Im 18. Jahrhundert richteten Könige Feste aus um den Hof zu unterhalten, gleichzeitig aber auch um Macht und Reichtum zu demonstrieren. Versailles setzte Standarts, in Wien, London und Dresden wollte man dem in keinster Weise nachstehen. Im 19. Jahrhundert kamen auch bürgerliche Salons auf, statt rauschende Bälle zu feiern traf sich eine neue Elite in den Salons reicher Gönner. Legendär waren die literarischen Treffen bei Rahel Varnhagen und der Salon der Mendelsohn's in Berlin. Der Adel trat im Laufe des Jahrhunderts immer stärker in den Hintergrund und eine neue Elite, der Geldadel, wurde tonangebend. Während die Männer dafür sorgten das Vermögen zu vermehren oblag es den Damen für den passenden Rahmen zu sorgen, den Reichtum zur Schau zu stellen und einen Rahmen für die Repräsentation der Familie zu schaffen. Der Beruf der Salonière war geboren.
Die wichtigsten Damen dieser Zunft, die deren Ruf als legendäre Gastgeberinnen noch immer nicht verblast ist, wurden nun in einem Buch zusammengefasst. Claudia Lanfranconi hat sich auf Spurensuche begeben. In kurzen Essays stellt sie Damen vor, die ein schillerndes Leben führten und mit Fantasie und Charme Gäste zu unterhalten und zu bezaubern wußten. Man erhält Eintritt in die Welt von Elsa Maxwell, Gertrude Stein, Emerald Cunard und vielen anderen. Liebenswerte Schrulligkeiten kann man genauso entdecken, wie auch eine fast ins Verderben führende Verschwendungssucht. 'Poor people are crazy, rich people are eccentric.', habe ich neulich mal gelesen. Und in der Tat ist da was wahres dran.
Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein und Isa von Hardenberg konnten sich ebenfalls einen Platz im Buche sichern, zu dem leben die beiden sogar noch. (Ausser Adele Mailer, Ehefrau des großen amerikanischen Schriftstellers sind alle im Buch versammelten Damen tot.) Die Fürstin von Sayn-Wittgenstein läd jedes Jahr einen erlesenen Kreis zum Mittagessen nach Salzburg und veranstaltet einen Höhepunkt des Festspielsaison. Prince Charles war ganz begeistert von einer dieser Feste, genauso wie alle, die je in diesen edlen Kreis Einlass fanden. Bei Isa von Hardenberg landet man hingegen schneller auf einer Party, schließlich hat sie die Passion Feste auszurichten zu ihrem Beruf gemacht und eine Eventagentur gegründet. Die umtriebige Dame gehört seit Mitte der 1980-er Jahre zur feinen Westberliner Gesellschaft, doch begonnen hat alles mit einem privaten Salon, ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts.
'Legendäre Gastgeberinnen und ihre Feste' von Claudia Lanfranconi ist erschienen bei Elisabeth Sandmann