Der junge Mann auf dem Bild war ein Bruder meines Großvaters. Sein Name war Herold, ich glaube er war der Älteste von vieren und wurde irgendwann um 1905 geboren. Gestorben ist er in Russland und wo er begraben liegt, weiß niemand so genau.
Als ich nun im Vogtland war, habe ich dieses postkartengroße Bild wiedergefunden und gleich eingepackt. Es gibt noch ein zweites, das ist um einiges größer und so beschnitten, dass es nur das Portrait bis circa zur Uhrkette zeigt.
Ich war ungefähr 16 als mir die beiden Bilder in die Hände fielen. Als das Haus einer Cousine meines Vaters entrümpelt wurde, und es war eine ziemliche Ansammlung von Müll in ihrem Haus, kamen die beiden Bilder zu Tage und das große Portrait hing von da an in meinem Zimmer. Na ja, und es hängt da auch noch heute.
Was faszinierte mich an dem Bild so sehr, dass es da einen Platz fand? Natürlich ist da zum einen der Mensch auf dem Bild. Ich bin nicht nur mit ihm verwandt, sondern auch auf dem selben Fleckchen Erde aufgewachsen. Ich würde gerne mehr über ihn erfahren, aber mehr als Bruchteile sind nicht herauszubekommen.
Genauso spannend fand ich den Look den er trägt. Es war sicherlich die Sonntagskluft, schließlich stammte er aus einer Bauernfamilie, die zwar nebenbei noch ein Speditionsunternehmen hatte, letztendlich aber hauptsächlich Landwirtschaft betrieben hat. Auch sich fotografieren zu lassen, war eine große Sache. Dafür hat er sich herausgeputzt und auch die stolze Pose eingenommen.
Heute erinnert mich das Bild nicht wenig an die von August Sander fotografierten Jungbauer. Und genau in dem Buch wird das Bild nun einen Platz bekommen.