Nixen und Meeresgetier, Fabelwesen wie auch Bestien, dienten als Inspiration für die schönsten Kleider des kommenden Sommers. Eine schier überbordende Fülle an Kreativität und handwerklichen Können lies Kollektionen entstehen, die vielleicht stellenweise etwas weniger tragbar sind als andere, aber dafür eine unheimliche Schönheit in sich bergen.
Man kommt nicht umhin über die Wiederbelegung des Labels Paco Rabanne zu sprechen, für dessen Kollektion nun Manish Arora zuständig ist. Die DNA von Rabanne, der technoide Charme der 1960-er Jahre und Figuren wie Barbarellla sind klar in der Kollektion erkennbar. Doch kommt das ganze sehr modern daher, was sich in den Schnitten besonders zeigt. Die Kleider und Tops aus schuppenartig zusammengefügten Blättchen macht die Trägerin zu einem versilberten Krokodil. Das Material schniegt sich durch seine Flexibilität an den Körper. Im Gegensatz dazu wirken andere Kleider fast wie Panzer, wie Rüstungen für Amazonen gemacht. Die Hüte von Philip Treacy unterstützen diese Wirkung noch.
Der zweite Teil der Kollektion erinnert an die Kleiderkunstwerke eines Roberto Capucci. Seine Faltenwürfe und Plissees machten Kleider zu Skulpturen. Arora gelingt es die metallenen Stoffe zu verstörend schönen, scharfkantigen Kleidern werden zu lassen.
Das passende Set um eine Unterwasserstimmung zu vermitteln schufen die Damen und Herren von Chanel. Das Karl Lagerfeld seine Kleider nicht irgendwo und irgendwie zeigt, ist mittlerweile klar – alles ist ein Statement. Und wenn die Kulisse einem ein Korallenriff vorgaugelt, bildet man sich schnell ein die Models wären Fische, Quallen und anderes Getier. Chanel bleibt doch aber am Ende immer Chanel; kleine Tailleurs (gähn), viel zarter Chiffon und Federn (gähn), Pastells (gähn). Gegen Ende der riesigen Schau in zugegebenermassen imposanter Kulisse entstieg dann Florence Welch einer Muschel und sah der Venus von Botticelli nicht wenig ähnlich. Natürlich war sie ein Überraschungsgesangsact, Mode und Deko waren noch nicht genug Entertainment.
Aber noch eine zweite Kollektion gaukelte irgendwie vor Chanel zu sein, nämlich Louis Vuitton. Kleine Tailleurs, viel zarter Chiffon und Federn, Pastells. Eine Hommage? Oder gar eine Persiflage? Selbst das Set, ein Karussell mit hölzernen Pferdchen gab es ähnlich auch schon mal. Insgesamt ist es aber eben alles einen Ticken cooler, weniger hölzern und aufgesetzt. Und auch ein bisschen See findet sich in dem ein oder anderen schimmernden Kleid. Man könnte Marc Jacobs nun Ideenlosigkeit vorwerfen, doch sicherlich macht gerade er nicht ohne Hintergedanken!?
Giambattista Valli und Valentino hatten eigentlich auch kein Meeresthema, lassen sich aber trotzdem gut in die Schublade stecken. Der eine, weil seine Cocktailkleider an Fische erinnern und Valentino, weil die Models wie Wassernymphen aussehen und das Netz, in dem sie gefangen werden können, gleich mitbringen.
Und dann ist da noch Sarah Burton's Kollektion für Alexander McQueen. Ihre Kleider sind einfach wunderschöne Kunstwerke, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Sie haben keinen Anfang und kein Ende, sind wie ein zarter Windhauch die vorüberhuscht. Insgesamt hat Burton vor allem der Marke einen weiteren Aspekt hinzugefügt, der unter Alexander McQueen manchmal nur schwer auszumachen war: Zerbrechlichkeit. Seine Frauen waren hart, hatten selbst wenn sie in einem Blumenmeer zu schwimmen schienen Ecken, die tiefe Wunden hinterliessen. Burton's Kleider sind selbst zerbrechliche Wesen und entstammen vielleicht einem Wesenszug, der vorher unterdrückt oder versteckt wurde.
Der Sommer wird spannend, unterschiedliche Frauentypen werden gezeigt und wie immer gibt es nicht den einen Trend, sondern viele Möglichkeit.
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Paco Rabanne
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Alexander McQueen |
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Giambattista Valli |
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Louis Vuitton |
Headerbild Screenshot aus dem tschechischen Märchenfilm 'Die Kleine Meerjungfrau', restliche Bilder via
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