2014/01/15

Anna's Museum...


Manche Menschen, sagen wir mal jemand recht unbedeutendes wie Albert Einstein oder Thomas Mann, mussten erst sterben bevor eine Straße oder Plätzchen nach ihnen benannt wurden. Sofern es überhaupt jemals zu geschehen vermag. Bei Anna Wintour ging es ein klein wenig schneller – sie ist nicht nur am Leben, sondern auch ziemlich umtriebig – bereits im Mai, nach einer kleinen Renovierung und damit einhergehenden Modernisierung, wird ganz offiziell aus der ehemals als Costume Institute bezeichneten Modeabteilung des Metropolitan Museums das 'The Anna Wintour Costume Center' geworden sein. Glückwunsch Frau Wintour!
Eröffnet wird der alte Trakt mit neuem Namen mit einer Ausstellung, die das Werk von Charles James huldigt und damit nach Poiret und Schiaparelli einen weiteren großen Designer auf die Bildfläche zurückholt, der von der Modegeschichte und strahlenderen Namen überrollt wurde. Charles James war ein Meister des Trapierens und er schuf Kunstwerke, die selbst seinen Zeitgenossen Christian Dior an Könnerschaft übertrafen. Einzig sein fehlender Geschäftssinn wurde ihm zu Verhängnis, schließlich wollte die zahlenden Kundinnen ihre Kleider auch irgendwann einmal tragen und nicht oft über Jahre vertröstet werden. Teils verlangte er Kleider wieder zurück, nachdem sie für einen Abend ausgeführt werden haben dürfen um weiter daran zu arbeiten. Er starb verarmt, das hatte er mit Paul Poiret gemeinsam. 
Nun also wird sein Werk die erste Ausstellung im neubenannten Museumsteil sein und Anna Wintours Arbeit als Kuratorin, Beraterin und Mentorin fortsetzen. Aber es werden auch immer mehr die Spuren von Diana Vreeland verwischt, die Mode und deren museale Präsentation überhaupt erst auf den Radar der New Yorker Society gebracht hat, jenseits von den eigenen Kleidern natürlich. Hätte nicht eher ihr diese Ehre gebührt?