Am 08. Januar endet die Sonderausstellung 'Neue Sachlichkeit in Dresden'; der dazugehörige Bildband steht schon seit meinem Geburtstag im Bücherregal. Zwischen den Feiertagen habe ich mir die Ausstellung bei einem kurzen Abstecher nach Dresden selbst angeschaut.
Um die 200 Werke aus Malerei, Grafik und Skulptur werden im Lipsius-Bau zu einer wohl selten vorher gezeigten Schau zusammengefügt, 70 Künstler von Max Ackermann bis Erik Winnertz versammelt. Namen wie Otto Dix, Conrad Felixmüller und Georg Grosz sind die Zugpferde, meine persönlichen Highlights waren 'Schreibender Knabe' von Heribert Fischer-Geisig (Städtische Sammlungen Freital) und 'Frau im Schnee' von Oskar Trepte (Saarlandmuseum Saarbrücken).
Wilhelm Lachnit / Conrad Felixmüller |
Doch was ist es eigentlich, was den Reiz an dieser überrealistischen Malerei ausmacht, die in den 1920-Jahren mit den großen Themen der Epoche auseinandersetzt? Maler wie Otto Dix und Curt Querner zeigten die Nachwehen des ersten Weltkrieges auf, malten die Zeit der Weimarer Republik und die Welt der Arbeiter. Während man in Conrad Felixmüller's Portrait von Raoul Hausmann noch kubistische Züge erkennen kann, hat Wilhelm Lachnit's Darstellung des 'Mädchen im Pelz' etwas fast fotografisches. Die Art wie die helle Haut des Gesichts im Kontrast zum dunklen Pelz und zum Hintergrund steht, erinnert an die Portraits von Rembrandt.
Mich fasziniert vor allem die Präsenz des Dargestellten. Der Künstler musste sich in diese Welt hineinbegeben um sie zu verstehen und so malen zu können, er reichte nicht mehr einfach nur Beobachter zu sein. Parallel zum immer abstrakter werdenden Expressionismus zeigt sich hier vor allem eine tiefe Präsenz, die den Betrachter unwillkürlich ins Geschehen zieht.
Mich fasziniert vor allem die Präsenz des Dargestellten. Der Künstler musste sich in diese Welt hineinbegeben um sie zu verstehen und so malen zu können, er reichte nicht mehr einfach nur Beobachter zu sein. Parallel zum immer abstrakter werdenden Expressionismus zeigt sich hier vor allem eine tiefe Präsenz, die den Betrachter unwillkürlich ins Geschehen zieht.
Curt Querner |
Gerade auch für Kostüminteressierte ist diese Ausstellung empfehlenswert, zeigen doch eben genau diese realistischen Darstellungen die Mode der 1920-er, jenseits von Flapperkleidern und Pailletten. Curt Querner's Bilder von Arbeitern zeigen wunderbar auf, wie die Kleidung der Zeit war und sind fraglos auch heute Inspiration. Allein die Pullover mit den Knöpfen auf der Schulter, oder die Fülle an Revers.
Zwei Beispiele habe ich mal rausgesucht, einfach weil sie mir beim betrachten der Bildern durch den Kopf gingen. 2006 zeigte Wolfgang Joop für Wunderkind die Farbpalette der Neuen Sachlichkeit; die Schnitte waren genauso an die Zeit angelegt wie die Auswahl der Stoffe. Walk in Grau- und Beigemelangen, Fischgrat und Seiden mit Pyjamastreifen. Ähnlich verhält es sich mit der Kollektion von Dries van Noten für den aktuellen Winter.
Wunderkind HW-2006 |
Dries van Noten HW-2011 |
Bilder von hier und hier