2018/12/31

Raus Hier


Bitte verlassen sie 2018 und begeben sie sich direkt nach 2019! Über Los gehen ist möglich, allerdings ohne Versprechungen. 
Nicht anders als in all den Jahren vor und nach unserem irdischen Gastspiel ändert sich die Zahl, die fiktive Ordnung in welche wir uns sklavisch hineinfügen. Eine Wahl gibt es nicht, und im Grunde ist es egal ob es 18, 19 oder 27 heißt. Sentimentalität stellt sich nur deshalb ein, weil es wieder ein Stückchen mehr dem Ende zugeht.
Jahresrückblicke fliegen uns wieder um die Ohren, Dinner for One ist eigentlich die beste Zusammenfassung von Leben: Am Tisch ist viel Platz und keiner ist da. Also feiern wir mal wieder in zusammengewürfeltem Haufen, ohne Platz am Tisch und trotzdem mit vielen Leerstellen. Für Gesprächspausen gibt es Netflix, Gott und Politik sind zu riskant. Reibungen werden vermieden, das ist an Silvester nicht anders als an den anderen 364 Tagen im Jahr. 
Noch 16h bis wieder sichtbar Geld verbrannt wird, der Wohlstand am Himmel aufleuchtet. Noch 17 bis auch dieser Tag vorbei ist und das Neue Jahr jung und voller Möglichkeiten eingeläutet wurde. 
Es kann kann losgehen und wird gut werden!

2018/12/22

Raf

Aufwachen, Instagram öffnen, Raf ist weg bei Calvin – Start in den Samstag! 
Überraschung? Nein. War eine Frage der Zeit bis die bei Calvin Klein merken, dass sie mehr Umsatz mit Wühltischunterwäsche machen und die Strategie sich wieder im Luxus anzusiedeln nicht aufgeht. Der Zug ist abgefahren, da kann auch (und vor allem) Raf Simons nichts retten. 
Nun kann sich der Raf wieder seiner eigenen Marke widmen, die ja trotz anderweitiger Beschäftigungen besser ist denn je. Zur Feier des Tages trage ich Raf!

2018/12/19

Pre-Christmas-Shopping

Ich habe noch kein Weihnachtsgeschenk! Ich habe Schweißperlen auf der Stirn deswegen, bin aber an der Situation auch selber schuld. Als im Oktober das Thema auf den Tisch kam, natürlich in der alljährlichen Diskussion um 'Schenken' oder 'Nichts Schenken' vertrat ich die Meinung, dass Weihnachten ohne Geschenke doof sei. Ich hätte den Mund halten sollen!
Seit gestern Abend wächst der Druck, die Tage vorher, ich war kurz in Mailand und Paris, aber ohne jegliche Zeit für Weihnachtsgeschenkebummel, habe ich das Thema ausgeblendet. Heute ist mein freier Tag und die einzige Möglichkeit Ideen zu entwickeln, zu kaufen und bis Heiligabend zu verstecken.
Kein Wunder, dass Männer so oft Schmuck verschenken. Das kam mir auch in den Sinn! Bei Cartier 2.500€ auf den Tisch legen, der Trinity Ring wird garantiert Freude bereiten! Fällt aber leider in diesem Jahr aus...
Statt nun also hier zu sitzen und theoretisch über Geschenke zu schreiben, sollte ich mal lieber losgehen und schauen was die Stadt zu bieten hat am 19. Dezember. 

2018/12/13

Mailand, Paris...

