Ein großes Lob muss man Arte erstmal dafür aussprechen, dass sie Sendungen kompakt ausstrahlen und so ein Thema dicht und spannend präsentieren. Mit 'Photo For Life' ist es ihnen in meinen Augen noch dazu gelungen Dokumentation mit Realityformaten zu kreuzen und sogar noch ein bisschen Castingshow einzubauen, ohne den fauligen Beigeschmack des Privatfernsehens mit zu übernehmen. Die Sendung hat sich einfach von Anfang bis Ende gut anschauen lassen und das ohne die Akteure vorzuführen, ganz im Gegenteil.
Im Sommer startete Arte den Aufruf junge Fotografen könnten sich für einen Workshop mit dem Meisterfotografen Oliviero Toscani bewerben und dann zusammen mit ihm verschiedene Themen erarbeiten. Um die 600 Arbeiten wurden eingereicht und sechs junge Leute hatten nun die Möglichkeiten von Toscani zu lernen.
Drei Deutsche, ein Österreicher und zwei Franzosen wurden ausgesucht und stellten sich Aufgaben wie Dokumentation, Modefotografie oder Werbung. Immer angeleitet vom bisweilen ungeduldigen und manchmal strengen Meister, dessen kritischer Blick vor allem gegen Belanglosigkeit vorging. Es gibt keine Ausreden, Oliviero Toscani sucht in jedem Bild etwas, das 'das Menschsein' ausdrückt.
Besonders spannend fand ich vor allem zwei Aufgaben, einmal das Thema Modefotografie und dann noch den kleinen Exkurs zum Thema 'Schönheit'. Für das Modeshooting bekamen die Kandidaten Models mit Kleidern von Jean Charles de Castelbajac zur Verfügung gestellt und sollten die 'Parisienne' ablichten. Das beste Foto zierte dann den Titel des Arte Magazins im November (siehe oben). Bei der anderen Aufgabe ging es darum die Schönheit im alltäglichen zum Vorschein zu bringen, als Kulisse diente der Boulevard de Belleville.
Es gab keine wirklichen Gewinner bei der Sendung, die Kandidaten wurden nicht in Konkurrenz zu einander gesetzt. Gewonnen haben sie ja schon dadurch, dass sie mit Oliviero Toscani haben arbeiten dürfen. Es ist also nicht wirklich nachvollziehbar warum sich einer der Teilnehmer schon nach zweiten Sendung verabschiedete, noch dazu mit lahmen Ausreden und der Vorstellung schon weiter zu sein als die anderen. Es gab also zumindest einen 'Verlierer'.
Ich rate jedem die Sendung anzuschauen, bei Arte +7 sind alle Folgen mindestens noch bis Montag zu sehen. Man lernt auch als Zuschauer etwas, nämlich einen schärferen Blick. Und man lernt den Fotografen Oliviero Toscani schätzen und versteht, warum seine Arbeiten sind wie sie sind.