leserkommentare führen einen im besten falle zu spannenden blogs und man ist gefesselt vom dort gezeigten/geschriebenen. so kam ich auch auf maximilian becker, einen in der schweiz lebenden fotografen, der seine umwelt sehr treffend einfängt und mit seinen bildern geschichten zu erzählen* vermag.
wie kommst du zur fotografie und wo findest du deine motive/themen? welche themen wecken besonders dein interesse?
Fotografieren wollte ich eigentlich schon immer, habe mich aber zunächst nicht herangetraut, bis ein Freund mir empfohlen hat es doch mal mit einer "einfachen" Digitalkamera zu probieren. Er meinte, die seinen ja nicht teuer und man sieht sofort, wie die Ergebnisse sind, ob es einem Spass macht und wie oft man sie benutzt. So begann ich dann meine Umgebung zu erforschen und hatte recht schnell ganz anständige Ergebnisse (natürlich auf einem bescheideneren Niveau). Nach gut 2 Jahren - bezeichnenderweise war das in der Zeit, wo ich mich wegen des vorherigen Studiums** in einer persönlichen Krise befand- habe ich mich viel mehr damit beschäftigt und eine neue, viel bessere Digitalkamera gekauft.
Viele Freunde von mir spielen in Bands, arbeiten als Grafiker, fotografieren, malen oder legen elektronische Musik auf etc.! Durch sie bekommt man natürlich immer Zugang zu Räumen, die einem normalerweise verschlossen bleiben (z.B. Backstage / hinterm DJ- Pult / Festivals etc.). Das ist auch eine Szene und eine Ästhetik, die mir sehr nahe liegt und die mich bis heute stark interessiert.
Durch einige von ihnen bin ich mit meinen Klinik- Bildern zu einer Ausstellung von jungen Künstlern hier in Zug letzten August eingeladen worden. In diesem Zusammenhang, d.h. an der Vernissage, dem Rahmenprogramm etc., habe ich noch mehr Künstler und kreative Leute kennengelernt, mit denen ich momentan an verschiedenen Sachen arbeite, weil ich die Kombination von Ideen aus versch. Disziplinen sehr anziehend finde.
woran arbeitest du momentan? was wird in zukunft von dir zu sehen sein?
Unter anderem mache ich als Langzeit- Projekt eine Doku über die lokale "Alternativ- Szene", d.h. Leute portraitieren, die dort aktiv oder zentrale Figuren selbiger sind (Bands, einfach engagierte junge Leute, DJs etc.). Ich hoffe, dass dies bis zum Sommer fertig ist. (In diesem Zusammenhang haben mich auch mittlerweile recht viele Bands/DJs angefragt, ob ich für sie Promo-Bilder machen kann, woran ich auch noch parallel arbeite).
Auch habe ich im letzten Jahr ein Asylantenheim besucht und darüber eine Fotoreportage gemacht, die im März publiziert werden soll, mit dem Ziel Aufmerksamkeit zu gewinnen und ggf. die Lebensbedingungen der Menschen dort zu verbessern.
was bedeutet dir das fotografieren, wie findest du deine themen?
Ich kann es eigentlich nur sehr schwierig in Worte fassen, aber wenn ich fotografiere kann ich einen Moment für die Ewigkeit konservieren und auch für mich auf eine Art verständlich machen. Manchmal habe ich auch das Gefühl etwas erst richtig gesehen zu haben, wenn ich es fotografiert habe. So geht es mir vor allem, wenn Personen auf den Bildern sind. Z. Bsp. habe ich im Moment so eine Tattoo-Phase (ein paar Freunde von mir sind z.T. stark tätowiert) und wenn ich jemanden mit einem coolen Tattoo in NY gesehen habe, muss ich ihn / sie einfach fotografieren, damit ich das Motiv wie für mich mitnehmen kann. Was mir auch an der Fotografie gefällt ist, dass man es mit anderen Teilen kann, indem man die Sachen ausstellt oder Personen fotografiert und (O-Ton Hedi Slimane): Man kann sich den nächsten Tag interessant gestalten.
machst du dir im vorfeld ein konzept oder lässt du die themen auf dich zukommen?
Was die NY- Bilder betrifft: Ich war im September dort zu Besuch, habe in einer WG in Williamsburg gewohnt, und bin einfach - auch mal alleine - losgezogen und war dann überrascht, wo ich gelandet bin. So entstanden auch die Bilder von dem tätowierten Model oder dem Sportplatz etc. Ähnlich ist es meist auch bei meinen Projekten; Sie kommen mir oftmals im Vorbeigehen in den Sinn.
welche technik bevorzugst du?
Was die Technik betrifft arbeite ich natürlich hauptsächlich mit einer Digitalkamera, benutze aber auch immer mehr Analog- Kameras (Yashika von 1960 und HOLGA). Das mache ich vor allem, weil alles immer besser, klarer und glatter wird und ich mich entschieden habe es genau umgekehrt zu machen, d.h. grober, verschwommen und körnig. Ich versuche immer so wenig, wie nötig zu bearbeiten, weil ich das Bild nah am Original halten will. Ich habe nie einen Kurs o.ä. besucht sondern habe mir alles durch Ausprobieren, Testen etc. selber beigebracht.
maximilian becker ist 25 jahre alt und studiert in zug (schweiz) gesellschafts- und kommunikationswissenschaften. seine fotografien sind unter anderem auf seinem blog, maximilian becker photography, zu sehen. über seine teilnahme an KUNSTpause spricht er hier
**)rechtswissenschaften