Da fällt James Bond von der Brücke, wird ein Wehr hinunter gespült und es scheint als sei alles zu Ende; dann singt Adele. Der 23. Bond erfüllt alle Erwartungen und ist am Ende trotzdem kein Klischee.
Wie schön, wenn man mit dem richtigen Menschen zusammen ist und der im gleichen Moment das Selbe denkt. Nach Sushi, bez. klebrigen japanischen Zeugs, und dem verzweifelten Versuch Kinokarten via iPhone zu kaufen schafften wir es pünktlich zur 18:30 Uhr ins Kino und hatten sogar noch Glück mit den Plätzen. Popcornkino stand uns bevor und im Cinestar stört sich auch nicht wirklich jemand an einer raschelnden M&M's-Tüte. Doch schnell verlor ich das Interesse an den Süßigkeiten, die Verfolgungsjagd durch Istanbul und der finale Kampf auf dem Dach eines Zuges waren spannend, wie schon lange nicht in einem Bond. Wie schont erwähnt verliert James Bond diesen und stürzt hinein in Adele's Titelsong, der ein kleines grafisches Meisterwerk für sich ist.
Sam Mendes hatte diesmal die Ehre sich des Bond-Themas anzunehmen und daraus seine eigene Geschichte zu stricken. Während sich die Bonds der 80-er und 90-er Jahre durch immer neue Gadgets auszeichneten besteht die Kunst in diesem Film darin, die Welt wieder mit fast handelsüblichen Mitteln zu retten. Ein schlichte Pistole und ein kleiner Sender sind alles, was Bond von 'Q' bekommt, den Rest muss er selber machen. Und am Ende hat man sogar den Eindruck, in einer Mischung aus McGyver und 'Kevin allein Zuhaus' gelandet zu sein. Wenn Judy Dench Nagelbomben bastelt ist man als Zuschauer nicht wenig verblüfft. Aber am Ende wird alles gut, mehr als das sogar.
Daniel Craig wird einiges abverlangt, körperlich ist es ein Knochenjob James Bond zu sein, doch der Schauspieler verleiht der Rolle eine Tiefe, die man vorher nicht mit der Rolle in Verbindung gebracht hätte. Weder Roger Moore noch Timothy Dalton wären so sichtbaren Gefühlsregungen fähig gewesen, wie es bei Craig der Fall ist. Ihm zur Seite gestellt wurde Javier Bardem. Die Bösewichte bei Bond hatten ja immer einen leicht schwulen Touch, doch zum ersten Mal wird dies auch wirklich zum Thema gemacht. Die obligatorische Bond-an-Stuhl-gefesselt-Szene gehört zu den besten Stellen in diesem wirklich guten Film. Leider kackt das Bondgirl dagegen etwas ab, Bérénice Marlohe ist kein Highlight in der Bond-Geschichte.
Kritisiert wurde an diesem Bond die unverhohlene Sichtbarmachung von Produkten. Ja, in der Tat könnte dies manchmal etwas subtiler geschehen, aber wirklich super störend ist nun auch nicht. Die meisten Menschen sehen weder 'Eve's' Belstaff-Jacke noch die Marke des Champagners, weil sie einfach nicht auf solche Details achten. Was aber unübersehbar ist, sind die wirklich schönen Anzüge, die Tom Ford für diesen Bond angefertigt hat.