Heute liebe Leser, ist Reformationstag. Vor 493 Jahren, am Tag vor Allerheiligen, hat Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloßkirche genagelt. Sicherlich waren Glaubensbekenntnisse hier noch kein Thema, Kirche ist nichts was allgemein üblich auf Modeblogs gehört. Da dies aber auch mein Tagebuch ist, hat es eben doch einen Platz.
Am Totensonntag, das ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr und am darauf folgenden Sonntag ist dann der erste Advent, im Jahre 1993, war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Kirche. Ich bin in einer vermeintlich atheistischen Familie aufgewachsen und in unserem Dorf hatten wir nicht mal eine eigene Kirche. An diesem Totensonntag wurde neben einigen anderen Verstorbenen auch der Name meine Oma verlesen. Ich hatte keine Ahnung davon, dass sie Kirchenmitglied war, also rein formell angemeldet und so. Und der Glaube an Gott und alles was damit einhergeht, war erst recht nie Thema. Es war wohl aber so.
Mich beeindruckte dieser erste Gottesdienst und somit beschloß ich, dass ich von nun an in den Konfirmantenunterricht möchte, somit auch zwangsläufig konfirmiert werden würde. Das ich nicht getauft war, fiel auch nicht so stark ins Gewicht, das wurde einfach bei der Konfirmation mit nachgeholt. Nachteil der Taufe im Säuglingsalter ist übrigens, dass man nicht vor einem übervollen Gotteshaus dem Teufel entsagen darf. Ich durfte das, und es war mir auch gar nicht peinlich zu geloben und zu entsagen.
Es war ein super Gefühl mich irgendwie für Gott entschieden zu haben. Aber irgendwann fand ich die Kirche nicht mehr so toll. Im Religionsunterricht habe ich lieber die GQ gelesen, und wurde dann mit selbiger auch vom Pfarrer verprügelt. Na ja, er hat sie mir einmal auf den Kopf gehauen und bleibende Schäden hatte ich auch keine. Aber ich hielt ihn noch mehr für einen Idioten und die Kirche für unfähig Personalentscheidungen zu treffen. Irgendwann bin ich dann auch nicht mehr in die Kirche gegangen, nur noch machmal an Feiertagen. Und die Feiertagskirchgänger sind doch eh die schlimmsten. Bevor ich nach Berlin kam, habe ich mich dann auch abgemeldet.
Was ich aber eigentlich mit dem Post sagen will ist, dass der Reformationstag mein Lieblingsfeiertag ist. In Berlin wird er nun nicht mehr gefeiert, aber er steht doch auch für eine geistige Befreiung und das Recht sich umentscheiden zu können. Insofern kann man das was Luther tat, auch als Kampf für die freie Wahl der Art des Glaubens sehen.
Ich glaube an Gott und ein durch ihn bestimmtes Schicksal. Ich glaube, dass er mich zu sich geführt hat und dann selbstständig wieder entscheiden lies in welcher Form ich bleibe. Ich bete zu ihm wenn ich im Bett liege und mich die Sterne anfunkeln. Ich danke ihm lieber für Geschehenes als Sachen zu erbitten. Ich glaube daran, dass er alles so fügt wie es für mich richtig ist!