2015/10/29

Wolken...

Ich habe einiges gelesen in den vergangenen Wochen, zwar nicht ganz das gesteckte Pensum, aber doch immerhin so manches. Die Biografie von Hermann von Pückler-Muskau habe ich runtergelesen und mir kam die vor vier Jahren hier ausgiebig beschriebene Dandy-Tagung wieder in den Sinn. Pückler war Tagungsthema, nicht nur seiner von Hirschen durch Berlin gezogenen Kutsche wegen. In jedem Dandy steckt auch ein Renaissance-Man, ein Freigeist mit Weitsicht und Neugier, der als Rolemodel wohl auch heute noch nicht ausgedient hat und genau das Gegenteil von Pegidademonstrant wie auch Pseudogutmensch ist. Es beeindruckte mich diesem Reisenden durchs Leben zu folgen, obwohl Heinz Orff etwas spannender schreiben hätte können. 
Dann begleitete ich Stefan Zweig und Joseph Roth nach Ostende, wo beide sich im Sommer 1936 als Exilanten trafen und auf unterschiedliche Art und Weise die Geschehnisse in Deutschland werteten. Ein Zurück gab es am Ende für beide nicht, weder für den großbürgerlich geprägten Wiener Zweig noch den aus dem Osten des habsburgischen Reiches stammenden Roth. Da gerade Roth mit seinen melancholischen Büchern zu meinen Lieblingsschriftstellern gehört, war dies Buch Pflicht. Den Briefwechsel der beiden Schriftsteller werde ich mich wohl auch noch widmen, bislang verstaubt das Buch im Regal. 
Und dann gab es da noch Goethe und Casper David Friedrich und deren Betrachtung der Anatomie der Wolken. Eva Gesine Bauer, die fürs Leichte das Pseudonym Lea Singer verwendet beschreibt wie beide zur gleichen Zeit in unterschiedlichen Welten leben, wie meinungsbeherschend Goethe war und wie der Freigeist Friedrich, der Wolken malen konnte wie kein anderer, dagegen steuerte. 
Glücklicherweise habe ich eine Buchhändlerin, die einen guten Riecher für das hat was mir gefällt.  
Sachbücher stehen auch neue im Regal. Zum Beispiel habe ich einen Titel gefunden, der Fashion Victims wörtlich nimmt und beschreibt wie gerade im 19. Jahrhundert Mode auch eine Falle sein konnte. Krinolinen vertragen sich nicht mit offenen Kaminfeuern, Arsen färbt zwar wunderbar Stoffe grün, führt aber auch zu Verätzungen und Isadora Duncan ist sogar Namensgeberin für einen Genickbruch, der durch sich in Radspeichen verfangende Schals herbeigeführt wird... Frauen und Kleider passt damit gut zusammen.