2018/11/26

Underrated

Random Identities nennt Stefano Pilati sein Projekt, dem er sich nach dem Weggang von Zegna und den Glanzjahren bei YSL nun seit geraumer Zeit widmet und das vor ein paar Tagen offiziell bei ssense vorgestellt wurde. Die gezeigten Kleidungsstücke sind ohne Geschlechterzuordnung, sie reflektieren eine Mode nach der Mode. 
Das Aufbrechen männer- und frauenspezifischer Kleiderregeln ist keine Neuerfindung Pilatis, aber gerade weil verstärkt Geschlecht thematisiert wird wichtig. Es geht auf der einen Seite um Frauenquoten und andererseits wünschen sich viele klassische Rollenbilder mit klar umrissenen Grenzen. Random Identities stattdessen bezieht sich geschlechtslos auf den Menschen.
Mainstream ist die Mode nicht, da sie zwar nicht wie bei Rick Owens Kreationen zum Beispiel den Körper deformiert und nahezu performativen Charakter hat, aber eben auch nicht einfach auf Hose oder Rock, Kleid oder Anzug setzt. Es fängt schon damit an, dass Retailer Random Identities schlecht auf der Fläche zuordnen können, da das klassische Ladengeschäft auf Geschlechtertrennung ausgelegt ist. 
Aktuell werden die Teile deshalb beim Onlinehändler ssense und bei Dover Street Market angeboten. Es ist eine avantgardistische Ausrichtung, der in Berlin ansässige Pilati fügt sein Label bei den Avantgarden ein und findet dort auch seine Abnehmer, die bei den verhältnissmässig güstigen Preisen wohl schnell zuschlagen werden. 
Ich bin froh, dass Stefano Pilati wieder ein wenig im Modezirkus mitjonglieren möchte. Clowns haben wir gerade einige in der Manege, aber es wird Zeit für ein Gegengewicht. Natürlich muss Mode eine Aura des schwer Erreichbaren evozieren. Sie sollte es aber durch Kreativität und neue Konzepte tun, statt nur die Preise immer weiter nach oben zu setzen. 
Es wird interessant sein, die Teile zu befühlen und zu schauen ob sie standhalten können. Meine Bestellung ist unterwegs...

Bildquelle: ssense