2015/03/26

Bücher Im März...

Bücher im Februar fiel aus. Nicht das ich nicht gelesen hätte, im Gegenteil... Doch nun geht die Serie weiter, mit Büchern die vielleicht nicht immer ganz meinen Geschmack treffen, zumindest angelesen wurden, aber trotzdem gute Literatur und empfehlenswert sind. 
Joseph Roth trifft meinen Geschmack. Seit ich vor Jahren Kapuzinergruft gelesen habe bin ich ein großer Fan seines Werkes und kann mich immer wieder in der Welt österreichischer Offiziere, galizischer Juden und eben auch in die des Korallenhändlers Nissen Piczenik verlieren, der im Leviathan aus Gier alles verliert und am Ende doch noch seine Heimat findet. 
Schöner kann man Lebensweisheiten, Sehnsüchte und Ermahnungen nicht in eine Erzählung verpacken, als es Roth mit seinen Worten gelingt! 
ISBN: 9-783-1501-8685-5

Ganz ehrlich, ich bin bis zur Hälfte nicht dahinter gestiegen, was mir Sam Byers eigentlich sagen will mit seinem Buch. Um eine enttäuschte Liebe geht es und um eine Frau, die ein bisschen hedonistisch ist und durchaus schon mit der fast ganzen Hälfte männlicher Kollegen geschlafen hat. Und irgendwann kommen wohl auch Kühe vor. Ich habe das Buch aber nicht lange genug zu lesen durchgehalten um diesen zu begegnen und deren Rolle im Buch zu verstehen. 
Idiopathie ist guter Lesestoff für Großstädter, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen und die Zeit der Fahrt mit lesen verbringen. Ein bisschen Zynismus und ein ironischer Blick auf das Treiben der Anderen, der Vielen gehört dazu und findet sich auch in Byers Buch zu Hauf.
ISBN: 978-3-6085-0128-5

Ich habe mir Fear of Music nicht gekauft und es bei der Lektüre des Buches gehört, ganz so wie Jonathan Lethem es empfiehlt. Ich habe ein Best of Album und natürlich 'This must be the place' in meiner Musikbibliothek, aber das reicht leider nicht um die Komplexität des Albums und eben dieses darauf aufbauenden Buches zu verstehen. Doch wenn man beides zusammenfügt kann etwas großes entstehen, das durchaus eine Reise in die Welt der Musik und die eines Buches sein kann. 
'Ein Album an Stelle meines Kopfes' ist ein großes Buches für Fans von Talking Heads, für alle anderen aber ist es leider nicht wirklich kompatibel.
ISBN: 978-3-6085-0333-3

Idiopathie von Sam Byers und Talking Heads: Fear of Music von Jonathan Lethem sind erschienen bei Tropen und wurden mir freundlicherweise zur Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt. 

Bild 1: Reclam
Bild 2&3: Tropen / Klett-Cotta

2015/03/18

Louisiana Zeigt Peter Doig...

Noch gut drei Wochen dann eröffnet das Louisiana Museum in Kopenhagen eine Ausstellung, die sich dem Werk des Malers Peter Doig widmet. Wer also nicht bereits jetzt die Möglichkeit hat sich in der Foundation Beyerler in die großformatigen Werke hineinfallen zu lassen, hat die Chance dies in Kopenhagen zu tun. Bis 16. August läuft die Ausstellung. 
Peter Doig, gebürtig Schotte und jetzt in der Karibik lebend, gehört zu den Malerstars der Stunde ist ein Garant für gute Auktionserlöse. Erst im vergangenen Jahr wurde eines seiner Werke für knapp 16 Millionen Dollar versteigert. Damien Hirst ist zwar ungeschlagen unter den britischen Zeitgenössischen, aber Doig arbeitet sich konstand nach oben.
Doch Preise sind kein Garant für Qualität und Güte eines Werkes (siehe Jeff Koons). Peter Doig nimmt den Betrachter mit in seine realistisch angelegten Landschaften, mit in seine Traumwelten – Geschichten mit ungewissem Ausgang.  
Der Junge auf dem Eis (Blotter, 1993), das Bild das auch das Cover des Katalogs ziert, ist nur ein Beispiel von vielen. Wer nun nicht gleich einen Flug nach Kopenhagen buchen möchte, kann sich bei Hatje Cantz erschienenen Katalog zu Gemüte führen. 

