Die Zeit der Romantik bei Louis Vuitton ist vorbei, es gibt keine Fontänen mit Federkopfpützen mehr und keine einfahrenden Traumzüge. Stattdessen einen neuen Retro-Realismus, der manchmal sogar zum Bekleidungspragmatismus wird. Nicolas Ghesquière hat sein erschaffenes Balenciaga verlassen (müssen) und befreit nun Louis Vuitton von den Erinnerungen, die uns Marc Jacobs immer wieder als DNA zu verkaufen versuchte.
Aber das gute an Vuitton ist, dass dieses Label in Bezug auf Bekleidung gar keine Geschichte besitzt und jeder Designer aufs neue ein weißes Blatt beschreiben darf. Jede Aussage ist richtig, Wahrheit ist der Moment. Keiner verstand das übrigens besser als Jacobs selbst, nur so waren Exzesse möglich, die eine perfekte PR-Maske waren, hinter der sich dann Taschenklassiker mit Markenlogo verkaufen liessen.
Nicola Ghesquière gehört zu den Lieblingen der Branche und sein Ausscheiden gehörte zu den großen Modedramen, schließlich hat er den Frauen Balenciaga gegeben und gleich noch ein Taschendesign, das noch immer ein Verkaufsschlager ist, auch wenn schon lange keine It-Bag mehr. Doch er hatte auch immer mit einem Erbe arbeiten müssen, dass nicht gerade einfach zu übergehen war. LV bietet ihm nun die Möglichkeit Kleider zu machen, die seiner Vision von Mode entsprechen, ohne noch dazu in das Raster der Marken-DNA passen zu müssen.
Nur hin und wieder gibt es da ein paar signifikante Designs die unterzubringen sind. Aber dafür gibt es ja auch noch die Accessoires. Und Ghesquière macht nicht den Fehler seiner Vorgänger eine Debütkollektion ohne Taschen zu zeigen. Er ein paar neue Modelle ins Spiel gebracht, ein altes modifiziert und und natürlich gibt es auch das klassische LV-Markensignet. Den Fehler den Marc Jacobs bei seinem Einstieg gemacht hat, nämlich bei einer Taschenmarke keine einzige Tasche in der Show zu haben, hat Ghesquière nicht gemacht. Im Gegenteil.
Die Klamotte ist dafür recht stark von den 1960-ern inspiriert, von den späten natürlich. So kann man auch bei einem Traditionshaus ein bisschen Revolution unterbringen. Der Designer nutzt auch die technischen Möglichkeiten der Ateliers, die ihm nun ganz ungeahnte Perspektiven eröffnen als es bei Balenciaga der Fall gewesen sein dürfte. Insgesamt ist die Kollektion so angelegt, dass sie sich gut verkaufen lassen sollte und Ghesquière Kunden von Balenciaga nun bei Vuitton zu befriedigen vermag.
Erfreulich waren auch ein paar alte Gesichter, die Show liefen. Da war unter anderem Freja Beha Erichsen, die man etwas über hatte und die dann irgendwie für gut zwei Jahre von der Modebildfläche verschwunden war. Und es lief mal wieder Maddie Rizer, die schon Ende der 90-er zu meinen Lieblingsmodels gehörte.
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