2013/03/11

Wiesbadens Neuer...


Schade, ich bin nicht lange genug Wiesbadener um schon zur Wahl gehen zu dürfen. Dabei ist eine Bürgermeisterwahl doch ein guter Einstieg in die rege Teilnahme an der Kommunalpolitik, gerade wenn man neu zugezogen ist. Nun ist es nicht zu ändern gewesen, aber immerhin habe ich mitgefiebert und am Ende hat der gewonnen der am sympathischsten von den Plakaten lächelte: Sven Gerich von der SPD.
Wiesbaden ist ein konservatives Städtchen, aber anscheinend haben die Hiesigen genug von 16 Jahren CDU Herrschaft und vor allem von der den Wahlplakaten abzulesenden Selbstherrlichkeit Helmut Müllers (rein subjektive Meinung meinerseits). Doch bei 34% Wahlbeteiligung und einem Ergebnis von 51 zu 49 Prozent für Sven Gerich kann man nun auch nicht von einem haushohen Sieg sprechen, sondern eher vom Glück ein paar mehr Wähler mobilisieren zu können. 
Lag es am Alter, am schwul sein oder letztendlich an den besseren Argumenten? Vielleicht an dem Quäntchen mehr Bodenhaftung die Gerich noch inne zu wohnen scheint? Zumindest haben Herrn Müller auch seine orangefarbenen Luftballons nicht helfen können, die er noch schnell auf dem Wiesbadener Plätzen (und natürlich vor der ESWE-Zentrale, deren Aufsichtsratsvorsitzender Müller neben Posten beim Sparkassen-Giroverband und der Nassauischen Sparkasse ist) verteilte. 


Nach sieben Jahren als ein von einem Schwulen regierter Berliner bin ich nun ein von einem Schwulen regierter Wiesbadener. Und das ist auch gut so, um mal eine altbekannte Floskel zum Besten zu geben. Auch wenn Berlin sich von einer Misere in die nächste manövriert, kann man der Stadt doch zumindest weder Langweile noch Spiessigkeit nachsagen. Vielleicht gelingt es ja Herrn Gerich finanzielle Weitsichtigkeit, soziale Belange und internationalen Glamourgeist, Schwule haben ja angeblich immer Stil und Geschmack, zu verbinden. 
Ich wage zu bezweifeln, dass auf dem Bowling Green vor dem Kurhaus bald ein Zelt stehen wird und vier Tage lang Modenschauen stattfinden. Aber vielleicht gibt es neben ausreichend Kitaplätzen und dem zu schaffenden Wohnraum auch noch Kapazitäten für ein bisschen Kunst und Kultur, denn auch daran besteht Bedarf. Wiesbaden hat das Zeug dazu konservative Beschaulichkeit mit dem Flair einer modernen Landeshauptstadt zu verbinden, mal sehen was Sven Gerich daraus macht. 

Bilder von hier und hier