Peter Doig

2014, 176 Seiten, 115 Abb. 
28 x 31cm
ISBN 978-3-7757-3868-2
Preis: 49,80 €

Vielen Dank an Hatje Cantz für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

2015/03/08

Buchtipp: Helen Hessel - Ich Schreibe Aus Paris...

Zweimal im Jahr wird in Paris etwas vorgestellt, dass als die neueste Mode gehandelt werden wird. Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Stadt an der Seine nach wie vor die Hauptstadt der Mode ist, auch wenn die Konkurrenz der drei anderen Modemetropolen groß ist. In den 1920-er und 30-er Jahren war Paris wirklich noch tonangebend und Einkäufer wie Journalisten reisten an und besuchten die Defilees von wohlklingenden Namen wie Chanel, Patou, Molyneux, etc. Einige davon sind heute vergessen, wie zum Beispiel das von drei emigrierten russischen Prinzessinnen geleitete Haus TAO, andere in aller Munde und noch immer schillernde Aushängeschilder.
Die in Berlin geborene Künstlerin, Journalistin und Modekennerin Helen Hessel lebte nicht nur in Paris, sie informierte auch die Leserinnen von damals bekannten Frauenmagazinen über Trends und Erscheinungen, die das kommende Frauenbild für ein paar Monate prägen würden. Und sie wurde zur Chronistin einer schillernden Epoche, die auf das Morgen fixiert war und in einem rauschenden Tanz das Heute feierte. 
Der erste Weltkrieg war Zesur. Die Frauenbewegung, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts für ihre Rechte zu erkämpfen begann und für die sich Emily Davison sogar vor ein Pferd warf, fruchtete und emanzipierte junge Frauen ließen sich nicht mehr länger in ein strenges Korsett zwängen. Modehäuser trugen dem Rechnung und Helen Hessel beschreibt trefflich das Leben auf den Straßen, in den Nachtclubs und in den Modesalons. 
Mode in Worte zu fassen, dass Neue daran zu erkennen, bedarf ein geschultes Auge. Texte wie die von Helen Hessel findet man in heutigen 'Modemagazinen' gar nicht mehr, in der Tagespresse vereinzelt. Der Stellenwert des Kleides ist heute ein anderer, eher unbedeutender. Modepräsentationen sind Spektakel mit Eventcharakter, bei denen das einzelne Modell nur noch eine Nebenrolle spielt. Wie gut, dass man sich Helen Hessels Texten verlieren kann und man daran erinnert wird, was Mode sein kann und wie sie Generationen zu prägen vermag. 
 
Helen Hessel 'Ich schreibe aus Paris' ist erschienen im Nimbus Verlag 
ISBN: 978-3-0385-0003-2

2015/03/01

Kino: Mr. Turner...

Das 19. Jahrhundert vermochte die Menschen wohl mehr zu beeindrucken, als jene vorher und auch die danach. Wie muss es gewesen sein als zum ersten Mal eine Eisenbahn das Land durchschnitt oder ein Dampfschiff das Flüsse und Meere durchpflügte? William Turner erlebte diese Neuerungen, die das Leben kolosal zu verändern vermochten und hielt sie auf Bildern fest, während seine Kollegen noch Seeschlachten mit vom Wind geblähten Segeln auf die Leinwand brachten. Turner fing die Magie der Natur ein, schemenhaft und hinter Dunstschleiern, und er hielt den Augenblick fest in leuchtenden Farben. 
Mike Leigh's Film, der mit 150 Minuten durchaus Länge hat, schafft es einen Maler und sein Werk zu portraitieren, dem eine Vorreiterrolle für nachfolgende Künstlergenerationen zugestanden werden muss. Vor allem aber zeigt er die Kraft von Turner's Bildern und erweckt sie auf der Kinoleinwand zum Leben. Der Zuschauer verliert sich in Sonnenuntergängen, leuchtenden Farben und in den Kulissen des Turner'schen Alltags. Ideales Sonntagskino!