2010/05/08

Raeume Der Mode, 3.Tag...


drei tage straffes tagungsprogramm sind zu ende, es müssen nun erstmal viele spannende eindrücke und neue gedankenanstöße verarbeitet werden. ich habe in der tat mehr mitnehmen können, als je zu hoffen gewagt habe und ich bin sicher, dass dies auch das blog nachhaltig verändern wird. zumindest ist mein nachdenken über mode angeregt worden und ich bin mir wieder auch ein stück mehr der verantwortung bewußt geworden, die so eine blattform mitsichbringt. es geht eben nicht nur das aufzeigen von flüchtigen dingen, sondern auch darum diese zu fixieren und dieses subjektive medium (damit meine ich blogs allgemein. ich bin mir durchaus bewußt, nur ein lichtlein am bloggerhimmel zu sein.) durchaus als meinungsplattform zu festigen.
elke giese vom deutschen modeinstitut bezeichnete die mode als 'frühindikator für gesellschaftliche entwicklungen' und bezog ganz klar die blogs, vor allem street credibility abbildende blogs, in ihre ausführungen zum festmachen von trends in ihren vortrag ein. ihrer meinung nach haben sie längst klassische magazine abgelöst, einfach weil sie schneller strömungen warnehmen und verbreiten. die institution 'deutsches modeinstitut' gibt es seit den 50-er jahren und es klingt auch leicht angestaubt. giese schaffte es die tatsächliche rolle als verwerter von marktdaten und transporter der ausgewerteten daten an die industrie zu untermauern, und auch die herangehensweise ist in der tat modern. fotografen gehen auf die straße, bilden eine vorher definierte zielgruppe ab und dann werden die daten ausgewertet. durch die menge an bilder lassen sich genaue vergleiche mit dem ziehen, was dann auf die laufstege kommt. vielfach wurde sichtbar wie die mode der straße später veredelt zu high fashion mutiert. dabei ging es selten um kleine deutsche labels die als vergleich herangezogen wurden. von marc jacobs bis ysl waren einige marken in den bildbeispielen vertreten, sicher findet man noch einige mehr.
um das werden von trends ging es auch bei prof. dr. jacqueline otten. ihr schwerpunkt war der einzug japanischer mode und die damit verbundene neue sicht auf den körper durch das schaffen neuer räume. ihre ausführungen zeigten wie verfremdung und neue revolutionäre darstellungs- und verabeitungsformen zu beginn der 80-er jahre. es gab dann ein beispiel welches gleichzeitig ein wiedersehen darstellte. 2002 unterrichtete frau otten an der bauhaus uni weimar, eine freundin war eine ihrer studentinnen. eines der projekte war die gestaltung von schauräumen im rahmen es designwettbewerbes in apolda, bei welchem ich dann auch als gast zugegen war. frau otten trug an dem tag ein graues woll kleid von ann demeulemeester, dass ich bis heute noch genau vor mir sehe und bis ins detail beschreiben kann. es bestand aus einer art rechteckigen plaid und hatte an einer längsseite vier oder fünf große löcher. man wickelte sich ein und steckte die arme immer wieder durch die löcher. so entstand ein wickelkleid welches am ende von einer sicherkeitsnadel gehalten wurde. ich war so beeindruckt, weil ich zum ersten mal ein teil von einem zur avantgarde zählenden designer an einem körper gesehen habe, ein kleid das ich aus einer zeitung kannte und schon vom bild begeistert war. frau otten brachte heute dieses kleid mit und zeigte es als beispiel für diese neue idee von form die eindeutig japanischen designideen entspricht und so gar nichts mit traditionellen europäische vorstellungen von kleidung gemein hat. es war also ein zweifaches wiedersehen, einmal mit frau otten selbst und dann mit der idee dieses kleides die für einen kurzen moment real wurde. leider ist qualität des bildes so schlecht, es zeigt wie das teil getragen wird. das kleid ist übrigens auch ein gutes beispiel für sich verändernde dimension, ähnlich dem mantel von margiela im gestrigen post.
beide vorträge fanden im zweiten teil des tagesprogramms statt. ebenso der in diesen kontext gehörende vortrag von prof. dr. petra leutner über die 'unheimlichen räume des rockes', welcher das verhältniss vom körper und raum anhand dieses kleidungsstückes untersuchte.


die referenten am vormittag widmeten sich komplett der präsentation von mode im museen und den sich durch den veränderten kontext ergebenden schwierigkeiten. katja weise untersucht in ihrer magisterarbeit verschiedenen darstellungsformen und deren wirkung auf den besucher, sie bearbeitet somit das was christine waidenschlagen (stattliche museen zu berlin, kunstgewerbemuseum) und amy de la haye (london college of fashion) konzipieren und kuratieren. dabe haben beide frauen durchaus unterschiedliche zielvorgaben und arbeitsweisen.
waidenschlager arbeitet seit 2005 für das kunstgewerbemuseum und ist vorallem für die sich in planung befindliche modesammlung, unter anderen mit der grandiosen exponaten der sammlung kamer/ruf, verantwortlich. sie zeigte die bereits fertigen pläne und erklärte die anordnung und eingleiderung in das kunstgewerbemuseum sehr anschaulich. das jahr 2012 (2013) kann ich kaum abwarten, die präsentation wird, sofern sie so umgesetzt wird, anderen großen modesammlungen in nichts nachstehen.
amy de la haye konzipiert ebenfalls modeaustellungen, unter anderem für museen wie das londoner victoria and albert museum, allerdings unter anderen gesichtspunkten. sie konzipiert temporär und kann so auch ein thema ganz anders bearbeiten als es für daueraustellungen möglich ist. vor allem aber zeigte sie eine deutliche entwicklung hin zu emotionaleren schauen. so werden zum beispiel spuren von leben (z.B. lippenstiftreste am kragen eines brautkleides) nicht mehr entfernt sondern als teil der identität von kleid und träger mit konserviert, oder verfallsprozesse werden nicht aufgehalten. dies geschieht oft auch auf wunsch derer die ihre oft einzigartigen sammlungen hergeben, sie wollen teil der geschichte des kleides bleiben. so ist dann designerkleid eben nicht nur ein umgesetzter entwurf, sondern beinhaltet auch alle wünsche und träume des vormaligen trägers.
mode ist wirklich viel mehr als das was gerade in dem moment irgendwo hängt, in einem laden oder an einem körper. letztendlich ist sie auch selbst ein raum der vieles beinhaltet und noch platz für unheimlich viel mehr hat. wenn ich wieder die möglichkeit habe eine solche tagung zu besuchen, bin ich sofort dabei!