2011/09/01

Mode Im Film: Valentino - The Last Emperor...


Nach einen längeren Pause finden ab heute wieder Vorträge über Mode im Kulturforum statt. Begleitend zur Ausstellung 'Visions & Fashion' referiert Hildegard Ringena heute über den Film 'Valentino - The last emperor'.

Ort: Vortragssaal im Kulturforum am Potsdamer Platz
Zeit: 19:00 Uhr

Und so war's: Wie schon Titel erkennen lässt, drehte sich der heutige Vortrag um den 2008 erstmal aufgeführten Dokumentarfilm, der den Zeitraum zwischen 2005 und 2007 beleuchtet. Matt Tyrnauer, Journalist für die amerikanischen Ausgabe der Vanity Fair, feierte damit sein Regiedebut und lieferte einen der schillerndsten Filme über Mode. Da der Film in Deutschland keinen Verleih hat, kann man ihn nur über Amazon beziehen. Was vermutlich auch bedeutet, dass ihn die wenigsten wohl gesehen haben.
Auch ich kannte ihn bislang nur in Ausschnitten und scheiterte gestern, als ich in einer gut sortierten Berliner Videothek ausleihen wollte. Ich ging also ganz unvorbereitet an die Sache heran. Allerdings nicht ohne Vorwissen und auch nicht unvoreingenommen.
Wenn auch Valentino zu den größten Namen der Branche gehört, ist er doch eher kein Visionär der Mode. In seiner Arbeit ging es darum Frauen schöner zu machen, und manchmal auch ein strahlendes Kleid zu entwerfen, einfach weil er es sich erträumte. Tyrnauer und sein Kamerateam zeigen ein älteres, homosexuelles Paar, bei dem der eine mit Engelsgeduld die Schrulligkeiten des Anderen erträgt; Valentino Garavani ist in dem Spiel die Diva, sein langjähriger Lebengefährte und Geschäftspartner Giancarlo Giametti der der es zu ertragen hat. Und dann sind da noch viele Hunde und Schneiderinnen, und Unmengen an Couture-Roben.

Valentino mit Matt Tyrnauer
Den Blick des Vanity Fair Reporters merkt man dem Film an, also jene mal mehr und mal weniger deutlich sichtbare Gier nach Sensation und Celebrity-Glamour. Erst 2004 sprachen Valentino und Giametti zum ersten mal über ihre seit 1960 bestehende Beziehung, verwunderlich wie nah sie so kurze Zeit später die Kameras kommen liessen. Stellenweise spielt die Mode auch nur eine Nebenrolle, viel wichtiger scheint das Privatleben der beiden zu sein. Zweifellos erreicht man damit auch ein größeres Publikum.

Valentino und Giancarlo Giametti
Aber für die Mode gab es ja die Ausführungen Hildegard Ringena's. Sie erklärte nicht nur den Kontext in den der Film einzuordnen ist, sondern auch Valentino's Entwicklung und Inspiration. Zum Film selbst ist vor allem zu sagen, dass er zum dem Zeitpunkt entstand, als sich die Wege der Marke Valentino und des Designers Valentino Garavani trennten. Nach dem Verkauf der Valentino Fashion Group durch Marzotto (Hauptanteilseigner von Valentino) an die Permira Holding wurde der Vertrag mit Valentino Garavani nicht verlängert, unter anderem wohl weil die Marke verjüngt bzw. aufgefrischt werden sollte.
Und schaut man sich seine Kleider an, so waren es immer wieder nur Zitate seiner eigenen Kreationen. Manchmal änderten sich Details, manchmal aber auch einfach nur Farben. Es war immer wieder gleich und nicht sonderlich visionär. Valentino träumte vor allem vom Kino, von 'La Dolce Vita' genauso wie von legendären Hollywoodfilmen der 1930-er und 40-er Jahre. Einer seiner Ideengeber war Adrian, der hier ja schon ausgiebig besprochen wurde, und die Ausstattung des Revuefilmes 'Ziegfeld Girl'.

'Ziegfeld Girl' mit Kostümen von Adrian
Es war ein interessanter Abend, kurzweilig und unterhaltsam. Eine wirkliche Offenbarung über den Designer war es nicht, aber das hat wohl auch kaum einer erwartet. Schade ist, dass der Saal nicht einmal halb voll war und die gleichen Zuhörer wie immer da waren. Und das obwohl die Ausstellung und die Vortragsreihe ausgiebig besprochen und beworben wurde. Von den Berliner Bloggern, die eigentlich sonst immer überall rumspringen, war keiner da. Da war ein bisschen Fame, ein paar Häppchen und die Goodie-Bags bei Hermès wohl reizvoller, als ein Modevortrag mit Inhalt. Einzig Lara Maria hatte den Weg zum Kulturforum auf sich genommen.