Per Luftlinie sind es nur gute 200 Meter von unserer Wohnung aus zur Rhein-Main-Halle, der kleine Sonntagsausflug zur Art & Antique Messe bedurfte also keines großen Aufwands. Wir haben es für den heutigen Sonntag eingeplant und machten uns nach einem entspannten Frühstück auf. Überschaubar war die Anzahl der in einer eher kleinen Halle aufgebauten Standkojen, auch das Angebot war schnell abgecheckt: antike Möbel und Objekte, hauptsächlich zweite Hälfte 19. Jahrhundert und viel Jugendstil.
Ein bisschen enttäuschend war es schon, doch bei neun Euro Eintritt war klar, dass wir uns zumindest ausgiebig umschauen würden. Und tatsächlich konnte man zwischen unzähligen Nussbaumkonsolen und Überfangvasen auch tatsächlich Spannendes entdecken. Modeschmuck von Chanel aus den 30-er und 40-er Jahren hätte das Herz mancher Sammler zum rasen bringen können, bei den silbernen Tafelaufsätzen und Champagnerkühlern, die alle von Ozeanriesen wie der 'Normandie', der 1914 vom Stapel gelaufenen 'Bismarck' und anderen Luxuslinern stammten, wurde es auch meinem Freund ganz warm ums Herz.
Ein Gemälde von Max Liebermann konnte man für gut 250.000 Euro erstehen, ein Otto Modersohn war nicht wesentlich günstiger zu haben und für kleine Dürer Drucke musst man circa 50.000 Euro einkalkulieren. Einerseits überraschte uns das Angebot der heute zu Ende gehenden Messe, andererseits war das Angebot wohl der Nachfrage entsprechend und Wiesbaden hat durchaus einen Markt dafür. Uns interessierte mehr die eher rar gesäte zeitgenössische Kunst, die zwar nicht übermässig vertreten war, aber immerhin vorhanden.
Die in Marburg und in Berlin ansässige Galerie Schmalfuss hatte einen recht großen Stand und war mit den gezeigten Arbeiten ein Alien in all der Gediegenheit. Die Bilder von Annette Besgen waren ganz nach meinem Geschmack, und auch für ein Bild von Stefan Hoenerloh hätte ich Zuhause einen Platz finden können.