Was ist bei Chanel schiefgelaufen?
Eines der ersten Bilder heute morgen – noch verschlafen im Bett liegend und schon wieder Instagram schauend – zeigte mir Pharrell Williams in einer nicht gerade relaxed wirkenden Pose bei der gestrigen Métiers d'Art Präsentation von Chanel. Vor dem Tempel von Dendur posiert er als pharaonischer Goldjunge und wirkt als wenn er ganz sehr gerne lieber wo ganz anderes wäre. Kleine Kinder stehen so, wenn sie sich schämen. Und dieses Outfit war zu schämen.
Karl Lagerfeld übertreibt es ein wenig mit seinen Zeitreisen. Inspiration sollte so umgesetzt werden, dass sie trotzdem im Zukünftigem beheimatet ist. Bei Chanel jedoch wird eine Mottenkiste nach der anderen aufgemacht, und diese hätte lieber im Wüstensand vergraben bleiben sollen.
Hinzu kommt diesmal, dass wirklich vieles einfach schlecht sitzt und die Materialien billig wirken. Von den Faschingsbedarfstrumpfhosen will ich gar nicht erst anfangen, diese sind nur das Tüpfelchen auf dem I (oder IHHHH). Die weißen Seidencrepeunterkleider machen aus den Models noch lange keine Hoheprosterinnen im Tempel der Isis...
Vor 15 Jahren schickte John Galliano für Dior Kleider auf den Laufsteg, die ebenfalls von den golden Zeiten der Pharaonenherrschaft inspiriert waren. Galliano versuchte nicht Tragbares zu zeigen, seine Kundinnen sollten sich ganz auf diese Phantasien einlassen oder eben gar nicht. Lagerfeld hingegen scheitert mit dieser Kollektion in meinen Augen gewaltig, weil er eine kommerzielle Pre-Kollektion künstlerisch aufladen möchte. Es ist übertrieben, aber leider in die falsche Richtung.
Natürlich werden sich die Teile verkaufen, alles bei Chanel verkauft sich. Zweimal tragen, dann nie wieder aus dem Schrank holen – Chanel macht sich mit Kollektionen ohne modische Relevanz selbst zur Fast Fashion Marke. Chanel ist das Primark der Superreichen!?
(Das Netz ist voll von Bildern, Google hilft.)