2012/02/25

Panorama - Gerhard Richter In Der Neuen Nationalgalerie...


Gerhard Richter zum ersten Mal bewußt wahrgenommen habe ich in einem Künstlerlexikon, das ich mit 16 gekauft habe. Darin waren zwei Abbildungen des Malers, einmal der Akt, der eine Treppe hinabsteigt und Marcel Duchamp interpretiert, und eines seiner Tableaus, zusammengesetzt aus unzähligen kleinen Farbfeldern. Gut 6 Jahre später, da habe ich für ein Cateringunternehmen gearbeitet, war Richter Gast bei einem zu seinem Ehren stattfindenden Dinner im Albertinum in Dresden. Es kam immer wieder zu solchen 'Begegnungen' mit dem Maler und seinem Werk, womit auch gleichzeitig immer eine Auseinandersetzung mit Gerhard Richter einherging. 
Nun feiert der Maler, der zu den wichtigsten deutschen Künstlern der vergangenen Jahrzehnte gehört, seinen 80. Geburtstag und wird gleichzeitig mit mehreren Ausstellungen geehrt. Die große Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie wurde am 12. Februar eröffnet und seitdem haben mehr als 45.000 Besucher die Schau schon gesehen. Diese Zahl ist unglaublich und am 13. Mai werden sicherlich Besucherrekorde verkündet. Nach der MoMA-Ausstellung, den 'Franzosen' aus dem Metropolitain Museum und den Renaissance-Gesichtern gelingt den SMB wieder eine Superschau. Beachtlich aber, dass es sich eben mal nicht um Klassisches handelt, sondern um einen noch recht agilen zeitgenössischen Maler.
Richter wurde 1932 in der Oberlausitz geboren und machte zuerst eine Ausbildung als Bühnen- und Werbemaler. Im zweiten Anlauf schaffte er es an der Dresdner Hochschule der bildenden Künste angenommen zu werden. Er schuf Wandgemälde für die Mensa der Hochschule und für das Hygienemuseum, war Meisterschüler und übernahm Staatsaufträge für die DDR. 1961 floh er dann nach West-Berlin, was dazu führte, dass seine Arbeiten übermalt wurden oder er sie teilweise verbrannte. Von Berlin aus ging es nach Düsseldorf, wo er erst sein Studium fortsetzte und 1971 eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie erhielt. Erste Ausstellungen hatte er 1964 erst in München, dann in Düsseldorf und Berlin. Seit dem hat sich Richter an die Spitze Kunst gearbeitet und The Guardian hat ihn 2004 als 'Picasso des 21. Jahrhunderts' bezeichnet. 
Gerhard Richters Werk reicht von fotorealistischen 'Abmalungen' über spiegelnde Installationen hin zu Werken, die dem abstrakten Expressionismus nahe stehen. Die frühesten Werke Richters lassen sogar noch seine Ausbildung als Werbemaler erkennen, nämlich dann, wenn er Zeitungsschnipsel samt Schrift abmalte. Später dann kamen zwar immer neue Maltechniken hinzu, doch ohne andere aufzugeben. Noch immer malt er seine unscharf wirkenden fotorealistischen Bilder, doch gleichzeitig gibt es die aus Rechtecken zusammengesetzten Farbtafeln und die durch eine Art Abziehen entstehenden abstrakten Bilder. Es ist eine Vielfalt, die man bei wenigen anderen Malern so findet und die Richters Arbeiten spannend macht. 
Zu sehen ist auch Richters Bild einer brennenden Kerze von 1984, welches durch ein Sonic Youth Cover berühmt wurde. Daran zeigt sich, wie sehr der Maler auch in seiner jeweiligen Zeit verankert war und gleichzeitig nichts an Aktualität verloren hat. Den RAF- Zyklus sucht man hingegen vergebens, der hängt in der Alten Nationalgalerie. Ich habe mich besonders an einer Arbeit mit dem Namen 'Waldhaus' erfreut.










Wer im Besitz einer Jahreskarte Plus ist, der kann übrigens an der langen Schlange vorbeigehen und direkt zur Kasse marschieren.