Vilhelm Hammershøi entdeckte ich zufällig in einem Kaffee, welches an einen Buchladen angliedert ist. Mir viel das Motiv auf dem dort ausliegenden Katalog auf, es zeigte einen leeren Raum gemalt in zurückgenommenen Grautönen. Ich war fasziniert von den Bildern, den immer wieder ähnlichen würdevollen Interiors. Heute nun werden bei Sotheby's in London fünf Arbeiten aus einer Privatsammlung versteigert.
1854 kam Vilhelm Hammershøi in Kopenhagen zur Welt. Einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entstammend wurde sein Talent früh entdeckt und gefördert. Er studierte an der Königlichen Akademie und 1889 wurden vier seiner Gemälde bei der Pariser Weltausstellung gezeigt. In den folgenden Jahren hatte er Ausstellungen in Museen und Galerien, unter anderem auch in Berlin und Hamburg beim Galeristen Paul Cassirer.
In den 1890-er Jahren bezog der Maler mit seiner Frau Ida eine Wohnung in der Strandgade 30. Viele seiner Werke sollten nicht nur dort entstehen, sondern sie sollten auch diese zum Thema haben. der reduzierte Stil des Interiors und die roh wirkenden Holzblanken tragen neben der fast monochromem Farbgebung dazu bei, dass die Bilder Hammershøi heute nicht weniger aktuell sind als vor 120 Jahren. Sie stehen im Kontrast zum eigentlich vorherrschenden Historismus und nehmen fast die Neue Sachlichkeit vorweg. Auch die immer in sich gekehrt scheinenden Personen, die, die das Leben in den Räumen erahnen lassen, wirken in sich ruhend. Der lesende Junge Mann auf dem oben zu sehenden Bild genauso, wie die Frau des Malers.
Ida Illsted taucht in mehreren von Hammershøi's Bildern auf und ist auch auf dreien zu sehen, die nun versteigert werden. Sie ist eine Art guter Geist des Hauses, voller Stiller Schönheit. In der Art der Darstellung ähneln die Sujets denen von Vermeer, weshalb Vilhelm Hammershøi nicht ganz zu unrecht 'dänischer Vermeer' genannt wird. Allerdings unterscheiden sich beide Maler in der Farbgebung doch sehr.
Und auch im Preis sind beide verschieden. Die Bilder Hammershøi werden zwischen 100.000 und 500.000 britische Pfund taxiert, einen Vermeer kriegt man dafür noch lange nicht.