Ich war zwei Tage unterwegs, ein keine 24h in Mailand und keine 12 in Paris. Die schon hier beschimpften Pre-Kollektionen fordern auch von mir Einsatz. Die Abverkaufszahlen der Winterjacken lassen nur bedingt Interpretationen zu,  des bisher fehlenden Winters geschuldet, und es gilt schon wieder das Neue für den Winter 2019 einzukaufen.
Ich war dieses Jahr einige Male unterwegs und ich freue mich auf jede Reise wie ein Schneekönig. Die verspiegelten Klo's bei Prada, das Fabrikgelände von Gucci mit seiner klaustrophobischen Twin Peak's Allure, der Geruch bei Moncler, die Stadtpalais von Chloé und (Old-)Céline, auf dem Dach des Grand Palais bei Saint Laurent während darunter die Couture Show von Chanel läuft zu sein... Großartig! 
Ich liebe Paris, und Mailand immer mehr. Ich mag es zu Fuss von Showroom zu Showroom zu laufen. Da kann eine halbe Stunde genauso erholsam sein, wie eine Woche am Strand. Ich finde toll Kollektionen zu sehen, im besten Fall erklärt zu bekommen, was die Idee dahinter ist; die Sachen anzufassen und die Details zu entdecken. Es ist toll, alles von Models vorgeführt zu bekommen; die Kleidung an Idealkörpern zu sehen und nicht an Realkörpern. 
Die unromantische Seite am Einkauf ist, dass es um Zahlen geht. Man geht nicht in einen Showroom und sucht einfach die schönsten Teile aus, schwelgt ein bisschen in Kaschmir, Seide und Chiffon, und sinniert über Knöpfe. Man geht hin, hat die Äbverkaufe im Kopf und auf Papier, und gleichzeitig wird das Budget diktiert und auch wieviel von was gakauft werden muss. Das Meiste wird verworfen und nur das genommen, was schon im Kopf auf die Kleiderschränke der Kundinnen verteilt wird. 
Es macht viel Spass Dinge zu verkaufen, die man selbst ausgesucht hat. Es sind Kinder, die man nur in gute Hände geben möchte.

2018/12/05

😱

Was ist bei Chanel schiefgelaufen? 
Eines der ersten Bilder heute morgen – noch verschlafen im Bett liegend und schon wieder Instagram schauend – zeigte mir Pharrell Williams in einer nicht gerade relaxed wirkenden Pose bei der gestrigen Métiers d'Art Präsentation von Chanel. Vor dem Tempel von Dendur posiert er als pharaonischer Goldjunge und wirkt als wenn er ganz sehr gerne lieber wo ganz anderes wäre. Kleine Kinder stehen so, wenn sie sich schämen. Und dieses Outfit war zu schämen. 
Karl Lagerfeld übertreibt es ein wenig mit seinen Zeitreisen. Inspiration sollte so umgesetzt werden, dass sie trotzdem im Zukünftigem beheimatet ist. Bei Chanel jedoch wird eine Mottenkiste nach der anderen aufgemacht, und diese hätte lieber im Wüstensand vergraben bleiben sollen. 
Hinzu kommt diesmal, dass wirklich vieles einfach schlecht sitzt und die Materialien billig wirken. Von den Faschingsbedarfstrumpfhosen will ich gar nicht erst anfangen, diese sind nur das Tüpfelchen auf dem I (oder IHHHH). Die weißen Seidencrepeunterkleider machen aus den Models noch lange keine Hoheprosterinnen im Tempel der Isis...
Vor 15 Jahren schickte John Galliano für Dior Kleider auf den Laufsteg, die ebenfalls von den golden Zeiten der Pharaonenherrschaft inspiriert waren. Galliano versuchte nicht Tragbares zu zeigen, seine Kundinnen sollten sich ganz auf diese Phantasien einlassen oder eben gar nicht. Lagerfeld hingegen scheitert mit dieser Kollektion in meinen Augen gewaltig, weil er eine kommerzielle Pre-Kollektion künstlerisch aufladen möchte. Es ist übertrieben, aber leider in die falsche Richtung. 
Natürlich werden sich die Teile verkaufen, alles bei Chanel verkauft sich. Zweimal tragen, dann nie wieder aus dem Schrank holen – Chanel macht sich mit Kollektionen ohne modische Relevanz selbst zur Fast Fashion Marke. Chanel ist das Primark der Superreichen!?

(Das Netz ist voll von Bildern, Google hilft.)

2018/12/04

Thank You, Next

Es ist eigentlich nicht viel an der Pre-Fall Show von Dior Men auszusetzen. Die Location, Tokio?, ist interessant; Set und Licht bild- und videotauglich; die Accessoires verkäuflich. Innovation war es nicht gerade, viele Teile von anderen Designs inspiriert (Margiela, Neil Barrett, Hugo Boss...) Das Zeug wird Abnehmer finden, keine Frage. Doch warum braucht es nun auch für Männer Pre-Fall Shows?
Mode macht satt. Langeweile stellt sich im Wochentakt ein und das Gefühl nichts anzuziehen zu haben ist chronisch geworden. Gleichzeitig sättigt die Flut an Neuem, die damit einhergehenden Bilder und der Zwang kaufen zu müssen. Man möchte das Übernächste, bevor das Neue da ist... Thank you, Next!