ich schaue viel fern, momentan wieder mehr als die letzten jahre, und ich kenne mich auch ziemlich mit dem laufenden programm verschiedener sender aus. meine derzeitigen lieblingssendungen handeln von mädchenschulen in den 50-ern, freundinnen und heimatgefühl. alles öffentlich-rechtlich und sehr unterhaltsam. ich habe keine wirklichen serien denen ich verfallen bin, kann ohne vieles leben, aber ich mag es doch in gewisse themenwelten einzudringen und mich vielleicht auch 'wegzudenken'. das zdf sendet wieder den landarzt, eine neue staffel und ein neuer doktor zwar, und alles ist wie früher. die titelmelodie versetzt mich auch sofort wieder ins wohnzimmer meiner großmutter, und auch das anheimelnde gefühl ist wieder da. die gute alte zeit...
gerade heute bekam ich einen link zugeschickt, der mich direkt zu einer mittlerweile zwei jahre alten abhandlung über das medienphänomen florian silbereisen und dessen 'audiovisuelle potemkinsche dörfer' führte. ein schönes wort, sehr schön sogar. ich finde den jungen schlechtangezogenen mann äusserst anstrengend, aber er hat durchaus eine größere berechtigung als vieles andere. komischerweise halte ich ihn für glaubhafter als zum beipiel sido bei postars. der unterschied liegt im respekt gegenüber den zuschauern. die teilnehmenden, auch stars genannt, sind mündig und werden nicht aus unterschichten nach medienwirksamkeit gecastet, landen am ende nicht im dschungel.
dann gibts auch noch arte, und das liebe ich ja gerade sehr. ich habe da allein in den letzten fünf tagen drei sendungen über mode gesehen, dieses thema wird ja sonst sehr stiefmütterlich im fernsehen behandelt.
gestern abend fesselte mich ein dokumentarfilm von und über gustav hofer und luca ragazzi. beide sind journalisten und seit mehr als acht jahren zusammen, sie leben in rom und führen gar kein so schlechtes leben. gustav kam mir auch gleich bekannt vor, ist manchmal moderator auf arte und ziemlich nett anzuschauen. also gustav kam auf die idee mal zu schauen, und im film festzuhalten, wie die italiener so zu gleichgeschlechtlichen partnerschaften stehen. die ministerin für gleichstellung war natürlich dafür und so sollte es ja in ihrem amt auch sein. interessanter aber waren die thesen anderer. es gab zum beispiel eine dame, ebenfalls in einen hohen amt, die theoretisch gar nicht so blöde ansichten hatte, aber aufgrund ihres amtes und ihrer parteizugehörigkeit nicht anders kann als dagegen zu sein. schön dokumentiert waren vorallem die endlossitzungen und deren sinnfreiheit. jeder wollte dabei sein und alle etwas dazu sagen, und gustav immer dabei. er ging zu demonstrationen, zu denen beider seiten, und fragte was die leute denken, und manchmal brachte er auch sein beispiel und seine liebe ins spiel. da ist auch klar welche reaktionen da stellenweise zu erwarten waren. und vorallem wie verbohrt die doch alle waren. homosexualität wird viellfach mit pädophilie gleichgesetzt – ich war bisschen fassungslos, denke aber auch das die italienischen lager nicht mit ihrer meinung allein dastehen. ich stehe ja nicht auf diesem ganzen pseudofamilienquatsch und brauche für mein eigenes leben (und zum jetzigen zeitpunkt) weder 'ehemann' noch kinder, ich finde aber durchaus dass jeder die gleichen rechte haben sollte. und es egal ist wenn man heiratet!
bildungs- oder unterschichtenfernsehen, im grunde gibts doch eigentlich alles. es ist einfach eine frage der persönlichen entscheidung, und der sich daraus ergebenden selektion. und schließlich kann man ja auch nicht immer nur bildungsfernsehen schauen, für die pausen gibts den landarzt.