bei meinem gestrigen flohmarktbummel stieß auf einen stand mit antiquarischen büchern, eine vielzahl davon mehr oder weniger über trachten.
nun hat sicherlich jeder erst mal ein bild im kopf, dieses zeigt die hinlänglich bekannten volkstümelnden kleidungsstücke aus heimatlich schlagerhaften fernsehformaten. oder aber, sofern der leser in ländlicher region aufgewachsen ist, das was man als volkstracht bezeichnet und heutzutage nur noch an hohen festtagen zum kirchgang getragen wird. was ich aber damit meine, reicht von japanischen holzschnitten mit figuren im kimono bis hin zu einer abhandlung über tartans, dem traditionellen karierten wollstoffen, deren bedeutung und verwendung.
beim durchschauen dieser bücher und beim betrachten der anderen flohmarktbesucher überlegte ich mir welche stellenwert die tracht in der heutigen zeit hat und was man allgemein als die tracht der neuzeit bezeichnen könnte.
es war nicht weiter schwierig diese auf den ersten blick zu sehen, zu erkennen das jeans das alle verbindende element unserer zeit ist. und ich bin sicherlich auch nicht der erste dem dies auffällt, aber wirklich darüber nachgedacht habe ich bisher auch nicht. vielleicht liegt es daran, dass sich dieses material, denn darüber definiert sich ja die gleichnamige hose, in unser alltägliches leben gebrannt hat und nicht mehr wegzudenken ist.
ein mannigfaltiges kleidungsstück das im gegensatz zu vorherigen volkstrachten länderübergreifend funktioniert und alle verbindet.
die farbe und die weithin sichtbare materialbeschaffenheit sind hauptmerkmal aller aus denim geschaffenen kleidungsstücke. immer wieder ist blau die vorherrschende farbe und auf grund der einseitigen färbetechnik, sind unzählige abstufungen möglich.
in den letzen jahren war vor allem abgenutzt aussehendes in mode, man gab den hosen keine zeit mehr selbst eine gewisse patina zu bekommen, sondern kaufte sie gleich mit. die arbeiterkluft entwickelte sich zur uniform vor allem derer, die selbst kaum körperlich tätig sind. als die jeans entstand sollte sie vor allem reißfest und unkaputtbar sein, am besten wohl generationen überleben. meine älteste habe ich im sommer 1998 gekauft, vormals war sie dunkelblau, mittlerweile ist sie sehr ausgewaschen und wurde auch schon mehrfach sehr mühevoll von links geflickt. zum weitervererben müsste sie noch hoffentlich einige jahre überstehen, aber wenn ich den jetzigen zustand betrachte, wird das kaum der fall sein. ich würde sie aber auch um keinen preis aus meinem schrank verbannen.
schaue ich sie mir heute an, finde ich den schnitt wieder ziemlich super, vor ein paar jahren habe ich sie nicht getragen. die hosenschnitte sind wohl das was am meisten dem zetgeist unterliegt oder wiederspiegelt. seit mehreren jahren werden wir von schmalen jungs mit storchenbeinen tyrannisiert, aber auch dieser trend wird einmal vergehen und durch den nächsten abgelöst. man sieht bereits wieder viele weitere formen, jedoch müssen sie zum knöcheln hin schmaler werden, wie die gute alte karotte es vormacht. und wie haben wir diese form vor jahren noch verflucht und als unmode bezeichnet!?
es gibt aber auch den typ mann der seit jahren der immer gleichen form treu bleibt und moden belächelt. 501, der klassiker in der form, und alle ähnlichen modelle anderen firmen können auch zur barbour-jacke getragen werden und sehen so viel erwachsener, aber nicht weniger modisch aus.
später, wenn alle modischen experimente durchgestanden sind, landen wir vielleicht automatisch da? aber solange noch mut und spass an der mode vorhanden sind, kommen erstmal alle noch nicht probierten modelle dran.
mein eigener kleiderschrank bietet so einiges, nicht nur oben erwähntes teil. ich besitze rund 50 hosen und gut 1/3 davon sind jeans. sie variieren von eng bis sehr weit mit bundfalten und kommen alle mal an die reihe, je nach laune. kaum ein waschtag an dem nicht auch jeans mit dabei sind, vor allem lieblinge müssen immer griffbereit sein.
momentan fühle ich mich am wohlsten in zwar schmalen, aber keinesfalls engen modellen. ich kann nicht nachvollziehen wie es bei anderen funktioniert, jeans ohne gürtel zu tragen. bei mir rutschen alle zwangsläufig nach ein paar stunden, was aber nicht an der größe liegen kann. schlecht ist das auch wieder nicht, gürtel rein und ein bisschen auf halb acht ist schon mein ding.
ich habe jeans noch nie abgeschworen, obwohl ich nun auch nicht finde dass sie sich anfühlen wie jogginghosen und unheimlich bequem jede lebenslage mitmachen.
die jeans ist unsere welttracht und unsere uniform. das kleidungsstück, dass wir trotz unstillbarer indivifualitätswünsche überstreifen und so zum teil der masse werden.
gerade habe ich den begriff bei google eingegeben und genau 90.600.000 einträge dazu erhalten. neunzig millionen, und durch diesen beitrag ist es noch einer mehr. der post ist teil der von
two for fashion initiierten
blogparade über den blauen stoff aus dem unsere kleiderträume sind. sinds überhaupt träume oder die öde realität?