Ein Jahr ist es her, dass ich Noah Gordon's Historienklassiker gelesen habe und noch etwas länger, dass ich auf einen Wilmersdorfer Hinterhof zwischen einem Haufen Schaffellen hockte und daraus eine Mantel gebastelt habe. Stellan Skarsgård, in der Rolle des trunkenboldigen Baders, war dann auch mehrmals darin zu sehen...
Mein Dreivierteljahr bei der Theaterkunst in Berlin bot auch die Möglichkeit einen kleinen Beitrag zu diesem Film leisten zu dürfen und heute dann im Kino sehen zu können, was daraus geworden ist. Wieviel Arbeit allein in den Gewändern der 'Studenten' gesteckt hat, mit welcher Akribie alles von Hand hat genäht werden müssen und dann doch wieder ganz anders auszusehen hatte, kann man sich auch nur bruchstückhaft vorstellen, wenn man es nicht selbst miterlebt hat. Thomas Oláh war für das Kostüm verantwortlich.
Allein für die Ausstattung ging ein Großteil des Geldes drauf. Bei 26 zur Verfügung stehenden Millionen Budget ist es ein Wunder, dass der Film durchaus mit von Hollywood produzierten Kostümschinken mithalten kann und optisch zu überzeugen vermag. Der Regiseur Philipp Stölzl verbindet im Medicus schöne Bilder mit einer spannenden und kurzweiligen Handlung. Tatsächlich gibt es keine einzige langweilige Minute, höchstens manchmal etwas zu viel Pathos. Das kann seiner Vergangenheit als Opernregisseur geschuldet sein, und seiner Zusammenarbeit mit Rammstein, Westernhagen und Madonna. Und wenn dann die Sonne über der Wüste aufgeht ist auch der Werbefilmregisseur Stölzl nicht weit.
De Schauspielerriege setzt sich aus Kinoneulingen wie Tom Payne, gestandenen Hasen wie natürlich Ben Kingsley und Stellan Skarsgård und ein paar bekannten heimischen Gesichtern zusammen. Franz Dinda hat einen kurzen Auftritt, Fahri Yardim hätte ich gar nicht erkannt und von Elyas M'Barek hatte ich mir mehr versprochen. Seit 'Fack yu Göhte' ist der ja in aller Munde und darf nun im Medicus an der Pest sterben. Gar nicht gefallen hat mir Emma Rigby, die als Rebecca den Hauptdarsteller hat verzaubern dürfen.
'Der Medicus' ist ein durchaus sehenswerter Film, der gut recherchiert das Mittelalter wiederauferstehen lässt und erfolgreich hiesigen Mittelalterklischees entgegenwirkt. Wenn man allerdings das Buch gelesen hat, wird man enttäuscht sein, weil eben zwangsläufig gekürzt hat werden müssen um den Stoff verfilmen zu können.