2013/11/13

Buchtipp: Angezogen Von Barbara Vinken...


Barbara Vinken mag Mode, sie würde sonst wohl kaum Bücher darüber schreiben. Und sie trägt auch selbst gerne die Designer, denen dann ganze Kapitel in ihren Büchern gewidmet werden. Zuletzt konnte man das einem zur Buchmesse erschienenen Sonderheftchen der Zeit sehen, neben einem Interview über ihr neues Buch 'Angezogen – Das Geheimnis der Mode' lies sie sich in ihren Schätzen ablichten und machte eine ziemlich gute Figur. Ja, in der Mode geht es immer auch um den Schein und augenscheinlich vermarktet sich ein Buch über Prada und Co. am besten in Prada und Co. 
Schon nach den ersten Seiten des Buches wurde mir klar, dass ich nicht nur unbedingt ganz schnell weiterlesen möchte, sondern auch, dass ein Bleistift unabdingbar bei der Lektüre sein wird. Der Bogen, den die Autorin spannt, reicht von der Antike bis zur Gegenwart es gelingt ihr aufzuzeigen, worin der Reiz am Spiel mit der Mode liegt. Ver- und Enthüllung treten über die Epochen hinweg in ein permanentes Wechselspiel, welches nichts anderes ist als ein Spiel um Macht, um Freiheit und Unterdrückung. Dabei sind nicht immer nur die Frauen die Unterlegenen, wie man etwas zu sehr pauschalisierend meinen könnte. 
Man kann die Mode nur rückblickend betrachten, weil sie sich nur so in einem Kontext setzen lässt und Zeitenwenden nur nachträglich allumfassend zu bewerten sind. Selbst wenn Barbara Vinken die Mode unserer Zeit betrachtet, sie wird als eine neue, bisher nicht gekannte Sichtbarmachung und gleichzeitige  Entsexualisierung des Beines der Frau definiert, kann dies nur ansatzweise geschehen, weil ein umfassender Eindruck erst möglich ist, wenn eine neue Mode diese abgelöst hat. 
Man erkennt schnell, dass Barbara Vinken Literaturwissenschaftlerin ist und sie auch genau dort Quellen und Belege für ihre Thesen sucht und findet. Ovid, Rousseau, Baudelaire, Zola und viele andere mehr haben über Mode und Moden geschrieben, sie in den Himmel gehoben oder verdammt. Aber keiner hat ihr die Macht abgesprochen oder sie lapidar auf Kleidung reduziert. Vielschichtig werden Beispiele dafür angeführt, die dann dazu führen können, sich aus dem Quellenverzeichnis eine Liste für weiterführende Literatur zusammenzustellen, zumindest aber Lust machen Zola's 'Paradies der Damen' (mal wieder) zur Hand zu nehmen.