Melissa Drier ist eine Institution in der Berliner Modeszene. Seit 1985 ist die aus New York stammende Journalistin in Berlin und schreibt von hier aus für das renommierte Fachblatt Womens Wear Daily. Heute Abend wird sie im Begleitprogramm der Ausstellung 'Visions&Fashion' zusammen mit Adelheid Rasche über Modebilder sprechen und diese analysieren.
Ort: Vortragssaal vom Kulturforum
Zeit: 19:00 Uhr
Und so wars: Der gestrige Talk zwischen Melissa Drier und Adelheid Rasche hatte viel Konkurrenz in der Stadt, Fashions Night Out und dann noch die Kunstmessen, nichtsdestotrotz haben sich Modeinteressierte versammelt um den Ausführungen Drier's zu lauschen. Und es gab auch viel zu lachen.
Im ersten Moment vermutet man hinter dem Talk die immer gleichen Diskussionen um zu magere oder zu junge Models, aber glücklicherweise war dem nicht so. Nicht dass diese Themen keine Relevanz haben, ganz im Gegenteil, aber es wäre doch auch ein bisschen öde gewesen schon wieder eine Meinung dazu zu hören. Stattdessen ging es ganz allgemein um Modebilder und deren Aussage, und auch um deren künstlerische Relevanz.
Zeit: 19:00 Uhr
Und so wars: Der gestrige Talk zwischen Melissa Drier und Adelheid Rasche hatte viel Konkurrenz in der Stadt, Fashions Night Out und dann noch die Kunstmessen, nichtsdestotrotz haben sich Modeinteressierte versammelt um den Ausführungen Drier's zu lauschen. Und es gab auch viel zu lachen.
Im ersten Moment vermutet man hinter dem Talk die immer gleichen Diskussionen um zu magere oder zu junge Models, aber glücklicherweise war dem nicht so. Nicht dass diese Themen keine Relevanz haben, ganz im Gegenteil, aber es wäre doch auch ein bisschen öde gewesen schon wieder eine Meinung dazu zu hören. Stattdessen ging es ganz allgemein um Modebilder und deren Aussage, und auch um deren künstlerische Relevanz.
Werbung, Editorial, Red Carpet und Street Style waren die vier großen Komplexe, in die die Bilder grob eingeteilt wurden und dann eingeschätzt wurden. Melissa Drier arbeitet seit 25 Jahren für WWD und insgesamt seit 35 Jahren in diesem Business. In dieser Zeit hat sie viel Erfahrung gesammelt und unzählige Bilder gesehen. Gleich zu Beginn bemängelte sie, dass die Laufsteg Bilder heute alle gleich aussehen. Immer wird der Look frontal abgelichtet, selten ergeben sich wirklich spannende Bilder dadurch. Richtig sichtbar wird das, wenn man sich die alljährlichen Trendbeilagen anschaut und schnell gelangweilt ist von dem dargestellten. Auch die Bilder von Prominenten wurden schnell abgehandelt: "Celebrity heißt nicht, dass es Mode ist." Viele Magazine kommen zwar ausschließlich mit solchen Bildern aus und deklarieren das Getragene dann als Mode, in Wirklichkeit sind es aber oft schlecht sitzende Kleider, die nicht mit der Trägerin gemein haben. Streetstyles sind da ehrlicher.
Richtig spannend wurde es als es dann um Editorials und Werbung ging. Gleich zu Beginn wurde die Strecke mit Claudia Schiffer in der August-Vogue unter die Lupe genommen und kam gar nicht gut weg. Natürlich steht die Schönheit der Schiffer ausser Frage, doch sicherlich war Drier nicht die einzige die "Not again" dachte beim Anblick des Titels. Das SM-Thema ist in ihren Augen ein Füller für das Sommerloch, Sex verkauft sich halt irgendwie immer. "August is sex month", so Drier. Genauso wie Juni und Juli Bademonaten und Safari rausgekramt werden. Leopardenkleider am Pool und Safarijacken im Wüstenszenerien werden seit den späten 1960-ern immer wieder gemacht, und keiner kanns mehr sehen.
Aber natürlich gab es auch Beispiele für Strecken die gelungen sind. So zum Beispiel David Fischer's Bilder von Scott Matthews für das Zitty Modebuch. "Evocative" nennt Drier diese, womit sie fraglos recht hat. Man schaut sich die Bilder gerne an, weil sie Stimmungen vermitteln und nicht nur Mode abbilden. Genauso verhält es sich mit einer Strecke in Acne-Paper von Julia und Hannes Hetta. Die Fotos erinnern an Gemälde des 16. Jahrhunderts, wobei die Mode nur unterstützend wirkt und trotzdem nicht an Relevanz verliert.
Mit Werbung verhält es ähnlich, vieles ist Mist und nur wenige Sachen sind herausragend. Zur aktuellen Bally-Kampagne meinte Drier: "It's fake, but it's not funny fake". Vor allem meinte sie damit einen Look, der Glamour suggerieren soll, aber schon tausendfach vorher genauso umgesetzt wurde. Frauen auf Sofa's mit toupierten Haaren gab es bei Versace schon, und später bei Escada. Zu Bally passt er aber keinesfalls. Und über die Givenchy-Kampagne urteilte sie hart, aber treffend: "Does anyone have gun?" Letztendlich kann man sagen, dass Modefirmen mit Werbung oft ein Image produzieren wollen, dass gar nicht zur Marke passt und dann am Ende Müll rauskommt.
Das waren nun nur ein paar Beispiele, sowohl was die Bilder angeht, als auch was den Witz und den Esprit von Melissa Drier betrifft. Es waren 90 Minuten, die schnell vorbeigingen und nicht nur unterhaltsam waren, sondern auch informativ. Gerade wo unsere heutige Auseinandersetzung mit Mode fast ausschließlich über Bilder funktioniert. Im Publikum, das diesmal vom Alter her sehr gemischt war, saßen dann auch ein paar Damen die sich die Modefotografie eine F.C. Gundlach zurückwünschen, ein paar nette und adrette Posen, das wurde in der nachfolgender Fragerunde klar. Dafür hatte Melissa Drier aber nur ein müdes Lächeln übrig...
Bild via Sugarhigh