2014/01/29

Zwischen Orient Und Okzident - Autoban...


Einen der sicherlich schönsten Buchläden Deutschlands gibt es in Köln, bei Walter König findet man die beste und umfangreichste Auswahl an Mode-, Kunst- und Designbüchern. Kein Wunder also, dass ich genau dort auf den bei Gestalten erschienenen Band über das in Istanbul gegründete und beheimatete Architektur- und Designbüro Autoban entdeckte. 
2003 gründeten Seyhan Özdemir und Sefer Çaglar zusammen Autoban (Der Name steht für Geschwindigkeit und verbindet das türkische Wort Otoban mit Kraftwerks Hit von 1974. Auch das Markensignet zeugt von dieser Verbindung.) und stehen seitdem für modernes Design, das spielend europäische und osmanische Einflüsse zu verbinden versteht und zurecht mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet wurde. Bauhaus, Eames, Art Deco und Skandinavisches stehen der Formenvielfalt des Orients mit seinen Mustern, Strukturen und Materialien gegenüber. 
Doch was zuerst wie ein Wiederspruch erscheinen mag, fügt sich harmonisch zusammen und lässt warme Interieurs entstehen. Es ist nicht verwunderlich die Ideen der Designer vor allem in öffentlichen Raum wieder zu finden. Hotels, Bars und Restaurants wurden in der Vergangenheit ebenso gestaltet, wie Loungebereiche von Fluggesellschaften und die Geschäfte von Modeunternehmen. Osmanische Ornamente werden dabei für die Gestaltung der Wände verwendet während die Möblierung im Bereich des klassisch modernen Design anzusiedeln ist. 
Für ihre Interieurs verwenden Özdemir und Çaglan sowohl Stücke anderer Designer, wie auch aus ihrer eigenen Kollektion, die vom portugiesischen Hersteller De La Espada produziert wird. Die Schönheit und die haptische Sinnlichkeit des Designs und der verwendeten Materialien begeisterte mich bereits 2011, da habe ich Autoban zum ersten Mal entdeckt. 

Opera Palas © by Autoban
Wenn ich schon weder eine Lampe oder ein Möbelstück von Autoban besitze, so kann ich zumindest in ihren Designs und Interieurs schwelgen. Das Buch von Gestalten liefert einen ganz wunderbaren Einblick in die Welt von Autoban, liefert aber gleichzeitig noch viel mehr wissenswertes über eine lange Designtradition an deren Ende eben Autoban steht. 
Orient und Okzident beeinflussten sich über die letzten Jahrhunderte hinweg und vor allem das 18. und 19. Jahrhundert schwelgten geradezu in einer Fülle gegenseitiger Einflüsse. Europäische Herrscher verfielen einer Orientmanie, die unter anderem in der türkischen Kammer im Dresdner Schloss sehen kann und osmanische Sultane statteten ihre Paläste mit Möbeln des Rokoko aus. Auch der Zauber und das Mysterium das von den geheimen Abenteuern im Harem des Sultans ausging, war ein beliebtes Sujet in der Kunst. Für die Monografie wurde das Thema in einem Essay aufgearbeitet und macht das Buch auch was die Texte betrifft spannend. 

Möbeldesigns von Autoban
Natürlich ist auch die Gestaltung des Buches wichtig und diesbezüglich wurde ganze Arbeit geleistet. Inhaltlich gliedert sich der Band in einen Textteil am Anfang, Bildern von Interieurs im Mittelteil und Pläne und Skizzen, sowie ein Überblick über das Produktportfolio, am Ende. Das unterschiedliche Arten von Papier für die verschiedenen 'Kapitel' verwendet wurden, macht die Qualität auch noch spürbar.