2015/01/29

Bücher Im Januar...

'Die Unvollendete' von Kate Atkinson* ist eines dieser Bücher, die man anfängt und sich fortwährend fragt warum eigentlich weiterliest. Dann aber, schon in der Mitte des Buches angelangt, auch nicht mehr aufhören möchte. Es ist eine skurrile Geschichte über ein Mädchen, dass immer recht knapp an durchaus lebensgefährlichen Situationen vorbeischrappt (Oder sie sogar?), sei es weil sich die Nabelschnur bei der Geburt ungünstig um den Hals gewickelt hat oder aber weil der größere Bruder sie einfach mal recht unbedarft unter einen Laubhaufen begräbt, so dass das Baby fast erstickt...
Ein Buch, dass sich vor allem als Urlaubslektüre lohnt und lange Sonnentage am Strand, oder aber Winterabende am Kamin, schnell vergehen lässt.

Auf den Spuren Franz Hessel's durch ein vergangenes Berlin zu wandeln, die Menschen einer anderen Epoche zu betrachten, ist ein großes Vergnügen. Man wird zum Flaneur und kann sich in der Kunst des Spazierengehens üben ohne auch nur einen Schritt vor die Haustür machen zu müssen.

Ebenso beschreibt Joseph Roth seine Stadt. Michael Bienert hat in verschiedenen Zeitungen Berichte zusammengefasst, die das Berlin der Weimaer Republick aus dem Blickwinkels des großen Wiener Literaten berschreiben, der zwischen 1923 und 1933 immer wieder in Berlin weilte. Als Journalis pflegte er seine Tage in Kaffeehäusern und in Gerichtssälen zu verbringen und war vor allem ein genauer Beobachter und Chronist des Zeitgeschehens.

Aktuell: Ich habe mal wieder meine Bücherregal etwas durchforstet und einige Titel bei Ebay eingestellt!

*Freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.

2015/01/20

Gucci...

Angenommen Frida Giannini wäre nun nicht schon letzte Woche bei Gucci ausgestiegen, sondern wie ürsprünglich geplant erst nach der Modenschau für die Damenkollektion, wie hätte wohl die Kollektion ausgesehen, die gestern in Mailand auf den Laufsteg gebracht wurde? Egal, Frida ist weg und innerhalb von nur fünf Tagen (Gern erwähnt in allen Kollektionsbesprechungen und vielleicht als ein entschuldigendes Argument zu werten!?) hat der noch nicht ganz designierte Nachfolger Alessandro Michele eine Kollektion auf die Beine gestellt, die zumindest das bisherige Gucci-Bild über den Haufen zu werfen vermag: Sluppenblusen, Tapetenmuster aus den 1970-ern und kecke Baskenmützen sind kaum noch mit der bisherigen Glamrockallure in Einklang zu bringen, für die Gucci unter Giannini's Agide stand. 
Keine Gedanken scheint man sich darüber gemacht zu haben ob es der Kundschaft gefallen wird, was ihr da vorgesetzt wird. Männerbilder gilt es zu überdenken, wenn man als ganzer Kerl im Spitzenlaibchen seinen Mann stehen muss. Will!? Man muss sich seiner selbst schon bewußt sein und durchaus auch stoisch genug durchs Leben gehen, um die, diese Looks kaum verstehende, Realwelt im richtigen Moment ausblenden zu können.
Aber ich wollte ja nur noch über Mode schreiben, wenn diese nicht einfach nur Kleidung ist. Das neue Gucci, egal wieviele Saisons die Marke diesen Weg wirklich einzuschlagen bereit ist, ist so gestrickt und zusammengefügt, dass aus den bekannten Versatzstücken (Leder, Loafer, Horsebit, etc....) ein Look entsteht, die nicht wieder nur den bekannten JetSetGlamour rund um Alain Delon aufwärmt. Stattdessen kommt eine Happie-Allure zum tragen, die das Label durchaus gut in die Leitbilder anderer Marken einreihen kann und obwohl ersteinmal Saint Laurent'sche Ideen und Prada'sche Motive adaptiert werden, einen Weg in die Zukunft bereiten kann. 
Gucci beweißt endlich mal wieder Mut, statt immer nur mit angezogener Handbremse das Archiv aufzubereiten. 
Tschüß Frida! Hallo Alessandro!

