Nach Köln ist's nicht weit. Von Wiesbaden aus schafft man es in zwei Stunden, eigentlich sogar noch schneller, was es zu einem idealen Sonntagsausflugsziel werden lässt. Heute lockte die Kunst – besser am letzten Tag zur Art Cologne als gar nicht. Natürlich ist es der Tag an dem sich das 'gemeine Volk' durch die Hallen schiebt, alle wichtigen Leute, die im Auftrag kaufenden Kuratoren und die ganz für sich kaufenden Sammler, haben gleich an den ersten zwei Tagen Interesse bekundet und abgegrast. Schließlich ist man schon seit Mittwoch da und man kauft auch lieber ohne die Vielen im Rücken.
Das Rheinland ist Sammlermetropole Nummer eins in Deutschland. Auch wenn viele der aus Deutschland kommenden Galerien entweder in der Hauptstadt angesiedelt sind, oder zumindest Dependancen dort unterhalten, wird die Art Cologne immer stärker und wichtiger. Das haben natürlich auch die Großen, Internationalen verstanden und wollen auch ihr Stück von Kuchen abhaben. Aber sind Sammler nicht allgemein sehr reisefreudig und planen das Jahr nach den Messen in London, Paris, Basel, New York und eben auch Köln?
Wichtig ist es da Profil zu zeigen und einen eigenen Schwerpunkt zu entwickeln; das zu filtrieren, was das Besondere ist. So richtig gelungen ist in diesem Jahr meiner Meinung nach nicht Köln besonders zu machen und die Messe einzigartig erscheinen zu lassen. Natürlich gab es besonderes zu entdecken, aber auch viele sichere Nummern, die zwar gewinnträchtig weil etabliert sind, aber nicht vom Hocker hauen. Paul McCarthy's Figur eines sich an einem Fass betätigenden Mannes zum Beispiel wurde so sehr durch die Presse gejagt, dass die Arbeit in der Realität nur noch verlieren kann. Und weitere Beispiele lassen sich spielend finden. Was ist das Neue? Was ist das besondere?
Ein weiteres Werk an dem kein Journalist vorbei zu kommen schien war von Franz Marc. Nicht nur war es mit knapp 10 Millionen Euro die teuerste angebotene Arbeit auf der Messe, es diente auch dazu das 50-jährige Bestehen der Münchner Galerie Thomas zu feiern. Natürlich ist es ein freudiges Jubiläum, aber allein die Gestaltung des Standes mit all der Spießigkeit eines großbürgerlichen Wohnzimmers hat uns in die Flucht geschlagen. (Die 50 aus verwelkenden Rosen hätte manch junger Galerist durchaus als zeitgenössisch verkaufen können.) Nicht anderes erging es uns mit den Nachbarkojen, die das Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts unter die Leute zu bringen versuchten. Was wichtig ist das Jetzt, die aufregenden Sichtweisen, die Künstler heute antreibt. Franz Marc und Co. sind im Museum nett, muss aber nicht auf einer Messe hängen. Das tut beiden Seiten nicht gut.
Natürlich haben uns auch viele Arbeiten gefallen, einige würden sogar einen Platz bei uns finden, wenn sie nicht den finanziellen Rahmen sprengen würden. Hier mal drei von vielen:
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Liam Gillick, Kerlin Gallery |
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Kirsten Everding, 1301PE |
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Melora Kuhn, Eigen+Art |
Köln lohnt sich, das ist mein uneingeschränktes Fazit. Egal ob Laie, interessierter Dilletant oder Fachmann auf dem Gebiet des Kunsthandels. Die Art Cologne ist es wert besucht zu werden und Hamburg, Berlin oder München sind nicht soweit entfernt, als das sich ein Besuch nicht ohne nennenswerten Aufwand einrichten lässt.