2013/02/24

Roulettenburg...


Wiesbaden verbucht für sich den Status das Vorbild für Fjodor Dostojewski's 'Der Spieler' geliefert zu haben. Der Dichter, selbst unter der Spielsucht leidend, war nachweislich im hiesigen Casino und  verspielte wohl auch ein kleines Sümmchen. Gestern Abend, es war schon nach Mitternacht, führten wir unseren Besuch ins Kurhaus aus und haben uns für zwei Stunden dem Spiel hingegeben. 
Gott, wir waren schon etwas euphorisch und aufgeregt, waren wir doch noch nie in einem Casino und komplette Neulinge auf dem Feld des Glücksspiels. Wir haben uns in Jackets geschmissen, angemessene Kleidung wird erwartet, und machten uns auf zum Spiel. Wir entrichteten den Eintritt, zeigten unsere Personalien vor und konnten dann endlich in die heiligen Hallen, die aus der ferne eine gewisse Verruchtheit in sich bargen, von nahem betrachtet dann aber schnell für Ernüchterung sorgten. 
Natürlich ist der Rahmen glamousös, im Wiesbadener Casino gingen schließlich nicht nur Dichter ein und aus, sondern auch der deutsche Kaiser und damit auch der Hochadel vor dem ersten Weltkrieg. In den hohen Räumen mit den holzgetäfelten Wänden und den großen Kristalllüstern blinken natürlich keine trivialen Spielautomaten, die wurden in einen Wandelgang ausserhalb des Kurhauses ausgelagert, sondern man spielt Roulette, Black Jack und Poker. 
Von den beiden letzten Spielen haben wir keine Ahnung gehabt, sie standen also nicht zur Debatte, Roulette ist hingegen ein recht überschaubares Spiel und somit war klar, wo wir unser Glück zu suchen hatten. Es dauerte allerdings noch ein wenig bis wir uns dazu durchringen konnten zur Kasse zu gehen und nen Zehner gegen fünf kleine Platikjetons zu tauschen und diese dann ins Spiel zu bringen. Wir taten es dann aber doch und so konnte der Spass beginnen. 
Nun steht man dann an diesen Tischen, ahnungslos erstmal das Treiben beobachtend. In der Hand hat man das Plastik gespürt, aber es dauerte noch etwas bis der erste Jeton auf dem Spieltisch platziert wurde. Dann ging es aber recht schnell, wir gewannen und verloren etwas, teil wars der Einsatz verspielt oder aber er wurde versechsfacht. Wichtig ist letztendlich nur, dass man weiß wann es Zeit zu aufhören ist. 
So ein Spielbankbesuch führt einen auch das Elend vor Augen vor, das einen ereilen kann, wenn man eben nicht rechtzeitig den Weg nach Hause findet. Spielsucht kann man sowohl im Verhalten der Menschen am Spieltisch sehen können, wie auch an den verstörten und gierigen Augen. Mit Glamour hat es wenig zu tun, wenn eine verstörte Asiatin die Hunderter aus den Taschen ihrer leicht angeranzten Bench-Jacke zieht, sie in Plastik umwandelt und dann wild über das Feld verteilt, ohne aber wirklich etwas wieder reinzuholen. Am Ende gewinnt doch immer die Bank!

Wladimir Malakowski 'Roulette',