Nachtrag 21.01.: Alessandro Michele wurde nun offiziell als Creative Director bestättigt, alle freuen sich nun riesig bei Gucci und bei Kering...

Bildquelle: Style.com

2015/01/15

Nach Der Mode...

Nach Mode kommt Kleidung... Normcore, wenn man es unbedingt etikettiert haben möchte. Mein Normcore sind die immer gleichen Jeans von Nudie, Basicshirts von COS und darüber am liebsten ein Sweatshirt von Acne, an den Füssen Boots von Red Wing und drinnen Socken von Falke. Eine Alltagsuniform, die nicht zu dechiffrieren ist und auch gar keine Botschaft in sich trägt. Keine Meinung, die durch Kleidung transportiert werden soll, sondern erst durch den gefassten Gedanken und das gesprochene Wort nach aussen tritt. 
Lebt man mit der 'Mode' muss man sich heute auch auf deren Schizophrenie einlassen können, muss als Mann Jet Set-Versatzstücke und Luxus-Hooligan vermisschen. Das Ich wird eingezäunt und hinter Mauern versteckt, muss herausgeprüllt werden um sich gehör zu verschaffen und läuft doch Gefahr missverstanden zu werden, weil die Fassadenbemalung eine andere, eine vermeintlich deutlichere Sprache spricht. Wenn sich der 'Spornosexuelle', ein weiteres Etikett übrigens, das Shirt vom Leib reißt und die nächste Verkleidung, oder besser transformierte Fassade, zeigt, wird die Maskarade und Unsicherheit erst richtig deutlich.
Normcore ist nicht minimal, doch unbelasteter und ein weißeres Blatt. Weniger ist nicht weniger sondern oft der Versuch Intellekt durch Weglassen und Reduktion zu vermitteln. 'Ich brauche weder Form noch Farbe noch unnötigen Zierrat.' schreien mir diese Looks entgegen. 'Und auf Spass kannst du auch verzichten?' schreie ich zurück. Kleidung soll Spass machen, mir selbst und bestenfalls auch dem, der sich meine Klamotte den ganzen Tag anzuschauen hat. Spass habe ich dann, wenn sich das Übergestreifte nicht mehr bemerkbar macht und die Kleidung zu einem Teil von mir wird und mich sie vergessen lässt, mich nicht einschränkt und in eine Form zwängt. Womit ich wieder bei meinen Basics wäre.
Überdeutlich wird, dass dies ein Männerding ist. Frauen können sich austoben und mit Kleidung, die sogar Mode sein darf, stets neu erfinden ohne sich selbst darin zu verlieren. Es gibt kein weibliches Pendant zum Dandy, zum Gecken oder Stutzer. Mode richtete sich seit ihrer Erfindung in der Mitte des 19. Jahrhunderts in erster Linie an sie, während dem Mann nur die formale Strenge des bürgerlichen Anzugs oder die Zugehörigkeit vermittelnde Uniform angedacht war. Natürlich änderten sich Kragenformen, Jacketlängen oder Hosenweiten, doch die eigentliche Form des Auftritts und die Regeln seine Gesamterscheinung gesellschaftskonform zu halten waren allen bekannt und wurden eingehalten. Bestimmte Altersstufen erforderten bestimmte Kleidung, bestimmte Anlässe eine bestimmte Uniformierung. 

An wen adressieren Labels ihre Mode heute? 
Wer wird es tragen? 

Wenn gerade wieder all die Schauen laufen, die Marken in London, Mailand und Paris, ihre Visionen vom Morgen zeigen, stellt sich die Fragen danach, an wen die Sachen eigentlich adressiert sind. Der deutsche Kunde scheint es nicht zu sein, schließlich hängen in den Flagshipstores dann keine ausgefallenen Laufstegkreationen, sondern teure, und fraglos luxuriöse Stücke, die jede Normcoreseele zum jubeln bringen. Ein schlichter Pullover aus Kaschmir wird am Ende gekauft, doch angelockt wurde der Käufer von den attraktiven Bildern und den als neu propagierten Looks. Lassen wir uns also wieder ein auf die Schauen, auf die Livestreams und die Bilder, und träumen von Looks die wir nicht tragen werden, weil hinter den Normcore-Fassaden unser Individual-Ich sein Zuhause gefunden hat.

Bild: Look von Rory Parnell Mooney via Style.com

2015/01/14

Mode Nervt....

