastensystem. Er gibt keine festen Looks vor sondern alles lässt sich kombinieren und zu neuen Ideen zusammenwürfeln. Es ist Mode für Frauen die ihre eigene Vorstellung von Eleganz haben, sich aber keinesfalls einen Diktat unterwerfen wollen.
Die nachfolgenden Bilder sind aus der Kollektion HW-2010. Vergleicht man diese mit dem Video, kann man sehr gut erkennen, dass sich Dries van Noten in seiner Formensprache treu geblieben ist ohne an Relevanz zu verlieren. Er gehört nach wie vor zu den besten Modedesigner unserer Zeit.





Bilder von Style.com
Video (C) by CNN 2000

Berlinische Galerie Zeigt Nan Goldin...


Erstaunlicherweise war schnell ein Parkplatz gefunden. Dies stellte meine größte Sorge bei der gestrigen Vernisage in der Berlinischen Galerie dar. Die Schlange, bzw. die ungeordnete Menschentraube vor der Eingangstür war zwar imposant, aber ich war dann doch schneller drin als erwartet.
Die Berlinische Galerie befasst sich wie der Name schon sagt mit Kunst aus Berlin oder mit solcher, die die Stadt betrifft oder ablichtet. die Fotografin Nan Goldin war Mitte der 1980-er Jahre zum ersten Mal hier und seit dem immer wieder. Zwischen 1990 und 1994 sogar durchgängig.
Die nun ausgestellten Bilder zeigen ihren Blick auf Berlin wie sie es sieht. Kreuzberger Kneipen und leere Betten sind genauso ein Thema wie die Menschen die ihr hier begegneten. Ihre Fotografien zeichnen sich weniger durch ausgefeilte Technik aus, mehr durch ihren Blickwinkel. Sie lichtet ungeschöntes Leben ab und verleiht ihren Bilder so emotionale Tiefe.
Ich werde ein zweites Mal in die Ausstellung gehen, mich nochmals intensiver mit den Arbeiten Goldins beschftigen. Gestern war es nur ein kurzes Abscannen, die Menschenmengen ließen kaum intensive Betrachtung zu.
Beim Hinausgehen war die Zahl der Wartenden nicht kleiner geworden, allerdings hatte sich die Menschentraube in eine geordnete Schlange verwandelt.