100 Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkriegs wird der Buchmarkt förmlich überschwemmt von Büchern, Sachbücher wie auch Belletristik, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber ehrlich gesagt, eigentlich ist das nicht mein Thema. Ich käme kaum auf die Idee im Buchladen einen Titel in die Hand zu nehmen, der sich damit beschäftig, von kaufen ganz zu schweigen.
Vor zwei Wochen bekam ich eine Mail vom Klett-Cotta und mir wurde Pierre Lemaitres Roman 'Wir sehen uns dort oben' zur Rezension angeboten. Immerhin wurde der Roman mit einem der wichigsten französischen Literaturpreise, dem Prix Concourt ausgezeichnet (den hat auch Marcel Proust gewonnen). Das Buch kam, ich hatte gerade nichts anderes zu lesen zur Hand und noch bevor das erste Kapitel zu Ende ging, war ich gefangen vom Schicksal des Soldaten Albert, der durch widrigste Umstände im Laufe des Buches fast stirbt, mehrmals in die Hose pullert und sich vor allem für einen Freund aufopfert, der im kurz vor Kriegsende das Leben rettet und dabei selbst schwer verletzt wird.
Lemaitre, der sich bislang das Genre Krimi bediente, ist es gelungen einen spannenden Roman zu schreiben, der, wie noch vor wenigen Minuten ein Literaturkritiker im Radio bezusteuern wußte, an Balzac, Zola und die anderen großen Literaten des 19. Jahrhunderts erinnert. "Lemaitre nimmt Wendungen, die auch im 'Glöckner von Notre Dame' zu finden sind und beschreibt Millieus wie Zola", ganz frei zitiert...
Am Ende wird alles irgendwie gut, zumindest die Gerechtigkeit siegt und als Leser kann man das Buch zufrieden zuklappen. Glücklicherweise, ein offenes Ende und gar die Aussicht auf Fortsetzung wäre dann doch zu viel des Guten gewesen. An die Spannungsbögen von Carlos Ruiz Safón gelingt es Lemaitre dann doch nicht heranzureichen, auch wenn durchaus Ansätze dazu da sind und die Geschichte das hergeben würde. Vielleicht möchte der Autor seinen Akteuren das nicht mehr zumuten, gerade Albert hat eh schon viel zu erdulden.
Wie schon eingangs erwähnt, eigentlich war das Buch nicht ganz mein Thema und vielleicht hat es mich gerade deshalb gefangen genommen. Jetzt vor Weihnachten ist es auch ein guter Geschenketipp. Vielen Dank an Klett-Cotta für die Möglichkeit einen Roman zu entdecken, den ich sonst wohl links liegen gelassen hätte.