Text von Peter Kurz
Meine Tante und mein Onkel hatten eine Drogerie und Parfümerie. Am Wochenende habe ich als kleiner Junge oft im Lager gestöbert und die kleinen Probeflakons und Mini-Cremedosen betrachtet, die zu dieser Zeit immer exakte Kopien der Originale waren.
Neben Creme 21, Nivea und Tabak Original, war dieser Miniatur Pinienzapfen mit 'Pino Sivestre Classico' mein Lieblingsstück. Auch gerochen habe sehr gerne an der Flasche, mehr aber auch nicht. Trotzdem ist es mein erster Duft gewesen, 1972.
Soweit ich mich erinnern kann, war 'Signorricci' von Nina Ricci mein erster Flakon in Originalgröße. Natürlich war es auch ein Geschenk meiner Tante und auch 'nur' ein Tester. Für ein Herrenparfum war ich noch zu jung.
Zitrusfrüchte pur, ich fand es damals toll und ich fühlte mich damit auch schon so sehr erwachsen. Das war 1978.
'Lagerfeld Classic' war der erste Duft den ich mir selbst gekauft habe, ca. 1982. Und ich weiß wirklich nicht mehr warum. Es ist ein schwerer Duft, selbst für den gestandensten Mann.
Ich fand den Flakon mit dem Ring so schön, so habe ich den Duft hin und wieder ganz vorsichtig aufgetragen. Ein Tropfen reichte schon für ein intensives und lang anhaltendes Dufterlebnis...
Mitte der 80-er begann die Zeit des "großen Ausgehens" für mich. Ich habe damals, wie sehr viele andere auch, fast nur Schwarz getragen. Das war ein Muss. Ich habe ein Vermögen für Klamotten ausgegeben; Hosen von Comme des Garçons, Schuhe von Fausto Santini etc.
Was passte damals besser als 'Antaeus' von Chanel?
Ein toller Duft, ich fand ihn zu der Zeit sehr elegant und es war mein erster wirklicher Lieblingsduft. Immer mal wieder wurde ich auch untreu, aber nie lange...
Zwei Fremdgänger waren 1986 'Zino' von Davidoff und 1989 'Feeling Man' von Jil Sander.
Als 'Zino' herauskam fand ich diesen Duft so neuartig, dass ich ihn unbedingt haben musste und ihn auch eine ganze Weile verwendet habe.
'Feeling Man' war ebenso ungewöhnlich und mutig, wird aber leider nicht mehr hergestellt.
Mitte der 90-er entdeckte ich 'Grey Flannel' von Geoffrey Beene für mich. Ich mag diesen Duft, der bereits 1976 lanciert wurde, auch heute noch sehr gerne.
Mit gefiel natürlich auch der einfache schwere Flakon sehr gut, verpackt in einem grauen Flanellbeutel.
'Vetiver' von Guerlain war mein ständiger Begleiter während der letzten zwei Jahre meiner Studienzeit, eine Empfehlung einer Freundin und Kommilitonin.
Diesen Duft werde ich auch weiterhin in meiner Kollektion behalten, zusammen mit 'Incense Zagorsk' von Comme des Garçons und 'Jean Claude Ellena / Angeliques Sous La Pluie' von Parfums Frederic Malle.
Zwei meiner Lieblingsdüfte, die ich aktuell verwende. Beide mag ich gerne auf meiner Haut riechen.
Das ist auch das wichtigste für mich bei einem Duft, wenn sie eine gute Symbiose mit dem Eigengeruch der Haut bilden und eben nicht zu sehr dominieren.
Bilder 1 und 12: Peter Kurz