2011/09/30

The Great Gatsby - Ein Goldenes Flimmern...


Mehr zum aktuellen Gatsby-Film mit Leonardo Dicaprio gibt es hier, der nachfolgende Text bezieht sich auf die Version von 1972 mit Robert Redford.

Mit Autos kenne ich mich wenig aus, ich kann sie einzig nach ästhetischen Aspekten beurteilen. Der gelbe Rolls Royce ist ein Traum, wenn er auch direkt am tragischen Ausgang des Filmes beteiligt ist. 
Dreimal habe ich mir 'The Great Gatsby' innerhalb der vergangenen zwei Tage nun angeschaut und komme noch immer nicht aus den Staunen heraus. Die Eleganz des Filmes und dieses Funkeln wie Champagnerperlen lässt einen wünschen doch nur für einen Augenblick Teil des Films zu sein und als Gast eine von Jay Gatsby's Party's mitzuerleben. Klar, mit all der vorherrschenden Oberflächlichkeit. Das ist ja am Ende auch die Moral der Geschichte, es bleibt nichts übrig ausser der schöne Schein und die hohlen Gestalten. Und Einsicht, die Nick Carraway recht früh gewinnt: "Wir sollten unsere Freundschaft einen beweisen, wenn er lebt. Wenn er tot ist, nützt sie ihm wenig." Daisy hingegen denkt anders, ihr größter Wunsch ist, dass aus ihrer Tochter ein 'hübsches Dummchen' wird. Da treffen zwei Welten aufeinander, deren Ideale nicht unterschiedlicher sein könnten.
Kennt eigentlich jeder den Film? Bin ich der Einzige, der erst knapp 30 Jahre alt hat werden müssen, um dieses wunderschöne Stück Filmgeschichte zu entdecken? Ich will die Handlung nur kurz anreißen: Die Geschichte wird aus der Perspektive von Nick Carraway erzählt. Eines Tages mietet er sich ein Haus in direkter Nachbarschaft zum Anwesen von Jay Gatsby. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, in Sichtweite quasi, wohnt Daisy Buchanan mit ihrem Mann Tom. Später stellt sich heraus, dass Daisy und Jay einmal ein Liebespaar waren, Daisy dann aber den wesentlich reicheren Tom geheiratet hat. Es wird zum Ende des Films hin klar, dass Jay's ganzes Streben nach Geld und Macht nur dazu diente Daisy vielleicht doch noch für sich gewinnen zu können; sie mit seinem Reichtum, der Kleidung, den Party's und dem Haus zu beeindrucken. Dann gibt es noch ein eine Tankstelle betreibendes Ehepaar, Myrtle und Georg Wilson. Und die schöne und selbstbewußte Jordan Baker, die durchaus Endruck auf Nick macht.


Wie schon am Anfang des Post's erwähnt, spielen Autos eine nicht unbeachtliche Rolle im Film. Der gelbe Rolls Royce und ein anderer blauer Wagen. Auch das Fahren wird immer wieder angesprochen. F. Scott Fitzgerald setzt Automobile ein, um Luxus und den voran strebenden Geist der Epoche darzustellen. Geschwindigkeit ist ist eine großes Thema. Tragisch dann eben auch, dass dieses schöne gelbe Auto Myrtle Wilson überfährt. (Mehr zu den Autos in den Geschichten von F. Scott Fitzgerald gibt es übrigens bei Silvae. Lesenswert!)


'The Great Gatsby' ist ein Film, der in modischer Hinsicht seinesgleichen sucht. Gerade was die Eleganz der männliche Darsteller angeht, all die wunderschönen Anzüge und Accessoires. Ganze Markenphilosophien fussen auf diesen Film, Ralph Lauren zum Beispiel. Sei es die Polo oder die Purple Linie, wenn man sich kleiden möchte wie Jay, Nick und Tom findet man bei Lauren die entsprechenden Versatzstücke. Und ich meine jetzt nicht die übergroßen Logo-Polos, die braucht ja echt niemand. Nein, zweireihige Westen und tolle Sportjacken mit Falten im Rücken. Aber nicht die englische Version aus schwerem Tweed, obwohl die auch sehr schön sind, sondern leichte aus Leinen und Baumwollpiqué.
Wer allerdings die richtigen Hemden sucht, wird bei Turnball & Asser fündig. Das weiß ich nicht nur, weil Jay Gatsby einen Personal Shopper in London beschäftig, es steht auch ganz groß auf den Kartons in seinem Kleiderschrank. Eine frühe Version von Schleichwerbung? Sicherlich, doch gleichzeitig hätte jeder gerne ein Dutzend dieser pastellenen Wolken, die so herrlich im Zimmer umherfliegen!? Weiß, Hellblau und Rosa, welche mit rundem Kragen und solche die mit einen metallenen Steg verbunden werden und so den Krawattenknoten anheben.

Dries van Noten / Garath Pugh

Wie schon bei 'Gattaca' habe ich ein paar moderne Entsprechungen für die Looks der Protagonisten herausgesucht. Allerdings nicht für Jay Gatsby und Daisy Buchanan, sondern für den sympathischen Nick Carraway und die wunderschöne Jordan Baker. 
In Nick kann man sich verlieben, einfach weil er die Dinge klar sieht und seine Umwelt auch bewußt aufnimmt. Er ist ein Zuschauer, und doch gleichzeitig mittendrin. Er trägt eigentlich schönere Kleider als Jay Gatsby, weil sie mehr leben beinhalten und weniger dazu angelegt wurden um zu beeindrucken. In einer Szene erscheint auf einer Party und trägt statt wie alle anderen Smooking oder Frack einen wunderschönen marineblauen Blazer mit zwei Knöpfen. Dazu eine weiße Hose und eine wunderschöne Krawatte mit abwechselt blauen, weißen und beigen Streifen. Oder aber sein Freizeitlook bestehend aus einem beigen Kaschmirpullover und einer hellen Hose. Die Mode von E. Tautz würde ihm genauso gut stehen, wie der Abendanzug von YSL. Vielleicht kann ich mich deshalb so gut mit ihm identifizieren, weil er im Film 30 wird und dies auch bei mir bald der Fall sein wird.
Und Jordan? Sie ist modern und nicht puppenhaft, dümmlich wie Daisy. Sie würde problemlos in die heutige Zeit passen. Für sie stehen die Looks von Dries van Noten und Gareth Pugh.

E. Tautz / YSL

2012 wird es ein Remake gehen. Baz Luhrman nimmt sich des Stoffes an und Leonardo DiCaprio wird in der Rolle des Jay Gatsby zu sehen sein. Daisy wird gespielt von Carey Mulligan und Nick von Tobey Maguire. Man kann gespannt sein, was rauskommt. Nichtsdestotrotz aber gehört die Version von 1974 mit Robert Redford in der Hauptrolle durchaus zu den Filmen, die man in der Bibliothek stehen haben sollte.

Bilder der Looks von Style.com