2010/03/16

Hinter Den Bergen II...

von paul peschke



Es bestand also der Wunsch, die Reise auf der kleinen Mautstraße in den Bayrischen Alpen fortzusetzen – bis zum heimeligen „Kranzbach“ von Mary Portman und Ilse Crawford sind wir ja schon gekommen. Und eigentlich ist es auch sehr schön hier, dennoch wird der Mensch ja von Neugier getrieben ...
Schauen wir also weiter: Straße, Loipe, Wanderweg – sie alle führen durch dunkle Nadelwälder über eine kleine Wasserscheide weiter „in die Elmau“, wie die Einheimischen gerne sagen, ein weiteres Hochtal, breit, eben, mit Wiesen und schlanken Fichten und Heustadeln und umrahmt von den Zacken und Spitzen des Zugspitzmassivs.
Wie schon auf der Kranzbachwiese wird man hier abermals überrascht von einem besonderen Bau, dessen stolzer grünspanbedachter hoher Turm ein wenig an alte norddeutsche Kirchen erinnert: An der breitesten Stelle des Tals steht das „Schloss Elmau“, 1916 von Johannes Müller, einem aus Sachsen stammenden protestantischen Theologen und Doktor der Philosophie mit finanzieller Unterstützung von Elsa Gräfin Waldersee erbaut – mit einer ähnlichen Zielsetzung wie es einst unsere englische Adelstochter Mary Portman für ihr kleines Herrenhaus vorgesehen hatte: ein Rückzugsort zum (Nach-) Denken, für Freunde, Gleichgesinnte.
Im Gegensatz zum pittoresken „Kranzbach“ mit seinen dezent hinzugefügten Anbauten der Neuzeit ist das denkmalgeschützte Schloss Elmau ein recht wuchtiges Ensemble mit großen Nebengebäuden und einer teils moderneren Fassade – die Folge eines Großbrands im Sommer 2005. Auch hat sich dieses Haus inhaltlich etwas anders platziert: Als „Luxury Spa & Cultural Hideway“ ist Schloss Elmau „a Member of The Leading Hotels of the World“, und es bietet neben allen selbstverständlichen Annehmlichkeiten von Häusern dieser Kategorie auch Klassik- und Jazzkonzerte, Lesungen und andere Events – zum Teil mit hochkarätigen internationalen Künstlern. Sogar „Edutainment für Kinder“ offeriert man hier hinter den Bergen in luxuriösem Ambiente.


Ein Stückchen weiter, ganz am Ende des Talbodens steht schließlich noch das „Alpengut Elmau“: Der authentische Gasthof ist ein beliebtes bodenständiges Ausflugsziel mit guter bayrischer Küche für die Gäste der beiden geschichtsträchtigen „feinen Hotels“, die an der hier endenden Mautstraße liegen.
Wenn der Schnee getaut ist, kann man die Entdeckungsreise fortsetzen, aus dem Tal heraus vom Alpengut hinauf zum „Schachen“ wandern – wie einst König Ludwig II. von Bayern, dem touristische Highlights wie das Schloss Herrenchiemsee („Versailles für Bayern“) oder das Schloss Neuschwanstein („Inspiration für Disney-Märchenschlösser“) zu verdanken sind. Dort oben steht ein weiteres Beispiel der – nennen wir es einmal vorsichtig – Bautätigkeit dieses speziellen Monarchen: auf knapp 1900 Metern Höhe ließ er, der der Jagd nichts abgewinnen konnte, ein Jagdschlösschen aus Holz, im Schweizer Chaletstil errichten. So finden die architektonischen Überraschungen unserer kleinen magischen Mautstraße dort oben hochalpin mit dem Königshaus am Schachen ihren Abschluss.