Noch nicht einmal 24 Stunden ist es her, dass John Galliano offiziell nicht mehr für Christian Dior tätig ist. Da die Mode aber Zyklen unterworfen ist und spätestens im Juni ein neuer Chefdesigner das Haute Couture Defilee zu beenden hat, habe ich mögliche Kandidaten ausgesucht.
Auswahl Kriterien waren neben Talent und bisher gezeigten Leistungen, auch Reverenzen. Natürlich würde man sich auch ein frisches, unbekanntes Gesicht wünschen, ihm/ihr eine Chance geben wollen. Nur ist kaum vorstellbar, dass die Männer hinter der Marke Risiko eingehen wollen oder können. Schließlich gilt es fürs erste einen Imageschaden zu reparieren und das geht am besten mit jemanden vom Fach und mit Erfahrung.
Eine meiner Wunschkandidatinnen wäre Alessandra Facchinetti. Aber sie ist so unwahrscheinlich, dass sie in der nachfolgenden Liste gar nicht auftaucht. Wer das ist? Sie zeichnete vor gut drei Jahren für Valentino verantwortlich und hat zumindest in meinen Augen bewiesen, dass sie versteht was Couture bedeutet. Auch ihre Ready-to-Wear gefiel mir sehr. Allerdings wurde sie dann ein Opfer der Wirtschaftskrise. Einbrechende Umsätze wurde eher ihr zu Lasten gelegt, als der wirtschaftlichen Lage.
Ich glaube nun nicht, dass diese Auswahl für Sidney Toledano und Dior von Relevanz sein wird, aber das hielt mich schon bei meiner Bundespräsidentenkandidatenauswahl nicht ab. Hier nun meine Vorschläge:
Riccardod Tisci zählt zu den Favoriten. Seine Berufung wäre in sofern nicht überraschend, dass John Galliano ebenfalls vor seiner Arbeit für die Dior Givenchy verantwortete. Ebenfalls für Tisci würde sprechen, dass er schon Erfahrung in der Haute Couture hat sammeln können und dieser Job eine Krönung seiner Arbeit wäre.
Gleichzeitig würde es auch ein Verlust an Freiheit bedeuten für Dior verantwortlich zu zeichnen. Dior ist das Kronjuwel von LVMH und der rigorose Umgang mit der Galliano-Affaire zeigt wie wichtig das Label ist. Tisci ist radikaler, weniger kommerziell schick. Die Dior Kundinnen würden seine Art von Eleganz vielleicht nicht recht zu würdigen wissen. Und auch bei zu geringen Renditen hat Toledano sicherlich eine Zero-Toleranz Grenze.
Alber Elbaz schaffte es Lanvin wieder ganz nach oben zu bringen, sicherlich würde ihm das auch spielend bei Dior gelingen. Bei ihm bestünde in meinen Augen die geringste Gefahr zu scheitern.
Haider Ackermann wurde bereits von Karl Lagefeld rein hypothetisch für Chanel in betracht gezogen, wenn das mal kein Adelsprädikat ist. In wie weit er allerdings so kommerziell arbeiten kann, dass alle bei Dior zufriedengestellt werden, sei dahingestellt.
Auch Hedi Slimane wurde wieder ins Spiel gebracht. Ich glaube allerdings hier am allerwenigsten dran. Slimane hat zwar die Männermode revolutioniert und den Look der Jahrtausendwende kreiert, aber nie Frauenmode gemacht. Von Couture ganz zu schweigen.
Olivier Theykens ist meiner Ansicht nach der Favorit. Seine Kollektionen für Nina Ricci und Rochas waren wunderschön und kamen nah an Couture heran. Das Genick brach ihm wohl hauptsächlich, dass seine Kleider zu teuer waren und sich keine Kundinnen fanden. Das dürfte wohl kaum bei Dior passieren, ganz im Gegenteil.
Mein letzter Tip und ein wirklicher Aussenseiter ist Marios Schwab. Der Londoner Designer bringt in seinen Kleider jenen Zauber zum Ausdruck, den man auch bei einem Alexander McQueen (oder eben bei John Galliano) finden konnte. Kaum auszudenken was herauskommen könnte, würde man seine Kreativität und sein Know How mit der Handwerkskunst der Dior'schen Ateliers paaren.
Da ich nun nicht alleine meine Mutmassungen in die Welt schleudern möchte, habe ich am rechten Bildrand eine Umfrage platziert. Bis zum Sonntag kann gevotet werden.