2012/08/04

Kino: Der Vorname...


Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen des Kinos. Geplant war es nicht, aber andererseits auch ganz interessant wie sich so ein Thema entwickelt und verselbstständigt. Vor allem standen die großen Filme des Herbstes im Vordergrund, die mit bombastischen Bildern und den in großen Gefühlen. Filme, die auf großen Büchern beruhen und mit gewaltigen Budgets und Stars ins Kino locken. Was in meiner Auswahl zu kurz kam sind die kleinen Filme, die, die nicht mehr brauchen als ein paar sehr gute Schauspieler und einen Geschichte. Nach dem Essen gingen wir gestern Abend noch in Charlottenburg spazieren und kamen am Delphi Filmpalast vorbei. Wir hatten keine Ahnung, was sich hinter 'Der Vorname' verbergen würde und haben uns glücklicherweise darauf eingelassen.


Französische Filme haben es wohl immer leichter in die deutschen Kinos zu kommen. In den letzten Jahren wurde durch Filme wie 'Ziemlich beste Freunde' und Regisseure wie Francoise Ozon der Weg geebnet für das französische Kino, welches augenscheinlich mehr zu bieten hat als die immer gleichen weiblichen Stars, die bislang als Aushängeschild galten. 
'Der Vorname' ist ein weiteres Beispiel dafür was die Franzosen können und wie ironisch sie mit Klischees umgehen können. Die Zusammenstellung der fünf Charaktere im Film zeigt einen Querschnitt durch die gehobene Pariser Mittelschicht, karikiert die linken Intellektuellen genauso wie die rechten Kapitalisten; die Modetussi kommt genauso vor, wie die zu Gunsten des Ehemannes zurücksteckende Frau. Und in der Mitte steht einer, der gleich zu Beginn als Sternzeichen Waage mit Aszendenten Waage charakterisiert wird und später dann auch mal als 'neutrale Schweiz'. 
Der Film ist ein Kammerspiel wie es im Buche steht und besser als Roman Polanski's 'Der Gott des Gemetzels', und der war schon echt gut und unterhaltsam. Doch die Regiseure Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière haben es geschafft einen Film zu machen, der sich zwar auf die unausweichliche Katastrophe hinbewegt, den Zuschauer aber vorher auf eine Berg und Talfahrt durch die Unbilden von zwischenmenschlichen Beziehungen mitnimmt. Wiederfinden kann sich darin jeder, die für sich passende Rolle auswählen und dann mitfühlen. 


Bei Filmen schaue ich ja meist auf das Kostüm, auch in diesem Film war es nicht anders. Wie in allen guten Filmen unterstützt die Kleidung den Charakter der Personen, tritt aber dann in den Hintergrund. Anzüge aus Cordsamt werden bei 'Der Vorname' zum Sinnbild für den Uniprofessor, das hellblaue Hemd zum dunklen Anzug erinnert an den Nicolas Sarkozy und seine doch recht augenscheinlich Liebe zum Geld und zur Macht. Selbst die roten Sohlen von Louboutin kann man erkennen. Viel interessanter als die Kleidung ist aber die Wohnung, in der sich das 'Drama' abspielt. Das Szenenbild von Marie Cheminal ist detailreich und charakterisiert seine Bewohner perfekt. Eine bewohnte Wohnung mit Charakter zu gestalten ist sicherlich um einiges schwieriger als schicke Räume, die dann doch nur wie 'Schöner Wohnen' aussehen. Eine eklektische Mischung aus Stilen wird gezeigt, so vielschichtig wie die Charakter der Darsteller.