Das ist kein Mode-Blog mehr, wirklich! Wer sich allein deshalb hierher verläuft wird ziemlich enttäuscht darüber sein nichts mehr über die neue Artisanal Kollektion mit Rehabilitierungshintergrund von Maison Martin Margiela lesen zu können, wobei dies doch früher Grund für gleich drei oder vier Postings gewesen wäre. Und ebenfalls unerwähnt bleibt die 97! Looks umfassende Pre-Something Kollektion von Valentino, die nur, ganz am Rande soll dies erwähnt sein, einen roten Faden vermissen lässt und zeigt, dass eine gesteigerte Nachfrage recht unkonkret werden lässt. Nein, ich habe nicht einmal mehr wirklich Lust mir die ganzen Kollektionen anzuschauen und die Namen von Designern zu merken, die heute an der DNA von XY zu kauen haben und morgen am Erbe von Z herumbasteln. Mühsam sich diesem Spiel auszusetzen.
Das ist jetzt ein Buch-Blog, ehrlich? Nein, es ist ein Tagebuch mit durchaus vorhandener exhibitionistischer Neigung. Das wars schon immer, allerdings eben zeitweise in modischer Verkleidung. Nun wird einer auf schlau gemacht, es wird gelesen was das Zeug hält und geblättert bis die Finger wund sind. Um über ein Buch zu schreiben muss man es gelesen haben, und bestenfalls verstanden. Kleider muss man auch verstehen. Aber geht es in der Mode noch um Aussage oder nur noch um Gewinnmaximierung? Wenn ersteres einmal wieder der Fall sein soll, dann findet dies auch den Weg hierher... Die Sprache der Mode hat schon Roland Barthes zu dechiffrieren versucht und 'Wann ist Mode?' kann auch Barbara Vinken nicht vollständig klären, wenn sie es auch versucht. Wenn es nichts zu entschlüsseln gibt, ist die Frage danach, wann etwas Mode ist unnötig. Und welche Kollektion in den letzten Saisons war schon rätselhaft? Verstörend? Schockierend? Begehren weckend?
Das ist ein Tagebuch, war es schon immer! Doch wie werde ich all die Geister los, die sich an meine Fersen hefteten und mich informieren wollen über Kleider, die gerne Mode wären und doch nur Sachen sind? Einmal löschen bitte!


2015/01/08

Briefe An...

Drittklassige Ex-VIVA-Moderatoren, deren einzige noch vorhandene Plattform für Verhaltensunfähigkeit Facebook und Twitter zu sein scheint, machen sich augenscheinlich schlecht als Trittbrettfahrer im Pegida-Anfeuerungslager. So gesehen bei Niels Ruf, der sich aus aktuellem, traurigem Anlass und ganz persönlicher Angst vor Islamisten in die Hose pullert und dabei nach Aufmerksamkeit heischend sein Ticket in den Dschungel zu sichern versucht. Ist das nicht der Platz an dem er gut aufgehoben wäre? Ohne Möglichkeit auf Rückkehr, befreit von technischen Dünnschissverteilern und begleitet von seinesgleichen?

Lieber Niels Ruf, kein Islamist wird dich Zuhause besuchen. Auch die interessieren sich nicht für dich!

130 Rätsel...

Gefragt wird nach Schimmel genauso wie nach Polenta und Brennessel, über Umwege kommt man an Goethe vorbei und fragt sich was der mit Pleite zu tun hat. Oder was es zu Opfern gilt, wo mensch doch eigentlich auf die Artischocke gebracht werden soll? 
Tag für Tag können die HörerInnen vom Kulturradio bei den von Elisabeth Koeppe erdachten und auf wunderbar eingehende Weise vorgetragenen Rätseln mitraten und sich fehlleiten lassen, zwischen durch den Faden verlieren um am Ende doch noch festzustellen, dass die Intuition einem von Anfang nicht im Stich ließ. Oder eben doch. 
Um den Gewinn am Ende geht es gar nicht, wobei dieser alles zuhören und anrufen lohnt. Gewinnen tut jeder, der zuhört und sich zum anspornen lässt einen Gedanken zu verschwenden und für fünf Minuten alles andere zu vergessen vermag. Urlaub für den Geist...
Zum Nachlesen gibt es nun 130 dieser tagtäglichen Rätsel, die der be.bra Verlag in einem kleinen Band zusammengefasst hat.
ISBN: 978 3 8612 4686 2

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.