Den Morgen verbrachte ich hauptsächlich damit auf den Heizungsableser zu warten. Das ist ein bisschen ein Déjà Vu, denn vor circa zwei Jahren begann ein Post ebenfalls mit diesen Worten. Ich hatte also viel Zeit mich unterschiedlichster Lektüre zu widmen, in Print und Online.
Gestern im Zeitungsladen, eigentlich war ich nur dort um schnell einen Lottoschein abzugeben, fiel mir das Quality Magazin in die Hände. Bisher habe ich ihm nur einmal wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, aus Langeweile im Kölner Bahnhofszeitschriftenladen. Gekauft habe ich sie dann aber nicht, den Grund kann ich nicht mehr nachvollziehen. Nachdem ich aber bei Modepilot gelesen, dass sie vielleicht eingestellt wird, war klar, dass ich doch noch mal einen ausgiebigen Blick rein werfen sollte. Gesagt getan, heute habe ich schließlich genug Zeit gehabt.
Und was soll ich sagen. Ich bereue sie nicht schon eher mal gekauft zu haben, schließlich finde ich hier was ich erst kürzlich bemängelte: Eine Zeitschrift bei der nicht nur schöne Fotostrecken abgedruckt werden, sondern auch gute und lange Texte. Es ist die Mischung die es spannend macht; Vitra und Valextra kommen vor, genauso wie ein Artikel über die Yohji Yamamoto Austellung in London und ein Interview mit Dries van Noten. Vor allem ihm wird in letzter Zeit wieder viel Aufmerksamkeit geschenkt. Seine Mode bekommt Identität dadurch, dass er noch wirklich für das steht was er am Ende verkauft.
Auch den Artikel für die Blumen- und Federkreationen kann ich nur empfehlen. Das Atelier, das seit längerer Zeit zu Chanel gehört, schafft kleine Kunstwerke und ist einer der Grundpfeiler der Haute Couture. Es muss ein Traum sein, da mal ein paar Stunden verbringen zu dürfen. Allerdings wäre es auch kein Job, den ich unbedingt gerne machen wollen würde.
Man sollte aber das van Noten Interview und den Artikel über Lemarié nacheinander lesen, denn die Zugehörigkeit der Spezialbetriebe zu großen Marken hat auch Nachteile. So bemängelt van Noten eben auch, dass das Mutterhaus natürlich immer den Vorrang hat und oft Entwürfe dort dann kopiert werden und später in anderen Kollektionen auftauchen. Van Noten bezieht sich damit nicht auch Lemarié, es sind ganz allgemeine Anmerkungen, denen sicherlich schlechte Erfahrungen vorausgegangen sind. Andererseits waren viele Manufakturen und Gewerbe am verschwinden, das Aufkaufen der Firmen war die einzige Möglichkeit sie zu retten und Techniken für kommende Generationen zu bewahren.
Die Fotostrecken in Quality sind alle sehr nett, aber nicht weltbewegend. Die Produkte werden aber so präsentiert, dass durchaus die Kauflust angestachelt wird. Besonders ins Auge fiel mir eine Vintagebrosche von Chanel. Dieses Modell habe ich vor vielleicht acht Jahren bei ebay ersteigert, als Weihnachtsgeschenk für eine Freundin. Es schwang natürlich immer auch Skepsis mit, es hätte sich ja auch um eine Fälschung handeln können. Mittlerweile gehe ich aber davon aus, dass sie echt ist. Zum einen ist ein kein Modell, dass wirklich nach gefälligem Modeschmuck aussieht und zum anderen war der Verarbeitung ganz wunderbar. Die kleine Marke auf der Rückseite ist zudem Vertrauen erweckend.
Mein Fazit also: Wo Quality drauf steht ist in der Tat Qualität drin. Es ist zu hoffen, dass es nicht schon wieder vorbei damit ist, wo ich das Magazin doch gerade erst entdeckt habe.