Heute ist es mal wieder an der Zeit einen kleinen Schatz aus meinem noch immer nur bruchteilhaft aufgearbeiteten Archiv zu bergen und vorzustellen: Gucci, FS-2001. Tom Ford lieferte in dieser Saison die für mich beste Gucci-Kollektion aller Zeiten ab. Sie war sehr visionär und modern.
Inspiriert war die Kollektion von zwei Ikonen, Marilyn Monroe und Edie Sedgewick. Die eine, Marilyn, war massgeblich für die Silhouette verantwortlich. Die Korsagen in den Kleidern formten die Figur und machten die Kollektion kurvig. Sedgewick, eines von Warhol's Factory Girls, erscheint im ersten Augenblick völlig konträr. Ihre eher androgyne Erscheinung macht den Look modern und eben nicht nur zu einer Kopie von Marilny's Sexyness. Ford findet selbst die richtigen Worte: "This girl is very strong, very tough. She can take care of herself... She's a new, modern Version of Marilyn. A Marilyn for 2001."
Schwarz und Weiß dominierten die Kollektion, Purple und Kobaltblau lockerten die Looks auf. Dominierend waren aber die transparent erscheinenden Looks, bei denen schwarzer Tüll mit Seide in Nudetönen unterlegt wurde. Die Nähte erscheinen noch grafischer durch diesen Effekt. Satin und Leder bildeten den Kontrast zu diesen transparent wirkenden Optiken. Die Jacken hatten einen starke, definierte Schulter und strahlten durch die 'Härte' des Satins Maskulinität aus. Die Hosen verlaufen gerade und schmal, hatten in dieser Saison eben nicht den Gucci-typischen Bootcut den man noch heute in fast jeder Kollektion findet.
Der wichtigste Teil des Outfits war aber die Korsage bzw. der BH. Ford formte eine kleine spitze Brust, jeder Look wurde drum herum designt. Es waren aber keine 50-er Jahre BH's, die Modelle bei Gucci waren viel architektonischer. Die Kollektion schien wie gemacht für Kate Moss und ihre Brüste, das Anzeigenmotiv zeigt dies ganz vortrefflich. Gar nicht funktioniert haben die Teile bei großbrüstigen Damen. Ich habe noch immer Bild vor Augen, dass ich einmal im Fernsehen gesehen habe: Eine Dame mit mindestens D-Cups zwängte sich in eine solche Korsage. Die Einbuchtungen die eigentlich unter der Brust sitzen sollten, saßen überall nur nicht wo sie hingehörten.
Für die Kampagne standen damals die schon erwähnte Kate Moss und Eleonora Bosé vor der Kamera. Und auch da kam wieder Marilyn ins Spiel, die Bilder von Bert Stern dienten Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin als Vorlage.
Jedes Label schafft in seiner Geschichte Kollektionen die in Erinnerung bleiben und solche, die weniger bahnbrechend sind. Diese Gucci-Kollektion ist im nachhinein betrachtet herausragend, modern und richtungsweisend. Das nachfolgende Video zeigt wie gelungen die Kollektion ist, Tom Ford selbst beschreibt Inspiration und Umsetzung.
Bilder von hier, Videomitschnitt von CNN