2014/09/18

Kunst Verkaufen...

Die Wiesbadener Galerienszene ist wirklich überschaubar. Während man sich andernorts, damit meine ich natürlich Berlin, mit einer Bierflasche in der Hand an so ziemlich jeden Donnerstag und Freitag von Vernisage zu Vernisage hangeln kann, mangelt es hier schon mal grundsätzlich an Freibier und natürlich an den vielen Eröffnungen. Doch anders als in Berlin finden sich bei den Wiesbadener Eröffnungen weniger kunstfreudige Nichtkäufer, die um des Dabeiseins wegen kommen, sondern die Besucher sehen immer aus, als kämen sie als potenzielle Käufer in Betracht.
Vielleicht reifte die Idee Kunstgalerien Rentabilität hin zu untersuchen in Magnus Resch beim Beobachten der Berliner Kunstszene. Nach mehrjähriger Forschungsarbeit in durchaus trüben Gefilden kam er nicht nur zu dem Schluss, dass viele Galerien einfach keinen Gewinn machen, sondern fasste seine Erkenntnisse und die dazugehörigen Lösungsvorschläge in einem Buch mit dem Titel 'Managment von Kunstgalerien' zusammen. 
Galerien sehen sich ungern als Läden, die ein Produkt an den Mann bringen wollen und denen es natürlich darum geht Umsatz zu generieren. Lieber ist den GaleristInnen das Bild des Kunstvermittlers und Vertreters der Künstlern, der dann manchmal eben auch verkauft. Aber genau daraus resultiert nach Ansicht des Autors die Tatsache, das viele Galerien kaum bis gar keinen Umsatz generieren. Auf 130 Seiten fast Magnus Resch das Dilema zusammen und bringt die fehlenden Managementstrukturen auf den Punkt. Gleichzeitig liefert das Buch auch Lösungen, die, anhand von drei Fallstudien nachgewiesen, auch zu messbaren Erfolgen führen und den Gewinn steigern. 
Schaut man sich die Galeristen an, die wirklich erfolgreich am Markt sind und damit neidische Blicke von Kollegen ernten, sind es doch die, deren Charisma und Erfolgswille positive mit Verkäufereigenschaften und Managmentqualitäten einhergehen. Man muss nur mit offenen Augen an einem beliebigen Wochentag von Galerie zu Galerie gehen um die einen von den anderen unterscheiden zu können. In manchen Läden sind die Counter wahre Festungen, hinter denen es sich gut verstecken und abwarten lässt, bis der 'Stöhrenfried' endlich wieder die heiligen Hallen verlassen hat.
Galeristen, den seienden und den werdenden, wird dieses Buch ans Herz gelegt. Und sei es nur um sich Gedanken über die Personalstruktur und -auswahl zu machen. Doch es bietet auch weitere hilfreiche Tipps mit Aussicht auf Erfolg. Die Stunden der Lektüre sind zumindest keine Zeitverschwendung!

Magnus Resch ist Autor, Dozent und Gründer der Plattform Larry's List, einer Datenbank mit Kunstsammlern. Das Buch 'Management von Kunstgalerien' ist erscheinen bei transcript und kostet 24,99 €.

Das Buch wurde vom Verlag freundlicherweise zur Rezension zur Verfügung gestellt.