2010/05/10

Blogkritik: Les Mads...


Ich möchte kurz, bezugnehmend auf die bei Les Mads losgetretene Diskussion, ein paar Gedanken über meine Sicht auf das Bloggertum äußern. In den letzten Tagen hat dies doch recht viel Staub aufgewirbelt und zu so manch kritischer, aber auch teilweise sehr verletzenden Äusserungen gegenüber einer der Autorinnen des schon genannten Blogs geführt. Es war nicht meine Absicht Julia Knolle absichtlich vorzuführen. Es war kein kalkulierter Angriff, obwohl ich mir durchaus bewusst war, was ein Kommentar bewirken kann. Lediglich ging es mir darum, ihr ein Statement abzuverlangen.
Ich schätze die Arbeit die in Les Mads steckt und bewundere die Leistung von Julia Knolle und Jessica Weiß, sowie auch der beide anderen Autorinnen, sehr. Nicht umsonst haben sie eine große Leserschaft und sind für ihre Arbeit ausgezeichnet worden. Ich kann aber gerade deshalb nicht verstehen, warum sie sich der Verantwortung und Wirkung von geäußerten Meinungen nicht bewusst sind. "Ich weiß nicht in wie weit wir aktiv Trends bestimmen oder auf die Leser Einfluss nehmen, wir schreiben ja nur und bekommen kaum was von den Lesern zurück.", so Julia Knolle bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Tagung 'Die Räume der Mode' auf die Frage wie sie ihre Rolle als Bloggerin einschätzt.
Blogs sind nicht zu unterschätzende Meinungsmacher die zum Erfolg oder Misserfolg von Firmen oder Ideen beitragen. Blogger haben die Verantwortung jegliche Kritik genau zu überdenken, sorgfältig zu formulieren und dann auch zu begründen. Keinesfalls sollte diese aber beiläufig und zusammenhanglos eingestreut werden.
Blogs sind subjektive Medien. Sie leben ausschließlich von der Sichtweise des Schreibenden. Natürlich sollen sie auch kritisch sein und nicht nur Schönes aufzeigen, denn genau dadurch werden sie spannend. Les Mads hat im Gegensatz zu den meisten Bloggern nicht nur eine höhere Aufmerksamkeit bei der Leserschaft, sondern auch das Privileg Zugang zu Orten zu bekommen, die nicht üblicherweise Bloggern offen stehen. Gerade dann erwarte ich eine tiefere Auseinandersetzung, positive und negative Aspekte betrachtend, mit Mode im allgemeinen und mit Produkten und der Industrie im speziellen.
Julia Knolle hat nun aber Gegenteiliges verlauten lassen, und schreibt bez. der Kommentare die ihre Art Kritik zu äussern bemängeln: "... (ich) werde in Zukunft bei Missgefallen verstummen, auf die Gefahr hin, dass hier eine homogene Masse entsteht." Die ist kaum als angemessene Reaktion zu werten, sondern eher als Trotz. Sie hat nicht verstanden, dass die Kritik an ihrer Meinungsäusserung (ich spreche hier ausschließlich für mich selbst) nicht böswillig gemeint war, sondern als Wunsch nach qualitativ guter Wortwahl und Wahrung eines gewissen Respekts. Das Wort "scheußlich", wie auch das Unterstreichen der Wortwahl durch durchstreichen und korrigieren (siehe Bild), hat auch bei subjektiver Kritik nichts zu suchen, sondern ist schlicht respektlos und arrogant. Eben habe ich erfahren, dass auch der Respekt gegenüber den Lesern nicht sonderlich hoch angesetzt ist. Den passenden Twittereintrag habe ich leider nicht gefunden, aber die Diskussion in den Kommentaren lässt einiges erahnen.
Auch für das Gelingen von zwar subjektiver und kritischer, aber nie respektloser, Meinungsäusserung möchte ich ein Beispiel nennen. Modepilot, bzw. eine Vielzahl von SchreiberInnen, liefert eine sehr persönliche Sicht auf Labels und Trends ohne diese zu diskreditieren. (Dieses Blog steht stellvertretend für eine Vielzahl guter Blogs.)
Ich wünsche mir, und versuche auch selbst diesem Wunsch gerecht zu werden, dass sich Blogger selbst mehr in die Pflicht nehmen und sich ihrer Rolle nach besten Wissen und Gewissen bewusst werden. Ein eigenes Blog zu schreiben, es sei dabei unerheblich ob es 10 oder 1.000 Besucher lesen, bedeutet zu überlegen welche Wirkung Meinung haben kann bzw. hat und sich dieser Wirkung beim Schreiben bewusst zu sein.

Sceenshot von Les Mads