Die Filmförderung in Deutschland macht es für Hollywood interessant hier zu drehen, wohl einer der Gründe warum nur wenige in der internationalen Filmbranche nicht wissen dürften wo Babelsberg liegt. Gleichzeitig finden sich vor allem im Osten der Republik noch Kulissen, die man problemlos für noch lange nicht aus der Mode gekommene Nazidramen nutzen kann, genauso wie sie sich in romantische hinterkarpatische Fantasiestaaten verwandeln lassen. Görlitz und Zittau sind Musterbeispiele dafür, die dortigen Stadtverwaltungen haben längst die wirtschaftlichen Möglichkeiten für ihre Regionen erkannt. 'The Grand Budapest Hotel', Wes Andersons auf der Berlinale prämierten Werk über die Ränke in einem Kurhotel, wurde gleich von vier Gesellschaften gefördert und natürlich muss das Geld dann auch in Deutschland, also in Sachsen und Brandenburg, ausgegeben werden.
Statt eine Hotelhalle nachbauen zu müssen, fand sich in Görlitz ein leerstehendes Warenhaus mit einer fantastisch schönen Jugendstillhalle. In dieser war die Pracht der Vorkriegszeit noch sichtbar und musste nur herauspoliert werden. Die Wände in Puderrose und Lavendel, dazu viel Gold und einzelne rote Farbtupfer, genauso stellt man sich diese Paläste vor, in denen man gediegen kurte und sich für Monate einquartierte. Da der Film mindestens zwei Zeitebenen beinhaltet, die dritte haben wir nicht mitbekommen, weil wir ein paar Minuten zu spät ins Kino kamen, kann man auch einen pragmatischen Prunk sehen, der die sozialistischen Jahre vor 1989 in orange und braun so prägnant verdeutlicht. Was gekonnt schräg wirkte, war doch genau auf den Punkt und selbst die Papierkörbe und Blumenvasen waren DDR pur. Ganz zu schweigen vom FDGB-Charme des Hotelzimmers, in dem der alte Zéro Mustafa logiert. Mehrfach tauchten auch Dresden und einige Orte im Elbsandsteingebirge auf.
Orte, an denen ein Film spielt, sind das eine, die Schauspieler das andere. Natürlich gab es wieder die bekannte, sich um Wes Anderson scharenden Riege bestehend aus Bill Murray, Owen Wilson, Jason Schwartzman und Adrien Brody, weiterhin waren dabei Jude Law, Willem Dafoe, Harvey Heitel, Jeff Goldblum und Edward Norton, Léa Seydoux, Saoirse Ronan und die unglaubliche Tilda Swinton. Dazu kamen dann noch einige Darsteller, die man aus dem Fernsehen kennt und sonst eher in Serien oder dem Tatort zu sehen bekommt.
Die Hauptrolle spielen Ralph Fiennes als Concierge und Toni Revolori. Während letzterer wirklich sehr nett anzusehen ist, fand ich Fiennes nun eher nur so lala. Vielleicht liegt es auch daran, dass er dann doch nicht die passenden Unterhosen trug, schließlich kann er nur spielen, wenn wirklich alles originaltreu und perfekt ist. Kein scheiß, ist ne Tatsache.
Doch auch wenn das drunter, eh unsichtbar, vielleicht nicht 100%-ig war, die Kostüme insgesamt waren grandios. Egal ob Hotelpersonal, durchgehend malvenfarbene Livreen, oder Karpatenfürst Dmitri, die mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnete Milena Canonero hat wieder fabelhafte Arbeit geleistet. Ihre Detailversessenheit kann man in jeder Naht und Biese erkennen. Am liebsten hat sie echte Sachen, also Originalkleider, wenn diese aber nicht zu bekommen sind, haben die Kostümateliers möglichst echt zu arbeiten – eine Herausforderung und manchmal auch gar nicht zu bewerkstelligen. Es ist ihre zweite Zusammenarbeit mit Wes Anderson, bereits an Darjeeling Limited war sie beteiligt.
Wir haben uns sehr auf den Film gefreut und wegen der wunderschönen Bilder, der unglaublichen Sets und der tollen Kostüme hat sich der Film gelohnt. Die Handlung selbst hätte etwas ausgefeilter sein können, etwas subtiler und teils sogar etwas weniger platt. Trotzdem muss man den Film unbedingt anschauen!
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