2012/07/12

Bent...


"He wasn't my friend." Im Zug bringt Maximilian seinen Freund um, immer wieder schlägt er auf ihn ein bis er röchelnd am Boden liegt. Er weint heimlich um ihn, doch gegenüber den Nazis leugnet er die Freundschaft. Alles geschieht unter Druck, Nazi's stehen um ihn herum, lachen und trinken. Und als Zuschauer wird einem schlecht, der Magen verdreht sich spürbar und man will nur noch raus aus diesem Film. "We made love. We were real, we were human. We made love. They're not going to kill us." In der dunkelsten Hölle entwickelt sich trotzdem so was wie Liebe zwischen Max und Horst, der Zeuge der Szene im Zug war und Max eigentlich hasst, weil dieser seine Homosexualität verleugnet. Diese Liebe gipfelt darin, dass beide nur mit Worten Sex haben. Und dann schneit es.
1997 verfilmte der Brite Sean Mathias das gleichnamige Theaterstücke, welches die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich thematisiert. Und in der Tat erinnern die Sets immer wieder an eine Bühne auf der die Protagonisten agieren und die Intensität ihres Spiels noch verstärkt wird. Clive Owen spielt die Hauptrolle in diesem kammerspielartigen Trauerspiel um Freundschaft und Liebe, aber auch um Gewalt und Unterdrückung. Vielleicht weil alles so klein und intim inszeniert wurde, verdichtet sich die Aussage. Nichts lenkt nach geraumer Zeit mehr von den Menschen ab, es ist nur noch Spiel und Ausdruck.
Der Film ist nicht wie die üblichen Filme, die den Schrecken und die Gewalt versuchen darzustellen. Tatsächlich ist er für mich nachvollziehbarer und spürbarer als 'Schindlers Liste' oder 'Der Pianist', aber geht auch tiefer und hinterlässt ein sich nicht wirklich gut anfühlendes Kribbeln, dass sich vom Magen aus Richtung Hals bewegt je weiter der Film fortschreitet.
"In think I love you. I Think I loved him too... What's wrong with that?" Damit ungefähr endet der Film und zumindest ich bin verstört und froh in einer Zeit und einer Metropole zu leben, die abgesehen von dümmlich unbedachten Altagshomophobien doch ziemlich tolerant ist. Kaufen muss man das Werk auch nicht gleich, bei Youtube findet man ihn zerschnitten in sieben Teile. Anschauen lohnt sich, sofern man ihn noch nicht kennt.